VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Ihr Start-up?
Klausberger: Bei einem Workshop unseres Start-ups finderly (http://finderly.com/) sind wir auf das Thema Gebrauchtwaren gestoßen und waren schnell der Meinung dass wir uns heutzutage eigentlich etwas Besseres erwarten als die bisherigen Lösungen bieten können. So ist die Idee zu Shpock entstanden, der Flohmarkt-App für schöne Dinge in der Nähe. In 30 Sekunden stellt man eigene gebrauchte Produkte zum Verkauf ein und durch neues Gebrauchtes stöbert man in einer Pinterest ähnlichen Form, je weiter man runter scrolled desto weiter weg sind die Angebote.
VC Magazin: Wie haben Sie erste Finanzierung Ihrer Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?
Klausberger: Am Anfang sind wir mit Eigenkapital und Förderungen gestartet. Später haben sich Johann Hansmann (Busuu, Runtastic, Renesim, etc.) und Speedinvest (Joblocal, Kochabo etc.) als Business Angel an unserem Unternehmen beteiligt.
VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden?
Klausberger: Dagegen sprach nichts, aber man kann nur mal nicht alles gleichzeitig machen. Selbst etwas auf die Beine zu stellen hat mich schon immer gereizt. Und es war damals einfach an der richtigen Zeit mit dem richtigen Team ins Start-up-Leben einzutauchen. Mit meinen Co-Gründer Armin Strbac, damals noch bei der Boston Consulting Group, habe ich bereits in meinem vorherigen Job an der Wirtschaftsuniversität Wien gut und gerne zusammengearbeitet. Wir ergänzen uns einfach gut. Und als wir die Idee zu finderly.com hatten, wollten wir Taten setzen. Kurz danach ist dann auch der dritte Co-Gründer Stefan Fleig dazugestoßen.
VC Magazin: Wenn Sie auf Ihre bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblicken: Welche Entscheidungen würden Sie erneut treffen?
Klausberger: Ich würde immer wieder mit unserer finderly-Family arbeiten. Wir haben ein geniales Team das mit Herz und Seele daran arbeitet, ein tolles Produkt zu entwickeln und ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen.
VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhafte Erfahrungen konnten Sie besonders viel lernen?
Klausberger: Nicht zu lange an Dingen festhalten und so früh wie möglich mit dem eigenen Produkt an die Öffentlichkeit gehen. Das beste Feedback kommt von den Usern. Wenn irgendwelche Features nicht genutzt werden, dann ist das ein deutliches Feedback.
VC Magazin: Was sind aus Ihrer Sicht bei den Rahmenbedingungen in Österreich der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?
Klausberger: Wir haben sehr gut ausgebildete und motivierte Leute in Österreich und eine sehr gute Förderlandschaft, die auch kontinuierlich weiter ausgebaut wird. Das erleichtert den Unternehmensstart. Leider mangelt es derzeit noch an Wachstumsfinanzierungen. Es gibt immer noch zu wenig privates Risikokapital in Österreich und das führt leider öfters gezwungenermaßen zu einem Abzug von erfolgreichen Start-ups. Ich gebe allerdings die Hoffnung nicht auf, dass sich das stetig verbessert. Viele Leute bemühen sich darum, dass sich Österreich auch in diesem Aspekt schnell weiterentwickelt.
VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Sie als Vorbilder oder Idole sehen?
Klausberger: Nicht direkt in Form einer einzelnen Person. Ich schätze Personen sehr, die nicht vergessen, wie sie einmal angefangen haben, und ihre Erfahrungen weitergeben. Ich habe größten Respekt vor jedem der ein Unternehmen gründet bzw. maßgeblich mitarbeitet. Das erfordert überdurchschnittlich viel Einsatz, Begeisterung, Leidenschaft, Herz und ein gewisses Maß an Selbstlosigkeit. Man ist täglich mit Neuem konfrontiert und kann dabei sehr viel lernen und weitergeben. Das fasziniert mich.
VC Magazin: Welche drei bis fünf Apps für Smartphones sind die wichtigsten Helferlein in Ihrem Alltag?
Klausberger: Shpock, weil man dadurch tolle Vintage-Schätze entdeckt und extrem schnell seine eigenen Dinge verkaufen kann. Facebook, weil es einfach dazu gehört. Google Analytics, um immer einen Überblick über die eigenen Apps zu haben. Mit Fancy macht Stöbern ähnlich viel Spaß wie bei Shpock, jedoch sind es meist Sachen die man sich nicht leisten kann. Also mehr zum Träumen. Amazon Kindle, weil es viel handlicher ist als ein Buch und sich immer die richtige Seite merkt, auch wenn man die App auf mehreren Devices verwendet.
VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Ihr Start-up und Ihre unternehmerische Zukunft aus?
Klausberger: Wir haben Shpock vor gut vier Monaten in Österreich und Deutschland gelaunched. Seitdem haben wir die App durch Feedback unserer User gut weiterentwickelt und dabei eine treue Community aufgebaut. So haben wir in dieser kurzen Zeit bereits über 200.000 Downloads erreicht. Jetzt gilt es die nächsten Monate so weiter zu machen, und gemeinsam mit unseren Usern Shpock zu dem mobilen Marktplatz der Zukunft zu machen.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.
Die Fragen stellte Torsten Paßmann.
Zum Gesprächspartner
Katharina Klausberger hat während des Studiums in der Unternehmensberatung, im Finanzbereich und im Marketing eines Mobilfunkkonzerns gearbeitet. Anschließend hat sie am Institut für Entrepreneurship und Innovation der Wirtschaftsuniversität Wien unterrichtet, Innovationsprojekte geleitet und ihr Doktorat gemacht. Im Jahr 2010 folgte der Schritt in die Selbstständigkeit: Mit der finderly GmbH betreibt sie einen Produktsuch- und Produktempfehlungsplattform (http://finderly.com/) sowie zusätzlich Shpock (http://shpock.com/de/), einen mobilen Flohmarkt für schöne Dinge.