Das Internet und die digitale Revolution haben Gesellschaft und Wirtschaft in einem Ausmaß verändert, wie es in der Form in der Geschichte bisher nur sehr selten passiert ist. Auch die Wirtschaft blieb von diesen Entwicklungen nicht unberührt, und noch nie fanden in der Geschäftswelt so schnell so viele fundamentale Veränderungen statt wie heute. Berufsbilder, die es vor zehn Jahren noch gar nicht gegeben hat, sind heute aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Andere Tätigkeiten dagegen, die über Generationen existiert haben, sind teilweise komplett verschwunden. Gleichzeitig haben technologische Entwicklungen dazu geführt, dass Unternehmen aus dem Nichts entstanden sind, mit Produkten, die vor Kurzem noch gar nicht existiert haben. Sie setzen Milliarden um und sind innerhalb weniger Jahre zu global agierenden Konzernen geworden.
Der technologische Fortschritt und das Internet lösen Veränderungen aus
Durch die technologischen Fortschritte sind die Eintrittshürden zu neuen Geschäftsmodellen viel tiefer als je zuvor, was viele Innovationen und neue Start-ups hervorgebracht hat. Das Internet hat dadurch in den letzten Jahren Branchen wie beispielsweise das Verlagswesen oder den Handel komplett verändert und neben Google diverse andere globale Konzerne wie eBay (www.ebay.de) oder Amazon (www.amazon.de) hervorgebracht. Es ist offensichtlich, dass, wenn auch um einige Jahre verzögert, nun auch der Finanzindustrie fundamentale Anpassungen bevorstehen, welche bestehende Wertschöpfungsketten verändern werden. Dieser Megatrend steht noch ganz am Anfang und wird die Finanzindustrie über viele Jahre prägen.
Demokratisierung der Finanzindustrie
Wie bereits in anderen Branchen vor einigen Jahren geschehen, führen die durch die digitale Revolution ausgelösten Veränderungen zu einer „Demokratisierung“ der traditionellen Geschäftswelt, in unserem Beispiel also der Finanzbranche: Interaktion finden nicht mehr nur direkt zwischen Finanzinstituten und ihren Kunden, sondern vermehrt auch zwischen den Kunden untereinander statt (Stichwort „Social Banking“). Insbesondere die durch Social Networks wie z.B. Twitter (www.twitter.de) und Facebook (www.facebook.de) neu entstandenen Interaktionsformen führen dazu, dass man als Anbieter einer Dienstleistung den Dialog (heute eigentlich passender: den Monolog) mit dem Endkonsumenten nicht mehr selber steuern kann, und dass die Endkonsumenten neuen Möglichkeiten der Interaktion erhalten. Bis heute haben nur ganz wenige Finanzinstitute auf diese Veränderungen reagiert und viele scheuen vor allem die möglichen Risiken einer solchen Öffnung des Informationsaustausches von einer Einweg- zu einer Mehrweg-Kommunikation. Social Media-Aktivitäten werden im Banking, wenn überhaupt, immer noch sehr zurückhaltend eingesetzt, und häufig stellen diese eine reine Alibi-Übung dar. Mit dem Blick auf andere Industrien ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis sich auch die Finanzindustrie dieser Entwicklung stellen muss und das Internet auch hier zu einer Demokratisierung und mehr Transparenz führen wird.
Ausblick
Aufgrund von Innovationskraft, neuer Technologien sowie schlanker Geschäftsmodelle werden neue Marktteilnehmer den etablierten Instituten in einigen Bereichen potenziell den Rang ablaufen. Neue sogenannte Greenfield Player werden sich darauf fokussieren, bestehende Wertschöpfungsketten aufzubrechen. An die neuen Bedürfnisse angepasst, d.h. mit kostengünstigen, da schlanken Strukturen, bestehen für diese neuen Anbieter bisher noch nie dagewesene Chancen. Es bleibt abzuwarten, wie die Chancen für neue Anbieter in diesem Umfeld sein werden und ob sich die neuen Modelle als nachhaltig erweisen und sich langfristig durchsetzen können. Ohne Zweifel wird aber der Margen- und Kostendruck bei den etablierten Finanzdienstleistern weiter massiv zunehmen und sie zu energischem Handeln zwingen, um eine Antwort auf die Umwälzungen im Finanzmarkt zu finden, getrieben von Next Generation Finance-Geschäftsmodellen.
Der Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Finanzdienstleister der nächsten Generation – Die neue digitale Macht der Kunden“ (Frankfurt School Verlag, ISBN: 978-3-940913-62-3), das Ende des Jahres erscheinend wird. Die Autoren dieses Artikels sind Robert Lempka, Thomas Winkler und Marc P. Bernegger.