VC Magazin: Im Zuge der Eurokrise sagen viele Marktbeobachter bereits einen Boom von alternativen Investments voraus. Welches Interesse können Sie bei Privatanlegern derzeit beobachten?
List: Die Logik spricht absolut für eine solche Entwicklung, nur fürchte ich, dass bei einigen Marktteilnehmern der Wunsch Vater des Gedankens ist. Wir haben derzeit eine historisch einmalige Situation, in der die Inflationsraten höher sind als die Renditen, die im sogenannten sicheren Anlagebereich erzielt werden können. Das bedeutet, es geht heute nicht mehr um Vermögenssteigerung, sondern um Vermögenserhalt! Deshalb kann man nicht oft genug betonen, wie wichtig Investitionen in Sachwerte sind. Gerade Privatanleger sind derzeit allerdings sehr zurückhaltend und setzen stark auf Liquidität. Meinem Gefühl nach verharrt das Anlegervertrauen auf einem neuen Tiefpunkt seit der Lehman-Krise.
VC Magazin: Die Suche nach neuen Möglichkeiten der Kapitalallokation lässt Anleger derzeit in alle Richtungen denken. Mit dem Internet-Boom in Berlin rücken hierzulande auch Online-Geschäftsmodelle wieder in den Blick. BVT war 2004 mit dem BVT Games Production Fund einer der First Mover im Bereich Gaming. Wie hat sich der Fonds seither entwickelt?
List: Unser erster Games-Fonds hat eine Nachsteuerrendite von 6% erzielt. Mit den Nachfolgefonds sind wir noch in der Investitions- bzw. Deinvestitionsphase. Wir haben mit beiden Fonds ausschließlich in Konsolenspiele investiert – heute stehen dagegen Online-Games im Vordergrund. Aus unserer Sicht ist jedoch fraglich, ob sich die bislang stark werbegetriebenen Geschäftsmodelle dieser neuen Games-Generation bewähren werden. Wir wollen deshalb erst einmal keinen neuen Fonds in diesem Bereich auflegen.
VC Magazin: Mit dem 2009 geschlossenen BVT-CAM Private Equity New Markets Fund befinden Sie sich derzeit in der Commitment-Phase. In welchen Ländern sehen Sie die größten Opportunitäten?
List: Wir sehen die besten Chancen in Asien, insbesondere in Indien und China. Aber auch kleinere Märkte wie Israel oder Indonesien halten wir für interessant. Gerade in diesen neuen Zielländern kommt es entscheidend auf die Kenntnis der lokalen Märkte und das Know-how vor Ort an. Das gilt natürlich immer – in den New Markets ist es aber umso wichtiger, denn viele Fondsmanager sind noch nicht lange genug tätig, als dass sie belastbare Zahlen zum Track Record vorliegen hätten. Unser Partner DB Private Equity verfügt über ein globales Netzwerk, das den Zugang zu den erfolgversprechendsten General Partnern ermöglicht.
VC Magazin: Mit dem BVT-CAM Private Equity Global Fund IX International Secondaries sind Sie voraussichtlich noch bis Jahresmitte in der Platzierung. Welche Vorteile bieten Secondaries auch für Privatanleger?
List: Der Sekundärmarkt ist für Privatanleger wahrscheinlich das am besten geeignete Segment. Die Portfolios sind kein Blindpool mehr, die Zielunternehmen stehen nicht mehr am Anfang der klassischen J-Kurve. Dadurch sind die Zahlungsströme und Rückflüsse sehr gut prognostizierbar. Absolut gesehen werden dadurch die Renditen geschmälert – aber die Sicherheit ist eben auch viel größer, und das ist Privatanlegern unserer Erfahrung nach sehr wichtig. Die Resonanz auf dieses Thema ist groß: Unser Zielvolumen für den aktuellen Fonds liegt bei 30 Mio. EUR, über 20 Mio. EUR haben wir bereits platziert.
VC Magazin: Der neue Secondaries-Fonds wird wie der Vorgänger ausschließlich über den DB Secondary Opportunities Fund II Ihres Partners DB Private Equity investieren. Welche Zielfondsinvestments hat der DB-Fonds bislang getätigt?
List: Die Namen der bislang erworbenen Fondsanteile dürfen wir leider nicht nennen. Wir haben jedoch seit letztem Sommer in einen europäischen Buyout-Fonds, einen europäischen Venture Capital-Fonds, einen Secondary Direct-Fonds, einen US-Mezzanine-Fonds und einen Special Opportunities-Fonds investiert – jeweils mit deutlichen Abschlägen zum Net Asset Value zwischen 20 und 30%, beim Venture-Fonds waren es sogar 58%.
VC Magazin: Für den Anleger ergeben sich bei diesem Modell Gebühren auf drei Ebenen. Welche Rendite darf er am Ende erwarten?
List: Theoretisch ist diese Sichtweise natürlich richtig. Wenn sie die Gebührenstruktur aber durchrechnen, sind die Kosten für den Anleger am Ende nicht höher als bei einem „normalen“ Dachfondsmodell. Der DB-Fonds hat keine Upfront Fees, sondern ausschließlich laufende Gebühren. Wir selbst haben vergleichsweise niedrige laufende Gebühren, dazu kommen die üblichen vertriebsbedingten Gebühren. So bewegen wir uns im Marktvergleich insgesamt im mittleren Bereich. Man darf auch nicht vergessen: Die Diversifikation verlangt dem Anleger eben auch eine Prämie ab. Wir streben für unsere Anleger trotzdem eine Rendite im unteren zweistelligen Bereich an.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.
Das Gespräch führte Susanne Gläser.
Zum Gesprächspartner:
Robert List ist Geschäftsführer der BVT Beratungs-, Verwaltungs- und Treuhandgesellschaft für internationale Vermögensanlagen mbH (www.bvt.de) und Leiter des Kompetenzbereichs Vertrieb.