VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Ihr Start-up?
Fricke: Mit Picpack kann man seit nun fünf Monaten seine eigenen Instagram-Bilder als hochwertige Magneten bestellen. Der Ursprungsimpuls stammt von der Tochter von Thomas Albrecht, einem der drei Mitgründer. Vor anderthalb Jahren um Weihnachten herum brachte sie Werbemagnete nach Hause und fragte, warum sie nicht Magnete mit eigenen Bilder haben kann… Da Thomas schon damals ein engagierter Instagram-Nutzer war und gleichzeitig in einer Digitaldruckerei arbeitet lag, die Verbindung von Instagram, Magneten und einem Druckservice quasi auf der Hand.
VC Magazin: Wie haben Sie die bisherige Finanzierung Ihrer Gründungsidee gestemmt?
Fricke: Wir haben bewusst von Anfang auf eine externe Finanzierung verzichtet und uns für Bootstrapping entschieden. Drei Punkte sprachen dafür: Im Gründerteam sind bereits alle Kompetenzen für die Umsetzung von Picpack vorhanden, das Konzept ist vom Start weg auf Umsatz ausgelegt und alle drei Gründer waren durch eine anderweitige Beschäftigung finanziell ausreichend versorgt. Das hat uns ermöglicht, sofort eine erste Version von Picpack zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, statt unsere Zeit für Investorensuche und Verhandlungen aufzuwenden. Außerdem lieben wir unsere Eigenständigkeit.
VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden?
Fricke: Gegen die Karriere als Angestellter spricht per se nichts. So sind beispielsweise zwei von drei Mitgründern auch parallel noch in einem Angestelltenverhältnis. Wir wir uns gefunden haben? Ich kannte Thomas Albrecht über eine frühere Gründung und mit Tadas Ščerbinskas, den Dritten im Boot, habe ich ebenfalls zuvor zusammengearbeitet.
VC Magazin: Wenn Sie auf Ihre bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblicken: Welche Entscheidungen würden Sie erneut treffen?
Fricke: Das Team ist definitiv das Beste, was uns passieren konnte. Ein weiterer Grund, warum wir bis hierhin gekommen sind, ist der unbedingte Fokus auf das Produkt: Wir sind möglichst früh an den Markt gegangen, um unser Konzept zu validieren und genug Anhaltspunkte für die Weiterentwicklung zu bekommen. Wir haben alles ausgelagert, was – wie Buchhaltung, Logistik und Druckdienstleistungen – nicht die Kernkompetenz von Picpack ist. Und wir haben bewusst eine externe Finanzierung abgelehnt. Ohne diese Entscheidungen wäre wir wahrscheinlich noch nicht am Markt, hätten bis hierhin viel Geld verbrannt und immer noch kein Feedback von unseren Kunden, ob unsere Ursprungsidee aufgeht.
VC Magazin: Aus welchen schmerzhaften Erfahrungen konnten Sie besonders viel lernen?
Fricke: Wir kommen alle drei mehr oder weniger von der Seite des Produkts, hatten aber aber eigentlich nur wenig Erfahrung mit Marketing und PR. Hier haben wir am Anfang garantiert einige Chancen liegen gelassen und haben immer noch Potenzial nach oben. Nach unserer Erfahrung sollte man sich möglichst früh außerhalb der eigene Komfortzone bewegen und mit den Teilen des Unternehmens auseinanderzusetzen, mit denen man am wenigsten Erfahrung hat.
VC Magazin: Was sind aus Ihrer Sicht bei den Rahmenbedingungen hierzulande der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?
Fricke: Ich persönlich halte nicht viel von Förderpolitik, in vielen Fällen setzt sie die falsche Anreize, verzerrt den Markt. Eine Gründung per se ist ja immer ein hoch riskantes Unterfangen. Und viele Leute sind risikoavers. Insofern sehe ich eher die Rolle des Gesetzgebers darin, ein Klima und eine Infrastruktur zu schaffen, die das Risiko minimieren und die Entscheidung für den Sprung ins kalte Wasser erleichtern. Also konkret: Es braucht flexible und preiswerte Arbeitsfläche – Coworking Spaces sind eine schöne Blaupause hierfür. Eine flächendeckende Versorgung mit schnellem Internet ist wichtig – bestenfalls gleich flächendeckendes WiFi in Innenstädten und öffentlichen Verkehrsmitteln. Elementar ist auch eine unbürokratische und schnelle Anmeldung von Gesellschaften – mit der UG ist hiermit immerhin ein erster Schritt getan. Und schließlich brauchen wir auch steuerliche Anreize, zumindest für Business Angels, ähnlich dem Angel Investors Tax Deduction Scheme in Singapur.
VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Sie als Vorbilder oder Idole sehen?
Fricke: Steve Jobs unbeirrbarer Fokus auf das Produkt ist definitiv ein Vorbild, ebenso wie Jason Fried von 37signals und seine pointiert eigenständigen Standpunkte, die mich immer wieder zum Hinterfragen des Status quo bringen. In letzter Zeit hat mich auch Elon Musk (Tesla Motors, Space X, Paypal) und sein bisheriges Schaffen – er ist erst 41 – beeindruckt.
VC Magazin: Welche drei bis fünf Apps für Smartphones sind die wichtigsten Helferlein in Ihrem Alltag?
Fricke: Nummer eins ist definitiv das Mailprogramm — ich nutze wohl keine andere App öfters auf dem iPhone. Als zweites natürlich Instagram, ein Quell an visueller Inspiration und Dokumentation. Für die tägliche Dosis Informiertheit nutze ich den Twitter-Client Echofon. Darüber hinaus lese ich viel und gerne; und dafür gibt es derzeit wohl keinen besseren eBook Reader als Readmill, momentan allerdings nur für das iPad.
VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Ihr Start-up und Ihre unternehmerische Zukunft aus?
Fricke: Wir werden das Produkt in den kommenden Monaten weiterentwickeln, wollen weiter organisch wachsen und Picpack zu einem nachhaltig erfolgreichen und gesunden Unternehmen machen.
VC Magazin: Danke für das Interview.
Das Interview führte Torsten Paßmann.
Zum Gesprächspartner
Jakob Fricke hat Picpack (http://getpicpack.com) als ein Wochenendprojekt gemeinsam mit Thomas Albrecht und Tadas Ščerbinskas in Berlin ins Leben gerufen. Er verfügt über langjährige Erfahrung in der Produktenwicklung in jungen Unternehmen und ist bei Picpack vor allem für das Design des Frontends zuständig und erledigt einen Großteil der Kommunikationsarbeit.