Auch auf dem von M&A International Inc. jüngst in Dallas veranstalteten Symposium „World Energy in 2040“ erfolgte, allein schon aufgrund des Veranstaltungsorts, diesbezüglich eine leidenschaftliche Diskussion. Als bedeutender Produktionsstandort für fossile Energieträger durfte in Texas allerdings kaum auf eine faire Betrachtung von Chancen alternativer Energien gehofft werden. Das Szenario 2040 mit einer bis dahin um 25% gewachsenen Weltbevölkerung führt dort zwangsläufig zu einer anderen Perspektive als in einer demografisch eher stagnierenden Situation in Europa. Als europäischem Diskussionsteilnehmer werden einem deshalb schon einmal provokative Fragen an den Kopf geworfen, wie zum Beispiel, ob man denn in Europa so arrogant sei, die Ärmsten der Armen zu vergessen. Denn gegen fossile Energien zu sein, hieße ja letztendlich, diese Gruppe der Weltbevölkerung im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln zu belassen. Wohlstand lasse sich nun einmal am leichtesten mit Öl und Gas erreichen. So hätten China und Vietnam, die beiden Staaten mit dem höchsten Wohlstandszuwachs in den vergangenen 20 Jahren, ihre Erfolge nur mit dem höchsten Anstieg im Verbrauch fossiler Energieträger erreichen können.
Die Nachricht, dass die USA planen, insbesondere durch Fracturing, zu Deutsch Schiefergasförderung, ihre nachhaltige Unabhängigkeit von Energieimporten zu erreichen, passt da ins Bild. Selbst unter einem Präsidenten Obama soll diese für die Umwelt bedenkliche Option in den USA weiterverfolgt werden. Für die teure Energiegewinnung bei uns in Deutschland, mit zusätzlicher Abhängigkeit von Erdgaslieferungen aus einem unberechenbaren Russland, hatten die US-amerikanischen Konferenzteilnehmer in Dallas hingegen nur ein mitleidiges Lächeln übrig.
Was bedeutet der geschilderte Status quo nun für den Ausblick auf hiesige Transaktionen im Energiesektor? Zunächst bleibt die Erkenntnis, dass das Verständnis für die Sichtweise der Energiepolitik bei uns in Deutschland aus dem Ausland noch nicht sehr ausgeprägt ist. China verhält sich hier allerdings deutlich differenzierter und ist nach wie vor an einem Ausbau der Energieerzeugung auch im erneuerbaren Bereich interessiert. Entsprechend ist die Nachfrage der Chinesen nach deutscher Technologie in diesem Segment immer noch hoch.
Auf der anderen Seite wird durch die eingeleitete Rückführung von Förderprogrammen die Attraktivität von Investitionen im Bereich erneuerbarer Energien verringert. Eine Belebung der Nachfrage nach Unternehmen der „Green Energy“ aus dem Ausland ist mittelfristig deshalb kaum zu erwarten. Ob uns allerdings langfristig nicht doch die Politik der Wende weg von der Nuklearenergie hin zu den erneuerbaren Energien Recht geben wird, bleibt abzuwarten. Der heutige Spott der ewig Gestrigen könnte schon übermorgen als verfrüht gewertet werden.