Neue Investoren, langfristige Strategien Private Equity-Dachfonds haben bei institutionellen Investoren zuletzt wieder Boden gutgemacht. Insgesamt 11,3 Mrd. USD konnten Private Equity-Dachfonds weltweit laut Datenanbieter Preqin von Januar bis November 2011 bei Pensionsfonds, Versicherungen etc. einsammeln. Von dem Spitzenwert von 60,2 Mrd. USD im Jahr 2007 ist dieses Ergebnis zwar noch weit entfernt, doch die Investoren scheinen sich wieder nachhaltig für Investments in Private Equity-Dachfonds zu interessieren: Laut Preqin geben 78% von 150 befragten Limited Partnern an, innerhalb der nächsten drei Jahre mit weiteren Commitments in Fund of Funds zu planen bzw. darüber nachzudenken. Offenbar entscheiden sich auch zunehmend Neuinvestoren für die Assetklasse. „2011 war das Interesse von Investoren an Private Equity-Engagements viel konkreter als in den Vorjahren. Einige haben an neuen Private Equity-Strategien gearbeitet und diese mit uns umgesetzt“, berichtet Dr. Rainer Ender, Managing Director des Schweizer Dachfondsmanagers Adveq Management (www.adveq.com). Diesen Zulauf konnte offenbar auch die Verunsicherung durch die Eurokrise nicht stoppen: „Unsere Kunden sind daran interessiert, ihre Private Equity-Strategien langfristig umzusetzen. Da konnte auch die unsichere Lage an den Börsen im dritten Quartal die Nachfrage kaum bremsen“, sagt Ender. Die langfristige Orientierung von Private Equity-Anlagen über Konjunkturzyklen hinweg stelle für Investoren derzeit einen Pluspunkt dar. Mehr Home-Bias Dennoch scheint es derzeit nicht leicht zu sein, Kapital von institutionellen Investoren einzuwerben. Bis zu einem First Closing vergehen mitunter lange Zeiträume von über einem Jahr. 49% der von Preqin regelmäßig befragten Dachfondsmanager geben an, dass sich die Fundraising-Dauer im Vergleich zur Situation vor zwölf Monaten noch einmal verlängert hat. Limited Partner schauen sehr genau hin und stellen hohe Anforderungen an Managementteams. „Kunden wollen heute konkrete Produkte sehen, die sich bereits in der Umsetzung befinden“, sagt Ender und erläutert: „Fonds, die irgendwann in einigen Monaten ihre Geschäftstätigkeit aufnehmen wollen, werden nicht gezeichnet. Das Kapital muss schnell investiert werden, damit sich rasch Erfolge abzeichnen – das erwarten die Investoren.“ Was Ender außerdem beobachtet, ist die Tendenz einiger Institutioneller, verstärkt auf ihren Heimatmarkt zu setzen und Investments außerhalb zu scheuen. „Viele Investoren weltweit haben wieder mehr Home-Bias“, berichtet Ender. „Sowohl in Europa als auch in den USA fühlt man sich mit Investitionen im eigenen Heimatgebiet am wohlsten. Das ist der derzeitigen Unsicherheit auf den Märkten geschuldet“, so der Dachfondsmanager. Kleine Buyouts mit großen Chancen In den ersten drei Quartalen dieses Jahres sammelten laut Preqin Dachfonds mit Investitionsfokus auf Nordamerika 5,6 Mrd. USD ein, 1,9 Mrd. USD entfielen auf Fonds mit Europa-Strategie. 63% der Private Equity Fund of Funds, die sich laut Preqin aktuell im Fundraising befinden, planen Investments in Buyout-Fonds. Adveq setzt Ender zufolge in diesem Bereich auf kleinere Tickets: „Im Large Buyout-Bereich ist sehr viel Kapital vorhanden, weil die zu großen Zielfonds, die vor der Finanzkrise geschlossen wurden, ihr Kapital immer noch nicht vollständig investiert haben. Bei kleinen Buyouts hingegen war die Deal-Aktivität auch während der Krise robust, das Fundraising schrumpfte jedoch signifikant. Hier sehen wir heute eine Unterkapazität und somit gute Chancen“, erklärt Ender. Privatanleger seit August zögerlicher In Deutschland mussten Private Equity-Fonds im dritten Quartal 2011 eine deutliche Verlangsamung ihres Fundraisings hinnehmen: Konnten im ersten Quartal des Jahres 28,6 Mio. EUR und im zweiten Quartal sogar 57,1 Mio. EUR platziert werden, weist die Statistik des Verbands Geschlossene Fonds (VGF, www.vgf-online.de) für das dritte Quartal nur noch 14 Mio. EUR aus. Hier hat sich laut VGF die Eurokrise niedergeschlagen, die ab August das Investmentklima über alle Anlageklassen hinweg getrübt habe. Die Zögerlichkeit der Anleger im zweiten Halbjahr spürten auch deutsche Anbieter von Private Equity-Dachfonds, die im Retail-Markt tätig sind. „Das Jahr 2011 war zweigeteilt: Ein Großteil des Gesamtvolumens, das wir seit Januar eingeworben haben, floss uns im ersten Halbjahr zu. Seit Mitte August hat sich das Geschäft dem allgemeinen Markttrend folgend etwas abgeschwächt“, zieht Christian Brezina Bilanz, Leiter Fondsmanagement Private Equity beim Sachwerte-Spezialisten Wealth Management Capital Holding GmbH (WealthCap, www.wealthcap.com). Ausschüttungen als Vertriebsargument Die Unicredit-Tochter war 2011 im Privatanlegerbereich einer der aktivsten deutschen Anbieter und brachte gleich zwei Dachfondsprodukte auf den Weg: Der Fonds WealthCap Private Equity 13/14 bietet eine Publikums- und eine Private Placement-Tranche und plant Investments in europäische Buyout-Fonds, während der erst vor einigen Wochen aufgelegte und ähnlich konstruierte WealthCap Private Equity 15/16 den Schwerpunkt auf amerikanische Buyout-Zielfonds legt. „Es war eine bewusste Entscheidung, beide Produkte mit zeitlicher Überschneidung anzubieten. Der Anleger hat dadurch die Wahl, ob er in Euro oder Dollar investieren möchte – das ist im Moment für viele Kunden ein wichtiges Thema“, erklärt Brezina. Auch im Retail-Markt stellen die Kunden derzeit hohe Anforderungen, beobachtet er. „Unserem Vertrieb hat es in diesem Jahr sehr geholfen, dass wir einen Track Record und eine gute Performance aufweisen konnten. Wir haben auch in den vergangenen Jahren konstant Ausschüttungen geleistet, bis zum Jahresende werden wir 50 Mio. EUR an die Anleger zurückgeführt haben – das schafft Vertrauen“, ist sich Brezina sicher. Laut eigenen Angaben hat WealthCap in den ersten drei Quartalen 2011 85 Mio. EUR platziert. „Assetklasse hat sich bewährt“ Ähnlich erfolgreich war die RWB AG (www.rwb-ag.de): Der Private Equity-Spezialist erreichte von Januar bis September 2011 ein Platzierungsvolumen von 84 Mio. EUR. Die Großprojekte für 2012 hat das Emissionshaus bereits gestartet: Im vierten Quartal 2011 launchte RWB gleich vier Dachfonds, von denen einer global investiert (Global Market V) und drei sich auf bestimmte Regionen konzentrieren (Special Market Funds Asia I, Germany III und China IV). Der Fondsinitiator BVT (www.bvt.de) bietet derzeit den Global Fund IX zur Zeichnung an und rechnet mit einem guten Ergebnis, „wenn auch Spitzenergebnisse wie auf Vorkrisenniveau derzeit aufgrund der unsicheren Marktlage nicht möglich sein werden“, wie Geschäftsführer Robert List sagt. Trotz des herausfordernden Umfelds sieht er gute Chancen für die Anlageklasse Private Equity gerade bei Privatanlegern im Dachfondsbereich: „Der Rückblick auf die Ausschüttungen und die Fondsentwicklungen der vergangenen zehn Jahre bestärkt uns in der Überzeugung, dass Private Equity-Dachfonds für Privatanleger ihre Bewährungsprobe bestanden haben. Das Dachfonds-Konzept hat sich bewährt, weil es das Anlagerisiko minimiert“, ist List überzeugt. Private Equity-Anlagen sollten gerade in Krisenzeiten immer Teil eines gut diversifizierten Portfolios sein. Im Moment sei der Zeitpunkt zur Anlage besonders günstig, weil Übertreibungen wie zu Vorkrisenzeiten nicht stattfänden. Fazit Sowohl institutionelle als auch private Anleger haben 2011 neues Vertrauen in die Anlageklasse Private Equity gefasst. Dachfondsanbieter bewegten sich in einem positiveren Marktumfeld. Dennoch dürfte gerade das Fundraising 2012 weiter eine Herausforderung darstellen: Die Investoren bleiben vor dem Hintergrund der ungelösten Eurokrise zurückhaltend und stellen hohe Ansprüche an Transparenz und Qualität der Fondsinitiatoren. Susanne Gläser