Zwischen Januar 2009 und Juni 2010 haben laut Thomson Reuters 389 chinesische Unternehmen erfolgreich einen Börsengang durchgeführt. Etwa zwei Drittel haben sich für ein IPO an der Börse in Shenzhen entschieden, die Chinas zweitgrößter Handelsplatz ist. Bevorzugt genutzt wird sie vor allem von kleineren und mittelgroßen Unternehmen aus Wachstumsbranchen. Ausländischen Investoren ist der Zugang nur eingeschränkt möglich: Von mehr als 1.300 gelisteten Unternehmen handeln weniger als 60 sogenannte „B-Aktien“, die ausländischen Investoren offenstehen und in Hongkong-Dollar abgerechnet werden.
Von den insgesamt 389 chinesischen Neuemittenten haben sich 55 für den Börsenstandort Hongkong entschieden, weitere 20 für Shanghai. Mit rund 930 Unternehmen sind in Shanghai zwar weniger Unternehmen notiert als in Shenzhen, die Marktkapitalisierung des Börsenplatzes ist aber dennoch mehr als doppelt so hoch. Letzteres liegt daran, dass chinesische Großunternehmen und Finanzinstitute fast ausschließlich in Shanghai gehandelt werden. Doch auch in Shanghai können gebietsfremde Investoren nur aus knapp 60 „B-Aktien“ auswählen, die in diesem Fall in US-Dollar abgerechnet werden. Für den Börsenplatz Hongkong existieren derartige Restriktionen nicht, zahlreiche Banken aus dem deutschsprachigen Raum bieten den Handel dort notierter Titel an.
Interessant ist nun der Vergleich der Wertentwicklung der neu emittierten Aktien chinesischer Unternehmen nach Handelsplatz: Die in Shenzhen, Hongkong und Shanghai ausgegebenen Aktien haben sich jeweils signifikant besser entwickelt als Aktien derjenigen Unternehmen, die an jedem der weiter entfernten Handelsplätze wie der Nasdaq, der New Yorker Börse oder in Singapur emittiert wurden.
Ein chinesisches Sprichwort lautet: „Jedes Ding hat drei Seiten: eine, die Du siehst, eine, die ich sehe, und eine, die wir beide nicht sehen.“ Ob diejenige Seite, die ausländischen Investoren verborgen bleibt, womöglich überproportional groß ausfällt, wurde in diesem Zusammenhang leider nicht überliefert.
Zum Autor
Andreas Uhde, früherer Chefredakteur des VentureCapital Magazins, kommentiert regelmäßig aktuelle Entwicklungen des weltweiten Private Equity-Marktes.