Deutsche Technologiezentren punkten seit Jahrzehnten

Aus- und Einzug in IT-Inkubatoren

In den 1990er-Jahren eröffneten (wiederum zunächst in den USA) die ersten technologieorientierten Gründerzentren. Die rasante Entwicklung der Computerbranche führte zu ersten IT-Inkubatoren, deren zentrale Großrechneranlagen aufwendig klimatisiert und mit Batteriepuffern und Notstromaggregaten ausgestattet wurden. Dennoch waren es typische Inkubatoren, Gründerzentren eben, aus denen die jungen Firmen nach kurzer Zeit wieder auszogen und eigene Räumlichkeiten bezogen, während neue Gründer von den Universitäten nachrückten.

Anschluss an die Universitäten

Bei den nachfolgenden technologieorientierten Gründungen wurde die Sache etwas komplizierter. Hier benötigten die Gründer Großgeräte und Sicherheitslabore mit z.B. Brandschutz, Lüftung, Abzügen, Gasversorgung und spezieller Laborabwasserentsorgung. Daher wurden die Inkubatoren häufig direkt an dem Labortrakt der Institute angebaut, sodass die jungen Firmen die universitären Geräte und Infrastrukturen mitbenutzen konnten. Ein Auszug in eigene Räumlichkeiten gestaltete sich aber als schwierig, weil solche auf dem freien Immobilienmarkt zumeist nicht zur Verfügung standen. Die jungen Firmen hatten auch nicht die notwendige Kapitaldecke, in klassischen Gewerbeimmobilien eigene Räumlichkeiten aufzubauen.

Entwicklung in Deutschland

Mit dem BioRegio-Wettbewerb des Bundes in den 1990er-Jahren startete ein bisher nie dagewesener Gründungsboom der Branche in Deutschland. Ohne die parallel hierzu gebauten BioParks wäre diese Entwicklung bei Weitem nicht so erfolgreich verlaufen. Nur diese Zentren boten zu bezahlbaren Preisen die notwendige Infrastruktur der zentralen Techniken und Labore mit der Be- und Entsorgung aller notwendigen Medien. Ermöglicht wurde dies aus öffentlichen Mitteln u.a. der Europäischen Union, des Bundes, der Länder oder Kommunen im Zuge einer klassischen Wirtschaftsförderung. Heute sind 45 BioParks mit beinahe 500.000 m2 Fläche in Deutschland aktiv. 25 davon haben sich in einer Arbeitsgruppe BioParks im ADT organisiert. Am Standort Regensburg beispielsweise wurde in drei Bauabschnitten 2001, 2006 und 2011 der BioPark mit 18.000 m2 direkt auf dem Gelände der Universität gebaut. Hier sind heute 32 Mieter mit 550 Mitarbeitern und eigener Kindertagesstätte tätig. Aus ihm hervor ging u.a. das Biotech-Unternehmen Geneart, 2000 gegründet, das 2010 vom US-Konzern Life Technologies gekauft wurde.

Fazit:

Es sind diese landauf und landab zu findenden „deutschen Biotech Bill Gates“, die eindrucksvoll die Rolle dieser Zentren aufzeigen. Wer je einen vergleichenden Blick in entsprechende Labore in den sich rasant entwickelnden BRICS-Staaten geworfen hat, weiß, dass sich dieses Investment mit hohem deutschem Standard noch etwas länger auszahlen wird.

Zum Autor:

Dr. Thomas Diefenthal ist seit 1999 Geschäftsführer der BioPark Regensburg GmbH (www.bioregio-regensburg.de) und Vorstandsmitglied des ADT-Bundesverband Deutscher Innovations-, Technologie- und Gründerzentren e.V. Als Clustermanager ist er einer von drei Sprechern des Arbeitskreises der deutschen BioRegionen im Bundesverband BIO Deutschland e.V.