Finanzinvestoren sind die richtigen Partner für Nachfolgeregelungen

… die ihnen eine Partnerschaft mit einem Finanzinvestor bietet. Inzwischen ist eine Beteiligungsge-sellschaft als neuer Mitgesellschafter und neutraler Moderator im Beirat des Unternehmens durchaus willkommen. Wichtigste Voraussetzung: Die Chemie muss stimmen. Und: Der Finanzinvestor muss bereit sein, sich in die Welt der Familienunternehmer hineinzudenken. Intensive Gespräche mit dem Investor sollten im Vorfeld alle Punkte geklärt haben und Regeln für das Miteinander in einem Vertrag festgelegt sein. Genauso wie der Eigenkapitalpartner sich das Unternehmen genau anschaut, muss das Familienunternehmen den Finanzinvestor mit Sorgfalt auswählen.

Als Finanzinvestor können wir die in den Studien festgestellte neue Denkweise bestätigen. Insbeson-dere Familienunternehmen haben sich in den letzten zwei Jahren verstärkt an uns gewandt, weil sie eine Lösung für ihre Nachfolge erarbeiten und den Gesellschafterkreis breiter aufstellen wollten. Wenn die Kinder das Unternehmen nicht übernehmen wollen, wenn der Bruder aussteigen will oder die Ehe-frau ihre Anteile abgeben möchte, dann ist ein neutraler Partner die beste Wahl. Eine Beteiligungsge-sellschaft ist an der nachhaltigen Entwicklung des Unternehmens interessiert und blickt nüchtern auf die Familienbande.

Oft trägt gerade der Finanzinvestor als neuer Mitgesellschafter dazu bei, die emotionalen Knoten zwi-schen den Familiengesellschaftern zu lösen. Die Verquickung von Familie und Firma kann das Unter-nehmen lähmen und eine vernünftige Nachfolgeregelung unmöglich machen. Familienmitglieder haben meistens untereinander keine Verträge im Hinblick auf den Umgang mit ihren Firmenanteilen. Steigt der Finanzinvestor ein, kommt ein neutraler Moderator an Bord, der sich an ausgehandelte Regeln hält und außerdem neue Ideen mitbringt. Das Unternehmen wird sich dann mit neuem Schwung der Zukunft zuwenden und der Inhaber die Nachfolge in Ruhe realisieren können.

Wir beobachten, dass die jetzige Generation, die auf die erste Gründergeneration aus den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts gefolgt ist, anders mit dem Nachfolgethema umgeht. Früher hat sich der Unternehmer ab seinem sechzigsten Lebensjahr gesagt, dass er sich erst im nächsten Jahr um die Nachfolge kümmern könne. Und das tat er so lange, bis es zu spät war. Der heutige Unternehmer weiß, dass er sich rechtzeitig kümmern muss. Als Beispiel dient die Firma Ziener, ein Bekleidungsher-steller für den Ski- und Radsport: Der Unternehmer Franz Ziener möchte seinen Kindern eine freie Berufswahl ermöglichen und hat deshalb Hannover Finanz als Minderheitsgesellschafter mit ins Boot geholt und seinen langjährigen Vertriebschef in die Geschäftsführung berufen.

Wichtig war Franz Ziener außerdem, einen Gesellschafter einzubinden, der bereit ist, eine Minderheit zu übernehmen. Es ist verständlich, dass Unternehmer, die ihr Unternehmen jahrelang erfolgreich geführt haben, weiterhin die Entscheidungsgewalt behalten wollen. Beteiligungsmodelle dieser Art sollten auf bis zu zehn Jahre angelegt sein. Unternehmer sehen in Finanzinvestoren zunehmend Sparringspartner, und die Nachfrage nach Minderheitsgesellschaftern nimmt zu. Es ist eben gesünder, rechtzeitig mit einem neutralen Partner zu teilen, als die Regelung der Nachfolge vor sich herzuschieben.

Zum Autor
Jürgen von Wendorff ist Vorstandsmitglied der Hannover Finanz Gruppe ( www.hannoverfinanz.de). Der 1979 gegründete Eigenkapitalpartner beteiligt sich an soliden mittelständischen Unternehmen ab 20 Mio. EUR Jahresumsatz in Wachstumsfällen sowie bei Nachfolgeregelungen und übernimmt auch Minderheiten.