Eine Portion Glück
Fred Duswald, Vorstandsvorsitzender der AVCO, begrüßte die Teilnehmer der Jahrestagung und wies dabei auf die geringe Größe des heimischen Beteiligungsmarkts hin. Die Investitionszahlen des Jahres 2011 seien im internationalen Vergleich ebenfalls niedrig gewesen. Dennoch werde die Tagung zeigen, dass es viele Erfolgsbeispiele und positive Signale gebe. Den Beweis trat Gerhard Fiala an, Gründer und Managing Partner von Pontis Capital. Die Gesellschaft konnte im vergangenen Jahr ein erstes Closing ihres neuen Fonds verkünden – nach zwei Jahren Anstrengungen. Investoren seien im derzeitigen Marktumfeld sehr zögerlich, berichtete Fiala, deshalb müssten Fondsmanager zielstrebig agieren und ein gewisses Durchhaltevermögen mitbringen. „Am Ende hilft auch eine Portion Glück“, verriet er augenzwinkernd ein weiteres Geheimnis seines Fundraising-Erfolgs.
AIFM und Liechtenstein
Welche Chancen auch börsennotierte österreichische Unternehmen Investoren bieten, führte Klaus Umek in seiner Keynote-Rede aus. Als Partner der Investment-Gesellschaft Petrus Advisers beteiligt er sich über einen Hedgefonds an unterbewerteten gelisteten Firmen. Um nicht-börsennotierte Unternehmen, die in Krisensituationen stecken, ging es in einem der Panels. Alexander Hohendanner, Partner bei Deloitte, beklagte, es gebe im Sanierungs-Bereich zu wenig aktive Private Equity-Häuser. Eine Spezialisierung, nach der nicht jeder alles finanziere, sei absolut sinnvoll, hielt Eric Trüeb, Partner bei Capvis, dagegen. Grenzüberschreitende Probleme bei der Umsetzung der AIFM-Richtlinie diskutierte Ulrike Hinrichs mit den Teilnehmern, die als Geschäftsführerin des deutschen Branchenverbands BVK von den Gesetzgebungsvorhaben der deutschen Regierung berichtete: „Mit deutscher Gründlichkeit wird hier mehr reguliert werden, als von der EU-Richtlinie vorgegeben“, befürchtete Hinrichs. Welche Rahmenbedingungen hingegen das Fürstentum Liechtenstein für die Beteiligungsbranche plant, erklärte Guenter Dobrauz-Saldapenna, der für PwC im Auftrag der Stabsstelle für internationale Finanzplatz Agenden (SIFA) im Fürstentum tätig ist.
Mittelstand im Fokus
Insgesamt stellte die Tagung ein klares Bekenntnis der Branche zum heimischen Mittelstand dar. „Der österreichische Mittelstand ist tendenziell unterkapitalisiert – mit zunehmend knapperem Fremdkapital wird sich die Situation noch verschärfen“, prophezeite Sebastian Erich. Der Leiter des Großkunden-Geschäfts bei der Erste Bank betonte: „Wir legen hier einen klaren Wachstumsfokus.“ Von ihrer Zusammenarbeit mit dem österreichischen Mittelstand berichteten auch die Schweizer Investoren Dr. Björn Böckenförde und Kurt Hitz von Zurmont Madison, die ihr aktuellstes Investment in das Mechatronik-Unternehmen Akatech vorstellten. Dr. Jürgen Marchart, Geschäftsführer der AVCO, freute sich am Ende der Veranstaltung: „Auch heuer wieder haben zahlreiche Besucher die AVCO Jahrestagung zum Netzwerken und zur Diskussion der wichtigsten Themen genutzt, die die österreichische Private Equity- und Venture Capital-Industrie zur Zeit bewegen. Wenn auch vielleicht nicht auf all diese Fragen die Antworten gefunden wurde, so wurden doch von den nationalen und internationalen Referenen und Besuchern zahlreiche Inputs und Argumente in die Diskussion eingebracht.“ Aufs nächste Jahr freut sich der AVCO-Funktionär bereits: „Man darf gespannt sein auf die nächste AVCO Jahrestagung und sehen, welche Antworten bis dahin gefunden wurden und welche Fragen bis dahin neu auftreten.“