In Europa, und auch global betrachtet, kann man eine erhebliche Beteiligung von Corporate Venture Capital-Gesellschaften an entsprechenden Finanzierungen feststellen. Die großen pharmazeutischen Unternehmen versuchen sich zunehmend selbst als Investor zu positionieren, um der Gefahr austrocknender Pipelines zu begegnen. Was ist also die Rolle eines unabhängigen Life Sciences-VCs in diesem Umfeld?
Ich habe an dieser Stelle schon darüber gesprochen: Die Zeiten sind vorbei, als VCs Biotech-Unternehmen finanzierten, ausschließlich mit dem Gedanken, daraus ein integriertes, selbstständiges Unternehmen zu machen. Das Geschäftsmodell des VCs muss sich differenzieren: auf Plattformebene wird man weiterhin solche traditionellen Finanzierungsmodelle erfolgreich einsetzen. Aber zunehmend wird die Finanzierung von genau umrissenen Entwicklungsprojekten ein wichtiger Bestandteil einer Investitionsstrategie sein. Gerade die Chance, mit Corporate Venture Capital-Partnern eng zusammenarbeiten zu können, bietet VCs die Möglichkeit, in Sachen Kapitaleffizienz, Kapitalumschlagsgeschwindigkeit und Anlagequalität den Investoren ein attraktives Angebot zu machen.
Wir glauben daher: Die Kooperation von unabhängigen VCs mit ihren Pendants in Konzernen zur Finanzierung von Biotech-Innovationen kann speziell bei projektfokussierten Anlässen große Vorteile für alle Beteiligten bringen. Bei Plattformfinanzierungen, die, wie wir alle wissen, einen langen Atem und viel Geld erfordern, ist eine Kooperation mit Business Angels und Family Offices immer dann von Vorteil für alle, wenn das Know-how eines spezialisierten VCs zum Erfolg der Beteiligung maßgeblich beitragen kann. Wir Venture Capital-Investoren müssen also unser Business-Modell neu denken und unterliegen damit auch selbst dem Zwang zur Innovation.