Obwohl gewisse Parameter wie die Ausstiegsaktivität und die Bewertungen eine gewisse Verbesserung zeigten, deuten die meisten Indikatoren auf ein schwierigeres Umfeld für privates Beteiligungskapital hin. Die Mittelbeschaffungs- und Investmentaktivität blieb verhalten, und die investierbaren Mittel werden folglich nur langsam abgebaut. Und doch war die Branche trotz der Schwäche der Aktienmärkte in der 2. Jahreshälfte 2011 in der Lage, positive Renditen zu generieren.
Fokus auf Alpha führt zu Anpassungen des Geschäftsmodells
Das aufgrund der jüngsten Finanzkrise veränderte Marktumfeld hatte eine veränderte Zusammensetzung der Private Equity-Renditen zur Folge. In den Boomjahren verließen sich Private Equity-Gesellschaften stark auf das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP), einen Anstieg der Bewertungen (günstig kaufen, teuer verkaufen) und eine hohe Finanzierung mit Fremdmitteln (Leverage) als Renditetreiber. Alle diese Renditefaktoren sind Teil des Marktbeta und sind zurzeit praktisch nicht vorhanden. Im aktuellen Umfeld, das von hohem Konkurrenzdruck geprägt ist und in welchem sich die unbeschränkt haftenden Gesellschafter (General Partners, GP, Branchenjargon für Private Equity-Fondsmanager) nicht mehr auf finanztechnische Kniffe (Financial Engineering) verlassen können, hat die aktive Wertschöpfung an Bedeutung gewonnen. Um Renditen für ihre Investoren zu erwirtschaften, mussten sich GPs vermehrt auf die Generierung von Alpha konzentrieren.
Die Erzielung von Renditen auf Alpha-Basis (Managementkompetenz) beginnt mit einer sorgfältigen Transaktionsauswahl in Kombination mit einem gründlichen Due Diligence-Prozess. In einem nächsten Schritt werden operative Verbesserungen angestrebt, die auf den Umsatz (Umsatzwachstum), den Gewinn (Effizienzgewinne), den Aufbau interner Kapazitäten oder die Verbesserung der Corporate Governance-Praktiken ausgerichtet sein können. Diese Maßnahmen sind darauf ausgelegt, den Wert eines Portfoliounternehmens zu erhöhen, um diesen Mehrwert bei einem Ausstieg aus der Anlage realisieren zu können.
Nachhaltigkeitsfragen werden ernster genommen
Die Manager von Private Equity-Fonds nehmen Nachhaltigkeitsaspekte zunehmend ernster. Eine steigende Zahl von Private-Equity-Gesellschaften hat die United Nations Principles of Responsible Investing (UN PRI) unterzeichnet. Gemäß aktuellen Schätzungen handelt es sich bei über 100 Unterzeichnern (rund 10% des Totals) um Private Equity-Firmen. Es gibt keine allgemein gültige Definition von Nachhaltigkeit. Allerdings wird der Begriff immer öfter so ausgelegt, dass er neben ökologischen auch soziale und Governance-Aspekte (ESG-Kriterien) umfasst. GPs reagieren damit nicht nur auf den Druck seitens der Investoren. Sie haben vielmehr erkannt, dass sich die Einhaltung von ESG-Kriterien und nachhaltigen Geschäftspraktiken auch positiv auf ihre Gewinnentwicklung (z.B. über Kosteneinsparungen) auswirken können und – vielleicht noch wichtiger – dass diese heute für das Management von Reputationsrisiken unerlässlich sind. Leser, die an detaillierteren Informationen interessiert sind, verweisen wir auf unseren vor Kurzem publizierten Bericht «Private equity update and outlook H1 2012».
Marina Stoop, [email protected], +41 44 334 60 47