VC Magazin: Worin liegen heute die größten Herausforderungen im Bereich Einkauf?
Schäfer: Das Anforderungsprofil für Einkäufer hat sich signifikant verändert – vom Bestellabwickler zum Wertschöpfer. Dieser Schritt wurde und wird aktuell in vielen Unternehmen umgesetzt. Der Einkauf ist heute keine isolierte Einheit mehr, sondern integriert in die Gesamtwertschöpfung des Unternehmens. Er ist permanent in Fertigungsprozesse und in Themen wie Zertifizierung, Qualitätsmanagement und Vertrieb eingebunden. Dadurch haben sich natürlich die Stellenprofile und Anforderungen geändert. Es gibt neue Tools zur Steuerung des Einkaufsprozesses, der Produktkostenkalkulation und zum Management der technischen Komplexität. So helfen umfangreiche Analysetools die exakten Produktkosten zu bestimmen, was wiederum unmittelbaren Einfluss auf die Bestimmung der Marge von Produkten hat. Diese Tools müssen implementiert, die Mitarbeiter entsprechend geschult und die Ergebnisse richtig gedeutet werden. Einkäufer sind heute Schnittstellenmanager zwischen Entwicklung, Produktion und Vertrieb.
VC Magazin: Besteht nicht die Gefahr, dass bei der permanenten Optimierung der Prozesse und Kosten die Qualität auf der Strecke bleibt?
Schäfer: Der moderne Einkäufer tritt an, um existierende Versorgungsprobleme aufzulösen, nicht um Qualitätsprobleme zu schaffen. Heute gibt es aufgrund der zunehmenden Spezifizierungen teils nur noch einen Lieferanten weltweit. Wir sehen unsere Aufgabe darin, die hinter den Produkten befindlichen Spezifikationen zu neutralisieren, zu hinterfragen und neue Lieferquellen zu erschließen. So stellen wir zum Beispiel in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten mögliches Overengineering fest, wodurch Produkte oder Dienstleistungen in höherer Qualität hergestellt oder betrieben werden, als dies vom Kunden gewünscht ist.
VC Magazin: Ab welcher Größenordnung ist eine Zusammenarbeit mit einem Einkaufsoptimierer sinnvoll?
Schäfer: Das kann man schwer pauschal beantworten. Letztlich stellt sich die Frage, ob quantitative oder qualitative Ziele verfolgt werden. Wenn wir über kurzfristige Projekte zur Kosteneinsparung sprechen, so sollte natürlich eine signifikante Ausgabenbasis vorhanden sein. Hier sprechen wir über den klassischen Industriebereich. Wir setzen aber z.B. auch Projekte für kleinere Unternehmen auf, die auf die Optimierung von Prozessen abzielen, die über Jahre hinweg einen Wettbewerbsvorteil oder wiederkehrende Einsparungen bieten.
VC Magazin: Wie können Private Equity-Investoren profitieren?
Schäfer: Grundsätzlich ist es für den Private Equity-Investor wichtig, Transparenz über sein Portfolio zu haben. Was kaufen meine unterschiedlichen Unternehmen ein, wo ergeben sich für mich als Investor Synergien? Hierzu gibt es Tools, die wir über alle Portfoliounternehmen legen und damit erfassen, in welchen Bereichen – trotz unterschiedlicher Branchen – Synergiemöglichkeiten vorhanden sind. Der Hebel über eine Verringerung der Beschaffungskosten ist höher als eine deutliche Umsatzsteigerung, das ist für Investoren sehr wichtig. Im Falle von Sanierungsfällen analysieren wir die Kostenbasis des einzelnen Unternehmens und suchen aktiv nach Einsparungspotenzialen.
VC Magazin: Wie offen sind deutsche Unternehmer eigentlich beim Thema Einkaufsberatung?
Schäfer: Die grundsätzliche Offenheit gegenüber Beratung hat zugenommen, vor allem wenn sich das Ergebnis finanziell greifen lässt. Bei steigendem Druck aus den Märkten wird vielen irgendwann klar, dass man nur durch die Einbeziehung von Spezialisten weitere Wertschöpfung erzielen kann. Wir geben Einkäufern neue Tools für Produktkostenkalkulation und Schaffung von Transparenz an die Hand. Es geht nicht um die Disqualifikation der Vergangenheit, sondern um die Chancen der Zukunft.
VC Magazin: Danke für das Gespräch.