Business Angel-Finanzierung für Start-ups
Da die eigenen Mittel bei Gründern im Normalfall nicht ausreichen, um lange Produktentwicklungszeiten zu überbrücken und Banken in der aktuell angespannten konjunkturellen Lage nur zögerlich Kredite und Darlehen vergeben, stellen Business Angels eine gute Kapitalquelle für Unternehmer dar. Hinzu kommt, dass die Unterstützung nicht nur von finanzieller Natur ist, sondern den Jungunternehmern auch fachliche Beratung zugutekommt. Da die Angels nicht selten verwandten Branchen wie die Unternehmen mit Kapitalbedarf stammen, bringen sie zusätzlich Know-how, Erfahrung und ein breites Netzwerk mit.
Neue Vermittlungsplattform
innet dient dabei als zentrale Anlaufstelle sowohl für kapitalsuchende Tiroler Unternehmer zu als auch für Business Angels auf der Suche nach Investitionsopportunitäten. Ziel ist es „zusammen zu bringen, was zusammen gehört: Idee und Geld“, sagt Projektleiter Thomas Bluth (sh. auch Interview). Business Angel-Finanzierungen sollen durch die Involvierung von innet vereinfacht und strukturierter gemanagt werden, um so die Anzahl und die Qualität der Investitionen zu steigern. Zu den aktuell von innet vermittelten Deals zählen u.a. ein Biomassekraftwerk, ein E-Learning-System sowie eine Mobile Business- und eine Mobile Payment-App.
Vorteile für Gründer und Investoren
Bewerben können sich wachstums-orientierte Start-ups aus Tirol die nach Kapital in Höhe von 25.000 EUR bis 500.000 EUR suchen. Diese Unternehmen werden einer Erstprüfung durch das CAST Gründungszentrum unterzogen, bei der die Geschäftsidee auf Wachstumspotential und Realisierbarkeit geprüft wird. Für erfolgreiche Kandidaten wird die Möglichkeit öffentlicher Fördermittel recherchiert und parallel dazu Business-Angels, die auch aus dem Ausland stammen können, adressiert. Schließlich organisiert innet das gegenseitige Vorstellen der Teilnehmer und moderiert auf Wunsch den Beteiligungsprozess. In Vorbereitung auf die Investorentreffen werden die Gründer vom innet-Team beraten und gecoacht, u.a. zum Thema Business Plan-Erstellung, Kapitalbedarf und Strategie.
Die Prüfung und Vorab-Selektion der Unternehmen durch innet erhöht die Attraktivität auch für potenzielle Investoren, die bei der Auswahl Zeit und Kosten sparen. Einen weiteren stellt die Vernetzung von Business Angels mit ähnlichem Fokus durch das innet-Team dar. Dies ermöglicht das Zustandekommen von sogenannten „Clubdeals“, gemeinsam getätigten Investments, bei deinen das Risiko gestreut und die Kosten gesenkt werden können.
Nachgefragt… bei Thomas Bluth, Projektleiter innet und Investmentmanager bei der CAST Gründungszentrum GmbH.
VC Magazin: Wo drückt der Schuh bei jungen Unternehmen am meisten?
Bluth: Häufig starten junge Unternehmer neben einer überschaubaren eigenen Kapitalbasis mit dem Geld von „friends and family“ sowie öffentlichen Fördermitteln. Viele Unternehmen haben dadurch eine viel längere Produktentwicklungszeit und es dauert deutlich länger bis signifikante Umsätze erzielt werden können. In dieser Phase kann ein Business Angel eine wertvolle Kapitalquelle und ein Wachstumsbeschleuniger sein.
VC Magazin: Warum sollten sich kapitalsuchende Unternehmen an Sie wenden?
Bluth: Wir kennen auf der einen Seite die Sorgen der Unternehmen, auf der anderen Seite aber auch die Erwartungen und Ansprüche der Angels. Wir beraten Unternehmen bei deren Strategie, der Einwerbung von Fördermitteln und der Professionalisierung des Businessplans. Zeitgleich stellen wir den Kontakt zu passenden Angel-Investoren her, die sich sicher sein können, dass sie nur vorgeprüfte Investment Cases vorgestellt bekommen.
VC Magazin: Was spricht für die Unternehmen der Gründerregion und den Standort Tirol?
Bluth: Wir haben in Tirol mit den Universitäten und Fachhochschulen in Innsbruck und Kufstein eine sehr gute Hochschullandschaft, eine funktionierende Infrastruktur und hervorragende Freizeitwerte. Innsbruck hat 120.000 Einwohner, davon sind 40.000 Studenten, die aus vielen Ländern der Welt stammen. Viele von ihnen bleiben auch nach ihrem Studium hier. Das zeigt uns auch die Heterogenität und Vielseitigkeit der Teams, die wir bei unseren Veranstaltungen kennen lernen und nicht zuletzt die Qualität unserer Unternehmen.
VC Magazin: Wie regional lässt sich der Kapitalbedarf der innet-Unternehmen decken?
Bluth: Die Tiroler Investorenszene ist sicherlich überschaubar. Wir von innet sehen unsere Aufgabe in erster Linie auch darin, Brücken zu Business Angels und VC-Investoren in den anderen österreichischen Bundesländern, in Deutschland, der Schweiz und in ganz Europa zu schlagen. Ich selbst war mehrere Jahre CFO bei einem mit Venture Capital finanzierten Startup, stamme aus Tirol und wohne heute mit meiner Familie im südlichen Bayern. Ich glaube dadurch sowohl die Sprache der Unternehmer als auch die der Investoren zu sprechen und grenzübergreifend agieren zu können.
VC Magazin: Welche Dienstleistung bieten Sie den Investoren?
Bluth: Wir sind ein investorenfreundliches Netzwerk. Der Investor findet bei uns vorgeprüfte Projekte mit einer fokussierten strategischen Ausrichtung sowie die richtige Erwartungshaltung bei den Management Teams. Er kann sich zudem sicher sein, dass alle möglichen öffentlichen Fördermittel geprüft und beantragt sind. Die österreichische Förderlandschaft ist sehr fortschrittlich, modern und international mehr als konkurrenzfähig. Wir kennen sämtliche Adressen und Ansprechpartner seit mehr als acht Jahren persönlich.
VC Magazin: innet wurde im Sommer 2012 gegründet. Wie lautet das erste Zwischenfazit nach rund einem halben Jahr?
Bluth: Wir haben seit Sommer rund 50 Projekte evaluiert, mit mehr als 30 Investoren gesprochen. Ein erstes innet-Unternehmen hat bereits eine Finanzierung erhalten, weitere Investorengespräche sind noch am Laufen. Derzeit bieten wir zehn konkrete Investitionsmöglichkeiten von IT über neue Materialien bis zur Medizintechnik. Darüber hinaus haben wir noch viele Unternehmen in der sogenannten „Pipeline“.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.