Lokale Investorenlandschaft gegenüber Alternative Assets gespalten

Allgemein gute Aussichten trotz Krise

Private Equity beinhaltet seit Jahrzehnten unterschiedliche Zyklen einzelner Strategien, die teilweise gegenläufig korrelierend sind. So bieten aktuelle „vintage years“ wahrscheinlich gute, langfristige Opportunitäten für Private Equity-Häuser, um künftige Gewinne einzufahren. In der Vergangenheit wurde die beste Performance bei jenen Fonds erzielt, die in den Rezessionsjahren aufgelegt wurden. Fakt ist, dass der Beteiligungsmarkt aktuell zum einen unter dem unsicheren makroökonomischen Umfeld als auch unter schwierigen Finanzierungsbedingungen für große Buyout-Transaktionen leidet. Die Fonds wiederum tun sich schwer bei den Institutionellen Kapitalgebern an das frische Kapital für neue Fondsprodukte heranzukommen. Als gesunde Marktentwicklung erleben wir aber, dass der sich in den Jahren 2007 und 2008 signifikant angehäufte Kapitalüberhang (Fundraising-Volumen deutlich höher als das investierte Kapital) gegenwärtig wieder umkehrt. Wenn auch auf niedriger Basis (Niveau vergleichbar zu Ende der 1990er Jahre), liegt das investierte Kapital seit 2009 wieder über dem eingeworbenen Kapital der Fonds.

Positive Signale aus Teilbereichen

Innerhalb des Private-Equity-Universums zeigt sich das Segment der kleineren und mittleren Buyout-Fonds relativ robust und attraktiv für Investoren. Starke Bewegung ist auch auf dem Sekundärmarkt zu sehen, denn der Kauf von so genannten „gebrauchten Portfolios“ wird in diesen Zeiten von intensiven Deal Flow und attraktiven Preisen profitieren. Auch das Segment „Special Situations/Distressed“ geht als möglicher Gewinner aus der Krise hervor. Großen Appetit gibt es gegenwärtig für mit stärker auf laufende Erträge verbundene Anlageklassen wie Infrastruktur und Mezzanine sowie Erneuerbare Energie/CleanTech-Projekte. Einige große Häuser haben hierfür signifikante Allokationspläne und Budgets freigeschaufelt.

Allokationsappetit auf „echte“ Werte

Laut diverser Marktstudien will die große Mehrheit der Institutionellen Investoren die Private Equity-Allokation in den kommenden Jahren weiter erhöhen. Parallel gelten Anlageklassen wie Infrastruktur, Rohstoffe, Immobilien und Emerging Markets als die Gewinner von morgen. Insgesamt dürften wir schon eine größere Zuwendung zu Alternative Assets, denn der Anlage- und Renditedruck ist immens. Daher müssen institutionelle Kapitalanleger stärker ins Risiko gehen, denn deutsche Staatsanleihen können derzeit nicht die notwendige Garantieverzinsung von morgen erzielen. Insbesondere durch volatilere Aktienmärkte und lang anhaltenden Niedrigzinsphasen machen sich die Asset Manager vieler Institutionen verstärkt auf die Suche nach alternativen Anlageklassen. In diesem Kontext gewinnen – auch vor dem Hintergrund eines Inflationsszenarios – so genannte „Real Assets“ stark an Gewicht. Infrastruktur ist beispielsweise bereits ein fester Bestandteil der Asset Allocation bei internationalen Anlegern, insbesondere in Australien und Kanada: So beläuft sich die Infrastruktur-Allokation zahlreicher nordamerikanischer als auch australischer Pensionskassen auf durchschnittlich um die 10%. Der US-Pensionsfonds Calpers veröffentlichte erst kürzlich, dass er allein in diesem Jahr bereits knapp 80 „Investment Proposals“ für Infrastrukturfonds analysiert hätte – so viel wie noch nie seit Auflegung dessen Inflation-linked-Programmes im Jahr 2007. 

