VC Magazin: Herr Dr. Schönenberger, Sie haben im Juli das First Closing des UnternehmerTUM-Fonds gemeldet, der besonders früh in junge, technologiebasierte Unternehmen investiert. Wie ist das Projekt in der Hochschullandschaft aufgenommen worden?
Schönenberger: Das Echo auf den Startschuss für den Fonds war groß und durch und durch positiv, nicht nur von den Hochschulen. Der Tenor war: UnternehmerTUM und die Investoren setzen ein Zeichen für die Stärkung der Innovations- und Gründerkultur in Deutschland. Dieses Zeichen wurde in der Politik, in der Wirtschaft wahrgenommen – vor allem aber bei den Gründerteams und potenziellen Investoren.
VC Magazin: Sie hatten das First Closing bei 12 Mio. EUR und streben 25 Mio. EUR an. Was hat sich bislang getan und wie wird sich der Fonds mit Commitments in der nahen Zukunft entwickeln?
Schönenberger: Die breite Berichterstattung über den Fonds hat Family Offices, private und institutionelle Anleger auf uns aufmerksam gemacht. Einen weiteren Investor konnten wir seit dem First Closing bereits gewinnen, mit einigen anderen sind wir in sehr konkreten Gesprächen. Wir sind im Fundraising auf einem sehr guten Weg, unser Ziel im nächsten Jahr zu erreichen.
VC Magazin: Können Sie schon ein erstes quantitatives Fazit Ihrer Arbeit ziehen?
Schönenberger: In den ersten beiden Monaten nach dem Start haben wir über 400 Geschäftsideen aus ganz Deutschland bekommen. Mehr als 100 davon waren so gut, dass wir uns das Geschäftsmodell genauer angesehen haben. Fast 60% der Ideen kommen aus dem Bereich IKT, 23% aus der Medizintechnik, 11% aus dem Cleantech-Segment. Der hohe Anteil der Medizintechnik spiegelt die Stärke des Standorts München in dieser Branche wider. Die Ideen kommen vielfach aus unserem Netzwerk: Technologien der TU München (www.tum.de), den Fraunhofer-Instituten (www.fraunhofer.de), der Max-Planck-Gesellschaft (www.mpg.de) und anderen Forschungsinstituten.
VC Magazin: Haben Sie schon erste Anfragen einer vertieften Prüfung unterzogen?
Schönenberger: Unser Fonds-Team hat sich in den letzten Wochen mit vielen spannenden Geschäftsmodellen befasst. Wir haben einen sehr guten Dealflow und können nun operativ arbeiten. In der nächsten Zeit werden wir bei acht Teams eine Due Diligence durchführen. Mit den ersten Investments rechnen wir in den nächsten beiden Quartalen.
VC Magazin: Durch die starke Ausrichtung auf forschende oder forschungsnahe Einrichtungen haben Sie quasi den Finger am Puls der Zukunft. Können Sie Trends erkennen, welche Techniken und Technologien morgen für eine breite Masse interessant sind?
Schönenberger: Ein Technologievorsprung ist ein wichtiger Wettbewerbsvorteil – und der ist für das Investment entscheidend. Rund ein Viertel der relevanten Geschäftsideen kommt aus dem Bereich Internet. Das sind keine Copycats, wir werfen hier einen Blick in die Zukunft des Internets. Das sind Technologien für die semantische Suche oder Bewegtbilder, die das Netz im nächsten Jahrzehnt prägen werden. Im Bereich Elektronik haben wir Technologien, die zum Beispiel in der Medizintechnik neue Diagnose- und Therapieverfahren ermöglichen.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview!
Das Interview führte Torsten Paßmann.
Zum Gesprächspartner
Dr. Helmut Schönenberger ist Mitgründer und Geschäftsführer der UnternehmerTUM (www.unternehmertum.de), dem Zentrum für Innovation und Gründung an der TU München. Seit Sommer 2011 ist er auch Geschäftsführer und Managing Partner des UnternehmerTUM-Fonds.