VC Magazin: Gratulation zum 15-jährigen Jubiläum der IBB Beteiligungsgesellschaft! Was sehen Sie als die wichtigsten Meilensteine der Entwicklung Ihres Hauses seit der Gründung an?
Bendisch: Am Anfang stand natürlich die Gründung der IBB Beteiligungsgesellschaft 1997. Unsere Mutter, die IBB, war damals gerade dabei, sich als das zentrale Förderinstitut des Landes Berlin zu etablieren und hatte eine ganze Reihe von neuen Aufgaben übernommen. Sie hatte sich auch klar und deutlich zur Unterstützung von jungen Unternehmen bekannt. Deshalb sollte auch ein eigenes Eigenkapitalprodukt geschaffen werden, um Risiken eingehen, aber auch an Chancen partizipieren zu können. Das war die Geburtsstunde unserer Gesellschaft.
Zeller: In den folgenden Jahren konnten wir die ersten Börsengänge am Neuen Markt begleiten, ein Erfolg war für uns zum Beispiel das IPO der aap Implantate AG. Der spätere Zusammenbruch des Neuen Marktes traf dann natürlich auch uns. Umso erfreulicher war es, dass wir 2004 mit dem VC Fonds Berlin unseren ersten Fonds schließen konnten, der mit EFRE-Mitteln kofinanziert wurde. Nach der schwierigen Phase ab 2001 war das ein wichtiges Commitment der IBB, des Landes und der EU an uns. 2008 übernahmen wir dann das Management des VC Fonds Technologie Berlin und des VC Fonds Kreativwirtschaft Berlin.
VC Magazin: Worauf sind Sie im Rückblick besonders stolz? An welche Episoden erinnern Sie sich weniger gern?
Bendisch: Besonders stolz sind wir auf unsere vier Teams in den Bereichen Creative Industries, Industrial Technologies, IKT und Life Sciences. Einige Kollegen sind seit der ersten Stunde begeistert dabei. Außerdem freuen wir uns über die Berliner Gründer, die uns immer wieder mit tollen Ideen überraschen und neue Entwicklungen anstoßen.
Zeller: Auch wir mussten mit dem Niedergang des Neuen Marktes einige Niederlagen einstecken. Wir haben es aber geschafft, unsere Portfoliounternehmen zu stabilisieren und diese Durststrecke gemeinsam mit ihnen durchzustehen – darauf sind wir im Rückblick sehr stolz. Wir haben weitere Fonds aufgelegt und regelmäßig attraktive Exits realisiert – damit haben wir gezeigt, dass die IBB und das Land Berlin mit Recht ihr Vertrauen in uns gesetzt haben.
VC Magazin: Der Berliner Markt für Beteiligungskapital hat in den vergangenen 15 Jahren einige Hochs und Tiefs durchlaufen. Welche Lehren haben Sie aus den gesammelten Erfahrungen gezogen?
Bendisch: Es hat sich in der Vergangenheit als richtig erwiesen, auf syndizierte Finanzierungsrunden zu setzen, also immer gemeinsam mit privaten Geldgebern zu investieren. Das zahlt sich für alle Beteiligten aus – besonders für die Unternehmen, die dadurch von der Expertise mehrerer Investoren profitieren und in schwierigeren Zeiten auf mehrere starke Partnern bauen können. Wir haben außerdem gelernt, dass Investoren und Gründer immer an einem Strang ziehen müssen. Gerade in den Anfangsphasen von Hochtechnologie-Unternehmen ist der gemeinsame Weg wichtig für den Erfolg.
Zeller: Persönlich haben wir auch gelernt: Man muss immer die Ruhe bewahren! Weder in Zeiten großer Zurückhaltung, wenn alle Investoren ihre Taschen verschließen, noch in Zeiten der Euphorie sollte man sich anstecken lassen. Man muss bei zu hohen Bewertungen auch einmal Nein sagen können!
VC Magazin: Welche Rolle kommt der Beteiligungsgesellschaft einer Förderbank im heutigen Konzert der Berliner Investoren zu?