Deutsche Investoren noch zurückhaltend

So sind die großen internationalen Institutionen mit einer signifikanten Allokation in alternative Anlageklassen langfristig nicht schlecht gefahren. Auch in Deutschland gewinnen neue Überlegungen im Rahmen der strategischen Asset Allocation an Bedeutung, um Spielraum für eine Diversifikation in alternative Anlagesegmente zu schaffen. Dabei muss es ja nicht gleich eine über 20%-ige Allokation in Infrastruktur sein, wie es mit Omers einer der größten kanadischen Pensionfonds vormacht; es muss auch nicht der fokussierte Ansatz von Yale sein, der seit Jahren hohe zweistellige Allokationsquoten für Alternatives fährt (gegenwärtig 30% für Private Equity und 27% für Real Assets inklusive Infrastruktur.)
Letztendlich fällt aber auf, dass trotz aller Prognosen die durchschnittliche Allokation in den Alternative-Bereich in Deutschland sehr gering ist. Hiesige Versicherungen sind beispielsweise im Durchschnitt nur unter 1% in Private Equity investiert – die Infrastruktur-Allokation ist bei vielen noch nicht vorhanden. Mikroallokationen in Höhe von unter 1% bringen aber kaum den gewünschten Diversifizierungsaspekt oder Mehrwert auf Gesamtportfolio-Ebene.

Konkrete Bedenken

Grundsätzlich ist der Bedarf und die Notwendigkeit nach höherer Diversifizierung und Ausbau der Alternative Investment-Allokation auf der Agenda vieler lokaler Institutioneller. Es ist davon auszugehen, dass sich die Verteilung stärker in Richtung Private Equity und noch deutlicher in Richtung Infrastruktur und erneuerbare Energien verschieben und weg von sogenannten Absolute Return-Strategien wie Hedgefonds.  Es gibt aber auch Gründe für die Zurückhaltung unter den institutionellen Kapitalanlegern: Viele haben konkrete Bedenken gegenüber alternativen Anlageklassen (fehlende Transparenz; Risikoeinschätzung; fehlende interne Ressourcen), parallel sorgen aktuell geführte Diskussionen über regulatorische Änderungen eher für Verunsicherung als konkrete Aktivität. Betrachtet man allein die Solvency II-Diskussion – einhergehend mit der notwendigen Eigenkapitalunterlegung für Staatsanleihen (gegen „0“) versus Private Equity (gegen „50%“) – so scheint der politische Wille eher zu sein, in „risikolose“ Staatsanleihen zu investieren als privates Kapital für notwendige Infrastrukturobjekte oder innovative Unternehmensgründungen zu gewinnen. Die Publikumspresse tut ihr Übriges: Eine eher negative Berichterstattung sorgt für Unsicherheit, denn nichts wird mehr befürchtet als signifikantes Schlagzeilenrisiko. Allerdings hat die Private Equity-Branche viel gelernt und kommuniziert heute besser – und Themen wie „Social Responsible Investing“ sind heute Bestandteil der Prüfung eines jeden Investments.

Fazit:

Somit ist die aktuelle Laune der deutschen institutionellen Investoren hinsichtlich Alternative Investments wohl eher mit einem Gemischtwarenladen zu beschreiben. Aber auch in diesen Zeiten wird es trotz allgemeinem Herdentrieb Krisengewinner und Opportunitäten geben. Und das sehen auch die institutionellen Investoren, denn die wollen ja laut diverser Studien ihre Allokation in Private Equity und Infrastruktur deutlich aus- bzw. aufbauen – trotz Staaten- und/oder Bankenkrise und trotz teils negativer Presse.

Zum Autor
Uwe Fleischhauer ist Mitgründer und Geschäftsführer der Yielco Investments GmbH (www.yielco.com). Der Schwerpunkt der Alternative Investment-Boutique liegt auf den Anlageklassen Infrastruktur, Mezzanine, Cleantech und Private Equity. Bis Sommer 2011 war er Geschäftsführer von Fleischhauer, Hoyer & Partner (FHP), Private Equity Consultants.