Vom Berater zum Investor
Bevor es Steve Burrill ins Beteiligungsgeschäft verschlug, war er 28 Jahre lang für die Beratungsgesellschaft Ernst & Young (www.ey.com) tätig und beriet hauptsächlich Kunden aus den Bereichen Biotechnologie, Life Sciences, Hochtechnologie und verarbeitende Industrie. „Ich hatte mit Leuten zu tun, die den ganzen Tag über hart arbeiteten, um Krankheiten zu heilen oder gegen den weltweiten Hunger anzukämpfen, die nicht nur schnelles Geld im Internet machen wollten“, erinnert sich Burrill. Das spornte den Berater an: „Ich entschied schließlich, meine Karriere neu auszurichten – von einer rein beratenden hin zu einer führenden Rolle.“
1994 gründete er Burrill & Company (www.burrillandco.com) und unterstützte Life Sciences-Firmen zunächst beim Aufbau ihrer Geschäftsfelder und übernahm deren Banking. „1998 entstand dann die Idee, strategische Investments in die interessantesten Unternehmen zu tätigen“, erzählt Burrill. Investoren für den ersten Fonds Burrill Agbio Capital Fund waren schnell gefunden, vorwiegend große Konzerne aus dem Life Sciences-Bereich stellten 66 Mio. USD zur Verfügung.
LPs aus aller Welt
Heute verwaltet Burrill & Company insgesamt 1,5 Mrd. USD und hat acht Fonds gegründet, die mit unterschiedlichem regionalem Fokus in Life Sciences-Firmen investieren. Das Fundraising für den Burrill Capital Fund IV läuft derzeit, 313 Mio. USD Kapital wurden bereits zugesagt, das Zielvolumen liegt bei 500 Mio. USD. Zu den Investoren der Burrill-Fonds zählen Großkonzerne auch aus dem deutschsprachigen Raum wie Henkel (www.henkel.de), Nestlé (www.nestle.de), Novartis (www.novartis.de), Bayer CropScience (www.agrar.bayer.de) und internationale Player wie Procter & Gamble (www.pg.com), Unilever (www.unilever.de) und Kraft Foods (www.kraftfoodscompany.com).
Neben der Zentrale in San Francisco ist Burrill & Company mit Niederlassungen u.a. in London, Zürich, New York, Dubai, Singapur, Kuala Lumpur und mit einem Venture Partner in Oslo vertreten. 80 Mitarbeiter arbeiten für das Unternehmen. „Wir sind einer der größten Life Sciences-Investoren weltweit“, sagt Gründer Burrill. Neben dem Beteiligungsgeschäft bietet die Firma Investmentbanking-Dienstleistungen an, hat eigene Börsenindizes entworfen, unterstützt bei Lizenzierungs- und Partnering-Verfahren und organisiert Fachkonferenzen.
Breite Investmentstrategie
Im Fokus des Investment-Arms liegen Life Sciences-Unternehmen aller Subsektoren – von Biotechnologie über Arzneimittelentwicklung bis zu Medizintechnik. Auch Biokraftstoffe und -energie stehen auf der Investment-Agenda. Meistens steigen die Fonds in A- oder B-Runden-Finanzierungen ein, „aber wir sind da nicht dogmatisch“, erklärt Burrill. Wichtig seien eine überzeugende Technologie, ein dynamischer Markt und optimale regulatorische Bedingungen.
Ganz genau prüft das Investmentteam auch das Management potenzieller Portfoliounternehmen. „Wir bekommen jeden Monat 100 bis 200 Anfragen auf den Tisch – am Ende investieren wir in ein Unternehmen von 100“, sagt Burrill. Pro Unternehmen fließen insgesamt zwischen 5 und 10 Mio. USD, fast immer übernehmen Burrill-Manager Funktionen im Aufsichtsrat der Beteiligungsunternehmen. Eine aktive Unterstützung der Firmen sei dem Team sehr wichtig, ohne aber die Firmen komplett umzukrempeln: „Wir sind aktive Investoren, keine aktivistischen“, erklärt Burrill.
Blick auf Exit-Märkte
Von den insgesamt 106 Beteiligungen, die Burrill & Company bislang eingegangen ist, saßen nur zehn oder elf Unternehmen in Europa, erinnert sich der Firmengründer. Der letzte Deal in Deutschland war der Verkauf des Dresdner Biotech-Unternehmens Elbion GmbH an die finnische Biotie Therapies Oy (www.biotie.fi) im Herbst 2008. Deutsche Venture Capital-Investoren beteiligen sich hingegen als Koinvestoren immer wieder an der Seite von Burrill an amerikanischen Unternehmen. TVM (www.tvm-capital.com) aus München erzielte beispielsweise 2007 einen lukrativen Exit, als das Portfoliounternehmen Pharmasset mit 193 Mio. USD Marktkapitalisierung an die Nasdaq (www.nasdaq.com) ging, insgesamt waren 55 Mio. USD an Venture Capital in das Unternehmen geflossen.
„Wir investieren dort, wo wir die besten Opportunitäten identifizieren“, sagt Burrill und betont: „Das gilt auch für Europa.“ Allerdings hätten die schlechten Exit-Märkte Beteiligungen an europäischen Firmen zuletzt gehemmt: „Das Problem ist nicht, geeignete europäische Targets zu finden. Das Problem besteht darin, sie wieder zu verkaufen. Wenn wir auf einen Horizont von drei bis vier Jahren keine attraktive Exit-Möglichkeit sehen, investieren wir nicht“, stellt der Firmenkäufer klar.
Ausblick
Im Fundraising ist Burrill & Company derzeit höchst aktiv, geplant sind Fonds in Kanada, China und Malaysia. Der Burrill Brazil Fund I hat für ein First Closing Kapitalzusagen von 125 Mio. USD für Investments in Brasilien erhalten, geplant sind insgesamt 200 Mio. USD. In Europa läuft gerade das Fundraising für einen Fonds, der im Bereich Digital Health aktiv werden soll. „Das Smartphone eröffnet der Medizin ganz neue Möglichkeiten, an denen wir partizipieren wollen“, so Burrill. Ein Closing soll bereits 2012 erfolgen, auf Investorenseite ist die Gesellschaft derzeit mit dem European Investment Fund, einigen großen europäischen Konzernen und vermögenden Privatpersonen im Gespräch.
Susanne Gläser
Kurzprofil Burrill & Company
Typ: Life Sciences-Investor
Standort: San Francisco
Gründung: 1994
Mitarbeiter: 80
Verwaltetes Volumen: 1,5 Mrd. USD
Portfoliounternehmen: 106 seit Gründung
Internet: www.burrillandco.com