VC Magazin: Auf der BAI Alternative Investor Conference vergangene Woche in Frankfurt haben sich Investoren und Fondsmanager aus dem alternativen Anlageuniversum getroffen. Wie war die Stimmung in der Branche?
Dornseifer: Rund 360 Teilnehmer auf der Konferenz haben deutlich gemacht, dass alternativen Investments eine immer größere Bedeutung zukommt. Die Stimmung ist natürlich nicht überschwänglich. Nicht nur die Märkte, sondern auch die Regulierungsflut bereiten vielen Fondsmanagern, aber auch den Investoren selbst Kopfzerbrechen. Griechenland ist in der Relegation. Sichere und kompetitive Anlagehäfen gibt es wenige. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir immer wieder auf die Bedeutung und Rolle von alternativen Investments hinweisen. Und diese Botschaft ist auf der Konferenz angekommen. Wir haben insgesamt ein sehr positives Feedback bekommen.
VC Magazin: Wie stehen institutionelle Investoren heute zu alternativen Investments?
Dornseifer: Den Wunsch, verstärkt in alternative Investments zu investieren, sehen wir bei vielen Investoren. Ob es nun alternative UCITS-Fonds (die unter die Undertaking for Investments in Transferable Securities-Investmentdirektive der EU fallen, Anm. d. Red.) oder Hedgefonds, Private Equity- oder Infrastrukturfonds sind. Beklagt wird aber immer häufiger von Investoren, dass alternative Assetklassen bzw. Strategien von Regulierern regelrecht diskriminiert werden. Prominentestes Beispiel ist die überzogene Eigenmittelunterlegung unter Solvency II.
VC Magazin: Wie unterscheidet sich eine typische Asset-Allokation eines institutionellen Investors aus heutiger Sicht von der von vor drei Jahren?
Dornseifer: Aus meiner Sicht greifen institutionelle Investoren vermehrt zu illiquideren Anlageklassen. Der großen Volatilität an den Finanzmärkten versucht man so weit wie möglich zu entgehen. Zudem bieten sich z.B. bei Private Equity oder Infrastruktur interessante Renditemöglichkeiten.
VC Magazin: Wie beeinflussen regulatorische Veränderungen die Anlageentscheidungen?
Dornseifer: Auf der einen Seite hat Regulierung natürlich einen positiven Einfluss. Wenn Regulierung wirklich Sicherheit bringt, dann bevorzugen Investoren das regulierte gegenüber dem unregulierten Produkt. Die große Nachfrage bei den alternativen UCITS-Fonds ist ein Beleg dafür. Viele Investoren werden sicherlich auch das ab Mitte des nächsten Jahres EU-weit verfügbare AIF-Format, also Fonds, die unter der AIFM-Richtlinie aufgelegt werden, wählen. Auf der anderen Seite können positive Effekte aber auch konterkariert werden, wenn es eben zu einer Diskriminierung von bestimmten Assetklassen oder Strategien kommt – Stichwort Eigenmittelunterlegung unter Solvency II. Politik und Aufsicht haben es sich seinerzeit sehr einfach gemacht, eine einzige Auffangkategorie zu schaffen, in der dann undifferenziert völlig unterschiedliche Assetklassen und Strategien erfasst werden. Der BAI hat sich z.B. dafür ausgesprochen, zumindest durch eine dynamische Eigenmittelunterlegung, die mit dem Anlagevolumen in das jeweilige Anlagesegment zunimmt, eine übermäßige Diskriminierung abzumildern – gerade weil sich in dem Sammelbecken „other equities“ wichtige Anlageklassen und Strategien finden, wie z.B. Infrastruktur. Wir brauchen diese Anlagen heute mehr denn je. Denjenigen, die bereit sind zu investieren, dürfen wir keine Steine in den Weg legen.
VC Magazin: Wie hat sich die Bedeutung von Private Equity-Investments verändert?
Dornseifer: Vorweg die zentrale Botschaft: Private Equity als Anlageklasse funktioniert. Investoren bestätigen, dass sie mit Private Equity eine Outperformance gegenüber den Public Markets erzielt haben und suchen daher weltweit nach Opportunitäten, auch in den Emerging Markets. Für bestimmte Investorengruppen sind derzeit Secondaries von großem Interesse. Und dann gibt es natürlich den Trend zu Realwertstrategien, insbesondere Private Equity Real Estate oder Infrastruktur.
VC Magazin: Was bedeutet die aktuelle Debatte über Schattenbanken für die von Ihrem Verband vertretenen Fonds, besonders aus dem Private Equity-Bereich?
Dornseifer: Da diese Debatte zu Beginn sehr undifferenziert geführt wurde, musste jeder befürchten, auf einmal als vermeintliche Schattenbank diffamiert zu werden. Der BAI hat sich hier schon frühzeitig positioniert und zu einer sachlichen Debatte aufgerufen. Dann haben aber als Erstes die Fachgremien und mittlerweile auch die Politik eingesehen, dass eine solche uferlose Debatte nicht zielführend ist und dass gerade aus dem alternativen Fondsuniversum keine wirklichen systemischen Risiken drohen und zudem keine bankähnlichen Aktivitäten ausgeübt werden. Eine Brückenfinanzierung macht eine Private Equity-Gesellschaft nicht zu einer Schattenbank. Hier heißt es jetzt aber, die Arbeiten auf europäischer und internationaler Ebene weiterhin eng zu begleiten, damit diese Fakten nicht übersehen werden.
VC Magazin: Danke für das Interview, Herr Dornseifer.
Das Interview führte Susanne Gläser.
Zum Gesprächspartner:
Frank Dornseifer ist Geschäftsführer Recht und Policy beim Bundesverband Alternative Investments e.V. ( www.bvai.de). Der Verband vertritt die Interessen von rund 120 Mitgliedern aus dem Bereich alternative Anlageklassen und unterhält Kontakte zu wichtigen Institutionen im Finanzsektor wie etwa der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ( www.bafin.de).