Reiner Seelheim, VGF: „Die Branche müsste zufrieden sein“

VC Magazin: Das Platzierungsvolumen deutscher Private Equity-Fonds ist 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 16% gestiegen, allerdings liegen Beteiligungsfonds nach wie vor weit abgeschlagen hinter anderen Bereichen wie z.B. Immobilien- und Schiffsfonds. Wie zufrieden kann die Branche mit diesem Ergebnis sein?

Seelheim: Vor dem Hintergrund des aktuellen Marktumfeldes müsste die Branche durchaus zufrieden sein. Beim VGF (www.vgf-online.de) spüren wir seit Monaten eine starke Verunsicherung bei den Anlegern, und die betrifft alle Anlagethemen. Darunter leiden alle geschlossenen Fonds, nicht nur Beteiligungsfonds. Allerdings hat Private Equity in der Vermittlung an den Anleger schon ein Problem mit dem gängigen Blind Pool-Konzept: Man weiß einfach vorher nicht, wie das Management das angelegte Kapital investieren wird. Viele Anleger fragen aber gerade jetzt Investments nach, die sie sozusagen anfassen können.

VC Magazin: Wie haben sich die Auszahlungen 2011 entwickelt?

Seelheim: Private Equity-Fonds in Deutschland haben 2011 über 101 Mio. EUR an die Anleger ausgeschüttet, das ist eine Steigerung zum Vorjahr von über 205%. Allerdings gibt es einen Wermutstropfen: Diese Gelder wurden so gut wie nicht mehr investiert. Die Anleger horten ihr Cash derzeit lieber, als es zu reinvestieren.

VC Magazin: Während das Investitionsvolumen der Privatanleger in geschlossene Fonds insgesamt mit 8% leicht zurückging, steigerten die institutionellen Anleger ihre Commitments um 67%. Wie erklären Sie diesen Anstieg?

Seelheim: Es ist einigen größeren Anbietern recht gut gelungen, den geschlossenen Fonds bei Institutionellen stärker zu positionieren. Bislang dominierten ja Anlagevehikel wie die Sicaf, hier hat sich eine kleine Trendwende eingestellt. Der große Ausschlag nach oben liegt aber im Erfolg von zwei einzelnen Fonds begründet, nämlich dem Infrastrukturfonds M31 der CommerzReal (www.commerzreal.com) und dem KGAL European Sustainable Power Fund 2 (www.kgal.de), die zusammen über eine halbe Milliarde Euro platziert haben.

VC Magazin: Zu den Verlierern gehörten 2011 Energiefonds, die mit einem Minus von 23% unerwartet starken Rückgang zu verzeichnen hatten. Vor dem Hintergrund der Energiewende kommt dieses Ergebnis überraschend…

Seelheim: Tatsächlich hätten wir hier mit deutlich mehr gerechnet. Allerdings hat es sich gezeigt, dass der Markt im Moment nicht genügend Projekte bietet, in die geschlossene Fonds investieren könnten. Es besteht also kein Vertriebs-, sondern ein Asset-Problem. Der Wettbewerb gerade durch ausländische Investoren und Strategen ist enorm, diese zahlen oft Preise, die 15% oder 20% über dem liegen, was geschlossene Fonds bieten können.

 

VC Magazin: Welche Schlussfolgerungen zieht der VGF aus den Platzierungszahlen für die Verbandsarbeit im neuen Jahr?

Seelheim: Gegen das makroökonomische Umfeld können wir als Verband natürlich nichts tun, wir stellen uns vielmehr darauf ein, dass 2012 ähnlich unstet verläuft wie das alte Jahr. Mit unserer Kampagne „Das kleine Wirtschaftswunder“ wollen wir aber Aufklärungsarbeit unter den Anlegern leisten und Vorurteile bezüglich geschlossener Fonds ausräumen. Ziel ist es, auf die Bedeutung von Sachwertinvestitionen hinzuweisen und sie von anderen Anlagen wie beispielsweise Aktienfonds abzugrenzen. Außerdem wird der Verband natürlich auch weiterhin die Interessen der Branche bei der Umsetzung der neuen Regulierungsvorschriften vertreten und seine Mitglieder bei der Vorbereitung begleiten.


VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch
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Das Interview führte Susanne Gläser.

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Zum Gesprächspartner:

Reiner Seelheim ist Mitglied im Vorstand des VGF Verband Geschlossene Fonds e.V. (www.vgf-online.de), der Interessenvertretung der Emittenten geschlossener Fonds in Deutschland. Er ist erfahrener Private Equity-Manager und war bis vor Kurzem CEO des Emissionshauses Nordcapital (www.nordcapital.com).