Vorteile, aber auch widrige Umstände
Die Ankündigung des neuen Charité Biomedical Fund (CBF) stand schon im März 2009 im Programm des alljährlichen Charité Biomedical Entrepreneurship Summit; im November 2010 erfolgte das First Closing und der offizielle Launch dann im Rahmen des jüngsten Summit am 11. und 12. April. Zu den Alleinstellungsmerkmalen des Venture Capital-Fonds gehört ein Kooperationsvertrag mit der Berliner Charité mit ihren 15.000 Beschäftigten. Die Verwaltung liegt in den Händen der Peppermint Venture Partners, die sich seit vielen Jahren im Beteiligungsgeschäft engagiert. Managing Partner Dr. Klaus Stöckemann: „Die Charité ist das größte Universitätsklinikum und meldet mehr Patente an als alle anderen deutschen medizinischen Fakultäten. Wir haben hier einen privilegierten Zugang zu Projekten und Meinungsbildnern.“ Zudem soll die Institution in die Evaluierung von Investitionsmöglichkeiten des Fonds eingebunden werden. „Auch gibt es eine enge Zusammenarbeit mit der Stiftung Charité, die Ärzte und klinische Forscher zu unternehmerischem Handeln vernetzt“, so Stöckemann. Zu den Ursachen, warum man nach den ersten Signalen im März 2009 so lange Zurückhaltung übte, wollen sich die Beteiligten nicht äußern. Szenekenner führen sowohl Dauer als auch Diskretion auf die äußeren Umstände zurück: Die Charité steht massiv im politischen Fokus Berlins sowie unter den Zwängen der Gesundheitsreform und ist zu massiven Sparmaßnahmen gezwungen.
Selektive Investments in Pharmaprojekte
Der Charité Biomedical Fund investiert vor allem in junge Medizin- und Diagnostikunternehmen sowie in Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen, die ungelöste medizinische Probleme und Märkte mit hohem Wachstumspotenzial adressieren. „Es handelt sich hier in aller Regel um Firmen, deren Produkte von Ärzten patientennah entwickelt wurden und für die bereits erste klinische Ergebnisse, Prototypen oder Interessenbekundungen von Industriepartnern vorliegen“, schildert Stöckemann die Investitionsstrategie. Außerdem, so das Peppermint-Management, sollte selektiv in außergewöhnlich attraktive Pharmaprojekte investiert werden, etwa die Nutzung bereits zugelassener Medikamente in anderen Indikationen.
Bunte Mischung an Kapitalgebern
Nach dem First Closing im November lag das Volumen des Fonds bei 29 Mio. EUR. Zu den Investoren gehört u.a. die Stiftung Charité, deren Initiatorin die gebürtige Berlinerin Johanna Quandt aus der gleichnamigen Bad Homburger Unternehmerdynastie ist. Ihr Engagement lässt sich aus familiären Verbindungen ableiten, denn ihr Großvater Max Rubner übernahm 1891 an der damaligen Friedrich-Wilhelm-Universität – heute Humboldt-Universität – den Lehrstuhl für Hygiene von Robert Koch. Weiteres Kapital haben institutionelle Anleger wie die Investitionsbank des Landes Berlin (IBB) und die NRW.Bank, Unternehmer sowie das Managementteam beigesteuert. Für zusätzliche institutionelle Anleger, aber auch Family Offices, steht der Fonds offen, bis die avisierte Zielgröße von 40 bis 60 Mio. EUR erreicht ist.
Torsten Holler
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