VC Magazin: Die IBB Beteiligungsgesellschaft war in den Rankings hinsichtlich der Investitionstätigkeit zuletzt immer ganz oben zu finden. Wie viele Investments planen Sie im Jahr 2012, wie viele sind Sie bereits eingegangen?
Zeller: Wir freuen uns, dass unsere rege Aktivität wahrgenommen wird. Das ist auch ein Zeichen, dass das Umfeld hier in Berlin gut ist. Wir planen keine genaue Zahl an Investments, sondern orientieren uns an den Volumina der Vorjahre, in denen wir immer rund 10 bis 12 Mio. EUR investiert haben. Sofern wir die entsprechende Qualität in potenziellen Zielunternehmen vorfinden, werden wir diese Größenordnung wieder anpeilen. Dahinter verbergen sich jedoch Zuflüsse von 50 bis 70 Mio. EUR in die Zielunternehmen, weil wir grundsätzlich gemeinsam mit privaten Investoren einsteigen. Im ersten Quartal 2012 haben wir an acht Investitionsrunden teilgenommen.
VC Magazin: Wer sind aktuell Ihre bevorzugten Investmentpartner? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den neu gegründeten Berliner Inkubatoren?
Zeller: Wir setzen grundsätzlich auf den Gründer, er sollte unserer Philosophie nach die Mehrheit am Unternehmen halten. Von daher widerspricht sich das teilweise mit dem Inkubatorenmodell. Wir beobachten jedoch eine Zunahme an Business Angels, mit denen wir gerne zusammenarbeiten. Viele der etablierten deutschen Venture Capitalisten, die wir als Partner natürlich ebenfalls schätzen, befinden sich gerade im Fundraising, leider haben sie zuletzt nur wenige Neuinvestments getätigt.
VC Magazin: In welche Branchen investieren Sie aktuell am intensivsten?
Zeller: Hier in Berlin gibt es eine ausgeprägte Struktur in den Technologiefeldern Biotechnologie, Internet und Kreativwirtschaft. Wir sehen inzwischen wieder mehr Biotech-Deals und natürlich ein großes Betätigungsfeld im Bereich Internet, Online-Werbung, Targeting, Cloud Computing und das Zusammenwachsen von Social und Mobile-Themen. Hier könnte man mit Blick auf die vielen Deals der letzten Monate von einem neuen Hype sprechen. Inzwischen kann man mit Internet Geld verdienen – und das mit einem relativ niedrigen Kapitaleinsatz.
VC Magazin: Was bedeutet das für das Preisniveau?
Zeller: Die Mieten steigen, das Leben in der Stadt wird teurer. Auch bei den Beteiligungen hat das Preisniveau in den gehypten Branchen deutlich angezogen. Wir beobachten das kritisch und sind grundsätzlich nicht bereit, überhitzte Preise zu akzeptieren.
VC Magazin: Wie würden Sie die Aktivität der IBB im Beteiligungsgeschäft im bundesweiten Vergleich der Förder- und Landesbanken einordnen?
Zeller: Wir sind in Berlin am wohl spannendsten Ort in Deutschland. Auf das Investitionsvolumen bezogen investieren wir rund ein Drittel in Seed-Fälle und gehen hier oft auch in den Lead. In den späteren Phasen überlassen wir gerne auch unseren Partnern diese Rolle. Wir fühlen uns sowohl als Lead-, Co-Lead- und Koinvestor wohl. In den Statistiken ist Berlin aktuell ungefähr gleichauf mit Nordrhein-Westfalen und ein Stück hinter Bayern. Allerdings gibt es in Berlin, anders als in Bayern und NRW, kaum kapitalintensive mittelständische Transaktionen, was die Bedeutung Berlins und auch der IBB in der Venture Capital-Phase widerspiegelt.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.
Das Interview führte Mathias Renz.
Zum Gesprächspartner:
Marco Zeller ist Geschäftsführer der IBB Beteiligungsgesellschaft mbH (www.ibb-bet.de). Seit 1997 hat die IBB Berliner Technologieunternehmen in Konsortien mit Partnern über 786 Mio. EUR zur Verfügung gestellt.