VC Magazin: Wie hat sich das M&A-Geschäft in den letzten Jahren angesichts der zurückhaltenden Fremdkapitalvergabe der Banken verändert?
Bauer: Der Fremdkapitalanteil ist deutlich gesunken. Wir sehen nur wenige Transaktionen, bei denen weniger als ein Drittel Eigenkapital eingesetzt wird. Früher haben Private Equity-Fonds, die mit sehr hohem Fremdkapitalhebel arbeiten, die Preise in die Höhe getrieben. Heute kommen eher strategische Investoren mit Industrieexpertise und einem stabilen Cashflow zum Zug.
VC Magazin: In welchen Branchen sehen Sie aktuell die größten Aktivitäten?
Bauer: Wir sehen viel Aktivität im Bereich Finanzdienstleistungen. Die im Zuge der Finanzkrise erhöhten Eigenkapitalanforderungen führen zu einer Marktkonsolidierung. Auch in den Old Economy-Feldern Automotive, Chemie und Rohstoffe sehen wir zunehmendes Investoreninteresse. Im Venture Capital-Bereich zeigen strategische Käufer aus den USA verstärkt Interesse an deutschen Biotech-Unternehmen.
VC Magazin: Sie sind von Juve erstmals für den M&A-Award 2012 nominiert worden. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie?
Bauer: Für die Bekanntgabe der Nominierungen für den Juve-Award recherchiert die Redaktion ein halbes Jahr und führt über 500 Interviews. Im Immobilienrecht war GSK schon dreimal nominiert und hat einmal gewonnen, im Corporate haben wir eine kürzere Historie. Ganz ehrlich: Wir haben mit der Nominierung überhaupt nicht gerechnet. Ich habe davon im Urlaub erfahren und wäre auf Mallorca vor Freude fast vom Liegestuhl gefallen.
VC Magazin: Was glauben Sie waren die Gründe für die Nominierung?
Bauer: Ich denke, dass es eine Kombination mehrerer Faktoren war: Einige Dax-Konzerne im Kreise unserer Mandanten belegen, dass wir inzwischen auch im M&A-Bereich bei großen börsennotierten Unternehmen eine gute Reputation haben. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren Cross-selling stark forciert. Gemeinsam mit Partnern vor allem aus Real Estate und Banking haben wir so im vergangenen Jahr große Projekte für renommierte Mandanten wie EnBW, Pembroke, Deutsche Post, die Deka-Bank oder Lufthansa bearbeitet. Darüber hinaus sind wir international mit unseren Büros in Brüssel und Singapur und unserer europäischen Allianz aus den fünf wichtigsten Jurisdiktionen gut aufgestellt. Wichtig ist meiner Meinung nach auch, dass wir den Mandanten partnergeführten Service bieten, d.h. wir arbeiten – anders als viele internationalen Großkanzleien – mit überschaubaren Teams, in denen der zuständige Partner nicht nur das Mandat akquiriert, sondern auch selbst führt und immer erster Ansprechpartner des Mandanten ist.
VC Magazin: Wer sind die weiteren nominierten Kanzleien, wie gut sehen Sie die Chancen auf die begehrte Auszeichnung?
Bauer: Das sind drei sehr renommierte Großkanzleien: Freshfields, Hengeler Müller und Baker McKenzie. Mit Oppenhoff & Partner ist auch ein nationaler Wettbewerber nominiert, der sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt hat. Wir empfinden die Nominierung als große Ehre und als Ritterschlag. Die Chancen, bei der Zeremonie in der Alten Oper in Frankfurt als Gewinner aufgerufen zu werden, schätze ich aufgrund der namhaften Konkurrenz als sehr gering ein. Und falls es doch klappt, falle ich halt nochmal vom Stuhl.
VC Magazin: Danke für das Interview.