Spin-off der TU München
Der moderne Leichtbau spielt in Branchen wie der Windenergie und auch im Automobilbau eine wachsende Rolle. Schließlich geht es darum, die Stabilität und Funktionalität der Produkte mit dem Megatrend Ressourcenschonung und Energie-Effizienz in Einklang zu bringen. Um hier zu optimalen Ergebnissen zu kommen, ist eine ausgefeilte Mess- und Regelungstechnik erforderlich, auf die sich die fos4X GmbH fokussiert hat. Gegründet wurde sie im November 2010 von Dr. Thorbjörn Buck, Dr. Lars Hoffmann, Dr. Matthias Müller und Rolf Wojtech als Spin-off der Technischen Universität (TU) München. Heute hat fos4X 16 Mitarbeiter und seinen Schwerpunkt im Windanlagenbereich. Ihre faseroptischen Sensoren dienen zur Belastungs- und Dehnungsmessung in der Wurzel der Rotorblätter, die aus glasfaser- und teils kohlefaserverstärkten Kunststoffen gefertigt sind.
Schwerpunkt Windenergie-Anlagen
„Die Windenergie hat die Revolution in der Mess- und Regelungstechnik – so wie sie beispielsweise in modernen Automotoren mit Direkteinspritzung und anderen Techniken zur Effizienzsteigerung erfolgte – bis jetzt noch nicht gesehen“, sagt Geschäftsführer Hoffmann. „Weltweit geht der Trend hin zu mehr Windenergie, auch weil sie heute schon günstig, das heißt preislich wettbewerbsfähig mit Kohle und Gas, ist.“ Die Steigerungsraten in der weltweit installierten Windenergiekapazität lägen bei jährlich rund 20%, bis 2015 würden eine Verdoppelung gegenüber 2011 und eine weitere Verdoppelung dann bis zum Jahr 2020 prognostiziert. „Mit unserer speziellen Messtechnik sind wir in Deutschland die Einzigen“, sagt Hoffmann. International gebe es noch einige andere Player mit unterschiedlichen Lösungen, um die Effizienzpotenziale in der Windenergie zu heben.
Finanzierungsrunde im Mai 2012
Die Sensoren mit einer Größe von etwa zwei mal fünf Zentimetern werden in die Rotorblätter eingebaut; im Rotor selbst wird ein kleiner Schaltschrank (Größe etwa eines Schuhkartons) installiert. „Unsere Messsysteme haben den Vorteil der besonderen Langlebigkeit und der Kosteneffizienz“, so Hoffmann. Man müsse nämlich die genauen Belastungen direkt an den Rotorblättern messen, um die Anlage insgesamt optimal zu regeln. Erste Umsätze hat fos4X bereits getätigt, aber um den breiteren Markteintritt zu finanzieren, wurde im Mai 2012 eine Finanzierungsrunde geschlossen. Die Münchner Venture Capital-Gesellschaft UnternehmerTUM-Fonds hatte mehrere Investoren zusammengebracht. „Wir kennen die Gründer von fos4X schon seit etwa vier Jahren und hatten sie – noch an der TU München – bereits im Vorfeld der Gründung beraten, in welche Richtung die Anwendung laufen und welche Märkte man mit der Technik ansprechen könnte“, erklärt Dr. Ingo Potthof, Geschäftsführer des UnternehmerTUM-Fonds. „Wir hatten sie zudem bei der Akquise von Fördermitteln aus dem Exist-Programm unterstützt“, führt er aus.
Rasches Wachstum geplant
Die UnternehmerTUM, das Zentrum für Innovation und Gründung der TU München, ist mit ihrem 2011 aufgelegten Venture-Fonds (Fokus: Informations- und Kommunikationstechnik, Medizintechnik, Cleantech) als Kapitalgeber dabei; außerdem haben sich der High-Tech Gründerfonds, Bayern Kapital und private Business Angels an fos4X beteiligt. Gesamthöhe der Finanzierung: rund 1 Mio. EUR. Die Mehrheit an dem Unternehmen halten aber weiterhin die Gründer. „Wir sehen großes Potenzial in der fos4X-Technologie; sie ist eine Art Plattformtechnologie, die in verschiedenen Industriesektoren einsetzbar ist – wobei aus heutiger Sicht der Windanlagenmarkt das größte Potenzial verspricht“, sagt Potthof. Es gebe großes Interesse von verschiedenen Anbietern im Markt, Pilotprojekte durchzuführen und Sensor- bzw. Messprodukte zu kaufen. Einige Kunden im Windenergiebereich hat fos4X schon; Geschäftsführer Hoffmann will den Umsatz rasch steigern und 2014 die 1-Mio.-EUR-Marke deutlich übertreffen.
Entlang der Wertschöpfungskette
Im Schwerpunktmarkt Windenergie bedient fos4X die gesamte Wertschöpfungskette, von den Herstellern der Rotorblätter bis zu den Anlagenbetreibern. Die faseroptische Messtechnik wird auch in der Bahntechnik verwendet – bei der Kraftmessung an Stromabnehmern von Zügen. Glasfaser- und kohlefaserverstärkte Kunststoffe gibt es u.a. aber auch in der Luft- und Raumfahrt sowie zunehmend im Automobilbau. Auch in diesen Sektoren hat fos4X bereits Kunden gewonnen. Für Wachstum und Produktentwicklungen wird voraussichtlich weiteres Kapital benötigt. „Deshalb planen wir für 2013 schon eine zweite Finanzierungsrunde“, sagt Potthof. Er betont, dass der UnternehmerTUM-Fonds aber nicht nur Geld gebe, sondern fos4X auch in strategischen Fragen berate und bei Kundenkontakten unterstütze.