Zeller: Wir wollen eine Hebelwirkung erzielen: Indem wir zusammen mit privaten Investoren Beteiligungen eingehen, holen wir privates Kapital in junge Unternehmen. In vielen Fällen ermöglichen wir dabei Finanzierungen durch Investoren, die sich andernfalls nicht in den frühen Unternehmensphasen engagieren würden. Mit jedem Euro, den wir investieren, holen wir weitere 5 bis 7 EUR privaten Kapitals dazu. Dabei übernehmen wir, angepasst an den individuellen Fall, die Rolle des Lead-, des Co-Lead- oder einfach eines Koinvestors.
VC Magazin: Wo sehen Sie Ihr Alleinstellungsmerkmal?
Bendisch: Wir sind seit über 15 Jahren ein fairer und verlässlicher Partner für Unternehmer und Mitinvestoren hier in Berlin. Wir sind sehr engagiert in der Gründerszene vor Ort und haben über die Jahre ein erstklassiges Netzwerk aufgebaut.
VC Magazin: Wie würden Sie die IBB Beteiligungsgesellschaft in drei Worten beschreiben?
Bendisch: Venture Capital, fair, freundlich.
Zeller: Zuverlässig, kompetent, sehr erfahren.
VC Magazin: Die Gründerstadt Berlin gerät immer wieder ins Kreuzfeuer von Kritikern, die die Nachhaltigkeit des aktuellen Start-up-Booms bezweifeln. Wo sehen Sie die Stadt und ihre Szene in zehn Jahren?
Bendisch: Die Entwicklung der vergangenen Jahre ist ein gutes Indiz dafür, dass Berlin auch in den kommenden zehn Jahren den Weg weitergehen wird, und sich nicht nur als deutsche Gründerhauptstadt, sondern als Internetmetropole Europas etablieren wird. Allein im zweiten Halbjahr dieses Jahres sind so viele Firmen in die Stadt gekommen, die Szene hat Investoren aus ganz Europa und den USA angezogen – wir sind sehr optimistisch.
Zeller: Den aktuellen Boom kann man natürlich vor allem in den Bereichen Internet, Mobile und Social Media beobachten. Berlin hat aber auch in anderen Bereichen deutliche Stärken, zum Beispiel bei Life Sciences und Industrial Technologies aufgrund seiner einzigartigen Hochschul- und Forschungslandschaft. Es wird wohl auch in Zukunft Rückschläge geben, wie sie zuletzt die Solarindustrie erlebt hat. Doch es wird eben vor allem neue Entwicklungen und Chancen geben. Berlin ist sehr breit aufgestellt und wird sich deshalb weiter positiv entwickeln.
VC Magazin: Was wünschen Sie sich für die nächsten 15 Jahre der IBB Beteiligungsgesellschaft?
Bendisch: Wir wünschen uns zuallererst weiterhin tolle Exits! Da unsere Fonds bis 2013 konzipiert sind, wünschen wir uns natürlich ein gutes Gelingen der Anschlussfonds ab 2014. Der dritte Wunsch richtet sich an unsere Eigentümerin: Wir hoffen, dass die IBB auch in den kommenden Jahren fest an unserer Seite stehen wird, auch bei stürmischen Zeiten.
Zeller: Außerdem wünsche ich uns weiter ein gutes Händchen, Fleiß und Ausdauer. Und natürlich das Quäntchen Glück, das man im Leben immer braucht, um erfolgreich zu sein.
VC Magazin: Danke für das Interview!
Das Interview führte Susanne Gläser.
Zu den Gesprächspartnern:
Roger Bendisch und Marco Zeller sind Geschäftsführer der IBB Beteiligungsgesellschaft, des Beteiligungsarms der Investitionsbank Berlin. Die Beteiligungsgesellschaft hat Berliner Technologieunternehmen in Konsortien mit Partnern seit 1997 über 786 Mio. EUR zur Verfügung gestellt.
Dieses Interview sowie weitere Beiträge zur Gründungsdynamik in der Hauptstadt und den Aktivitäten der IBB Beteiligungsgesellschaft lesen Sie ab Freitag, dem 26. Oktober in unserer Sonderbeilage „Start-up-Metropole Berlin“.
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