VC Magazin: Herr Braun, geben Sie unseren Lesern einen Überblick über die Schweizer Business Angels-Szene.
Braun: Die Schweiz hat zwar eine relativ überschaubare Szene, allerdings liegen die Investitionen pro Kopf im europaweiten Spitzenbereich und übertreffen in relativen Zahlen sogar die Investitionen in Deutschland und Großbritannien. Business Angels und ihre Start-ups profitieren außerdem von einer sehr guten Förderinfrastruktur wie den Angeboten der staatlichen Kommission für Technologie und Innovation KTI und von der hervorragenden Ausbildung an den Schweizer Universitäten wie der ETH Zürich oder der Universität St. Gallen. Die Begegnung zwischen Start-ups und Investoren wird auf Veranstaltungen durch private oder öffentliche Initiatoren gefördert.
VC Magazin: Sie bieten Privatinvestoren mit dem Mountain Club ein Netzwerk für Investments an. Welche Vorteile haben Ihre Mitglieder?
Braun: Die Idee für die Initiierung des Mountain Club ist aus dem Netzwerk von Mountain Partners heraus entstanden. Wir bieten Privatinvestoren die Möglichkeit, sich zusammen mit anderen privaten und mit einem Lead-Investor an Deals zu beteiligen. Die Transaktionen werden geprüft, die Verträge ausgearbeitet, als Lead-Investor treten renommierte institutionelle Investoren sowie langjährig erfahrene Privatinvestoren auf. Damit haben unsere Mitglieder nicht nur den Vorteil, dass sie in bereits strukturierte Deals einsteigen können, sondern auch die Gewissheit, dass in Person des Lead-Investors ein Branchenexperte investiert, der durch sein Commitment für die Qualität des Deals steht und durch seine Erfahrung eine optimale Betreuung des Unternehmens garantieren kann.
VC Magazin: Was unterscheidet den Mountain Club von anderen Business Angels-Netzwerken?
Braun: Weil sich bereits ein Lead-Investor beteiligt hat, können die Finanzierungen sehr schnell geschlossen werden, das erhöht sozusagen unsere „Firepower“. Unsere Mitglieder beteiligen sich an Deals zu den Konditionen, die der Lead-Investor bereits ausgehandelt hat. Unsere standardisierten Prozesse sorgen für einen komfortablen, reibungslosen Ablauf und helfen Kosten sparen. Der Lead-Investor hat Effizienzvorteile aufgrund der Stimmrechtsbündelung und unsere Mitglieder freuen sich durch das „gemeinsame“ Investieren über ein geringeres Risiko. Unser Modell beschränkt die Transaktionen somit auch nicht auf einzelne Branchen. Meist handelt es sich um Deals aus den Pipelines institutioneller Partner, die Privatinvestoren sonst schwer zugänglich sind. Dank unserer strategischen Kooperation mit einer Schweizer Großbank bieten wir unseren Mitgliedern Unterstützung beim kompletten Beteiligungsprozess, bis hin zur Bereitstellung eines Transaktionskontos.
VC Magazin: Wie managen Sie den Organisationsaufwand solcher gemeinsamer Investitionen?
Braun: Ein wahres „Highlight“ ist sicherlich unsere neu entwickelte Online-Plattform. Diese bietet den Koinvestoren einen optimalen Support in Bezug auf Qualität der Deal-Auswahl, Komfort und Sicherheit bei Abwicklung und Administration ihrer Beteiligungen. Erstmals gibt es damit einen rein internetbasierten Beteiligungsprozess an privat gehaltenen Gesellschaften. Wir verzeichnen eine große Nachfrage auch von anderen Netzwerken nach diesem Tool und gehen davon aus, dass das gesamte Ökosystem der Privatinvestoren in naher Zukunft von unserer Innovation profitieren wird.
VC Magazin: Wie setzt sich der Kreis Ihrer Mitglieder zusammen?
Braun: Derzeit haben wir knapp 70 Mitglieder, die meist einen unternehmerischen Hintergrund mitbringen. Oft stehen sie an der Spitze eines Unternehmens oder haben lange Jahre ein Unternehmen geführt. Unsere Mitglieder stammen vor allem aus dem deutschsprachigen Raum, aber immer öfter stoßen auch Investoren aus anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Polen oder Ungarn zu uns. Der erste Kontakt kommt meist auf Empfehlungen zustande. Denn wichtig ist vor allem eins: Unsere Mitglieder sollen interessante Persönlichkeiten sein, mit denen man gerne Zeit verbringt und Geschäfte macht.
VC Magazin: Welche Konditionen gelten für die Mitgliedschaft?
Braun: Wir wünschen uns aktiv investierende Mitglieder, wir möchten keine Zaungäste, die sich bei uns über Deals informieren, dann aber anderweitig investieren. Daher erheben wir eine Aufnahmegebühr und eine Jahresgebühr in Höhe von je 10.000 CHF. Über ein Kuponsystem wird diese Gebühr jedoch zurückerstattet, wenn ein Mitglied sich an Deals beteiligt. Von den kapitalsuchenden Unternehmen, die sich unseren Investoren vorstellen, verlangen wir übrigens keine Gebühren. Sie zahlen nur im Erfolgsfall einen prozentualen Anteil am vermittelten Kapital, der sich gestaffelt nach Dealgröße zwischen 3,5% und 5% bewegt.
VC Magazin: Was war das spannendste Investment, an dem sich Investoren des Mountain Club 2011 beteiligt haben?
Braun: Seit Mai 2010 haben wir 21 Deals mit einem Gesamtvolumen von 72 Mio. EUR geschlossen. Unsere Investoren waren u.a. am amerikanischen Medienunternehmen Digital Domain beteiligt, das im November an die Börse gegangen ist. Da haben wir vom Dealsourcing bis zum Gang aufs Parkett den kompletten Prozess begleitet. Weitere Investments im vergangenen Jahr waren beispielsweise ein Berliner Hersteller von Automotive-Software und ein Taxi-Rufservice aus Österreich. In der Schweiz haben wir uns bislang an drei Unternehmen beteiligt – von Biotech bis Apps.
VC Magazin: Welche Branchen werden im Jahr 2012 attraktive Investmentmöglichkeiten für Privatinvestoren bieten?
Braun: Interessant sind derzeit schnell skalierende Unternehmen, die das Potenzial haben, zügig international zu expandieren. Wir haben derzeit einige E-Commerce-Themen in der Pipeline, da wird sich 2012 viel bewegen, und auch neue Suchmaschinen-Konzepte könnten interessant werden. Aber auch im Bereich Old Economy können sich Chancen ergeben.
VC Magazin: Danke für das Gespräch, Herr Braun!
Das Gespräch führte Susanne Gläser.
Zum Gesprächspartner:
Peter E. Braun ist Präsident des Verwaltungsrats der von ihm mitbegründeten Mountain Club AG (www.mountain-club.ag). Das Netzwerk von derzeit 70 Privatinvestoren unterstützt die Administration und Vernetzung von Business Angels.