VC Magazin: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Angels in der Praxis?
Just: Der European Angels Fund wurde sorgsam auf das Investitionsverhalten der Business Angels und ihre speziellen Anforderungen ausgerichtet und gibt erfolgreichen Business Angels eine „carte blanche“ – eine feste Co-Investitionszusage bei maximalem Freiheitsgrad und minimalem administrativen Aufwand. Wenn der Business Angel beispielsweise 500.000 EUR finanzieren möchte, investiert er 250.000 EUR aus eigener Tasche und ruft die restlichen 250.000 EUR beim European Angels Fund ab. Ohne ausführlichen Investitionsvorschlag und ohne Gremienvorbehalt. Die Zusammenarbeit ist insofern für alle Beteiligten erfreulich effizient und unkompliziert. Die Vertragsanbahnung im Vorfeld, die unter anderem eine Due Diligence beinhaltet, mag bisweilen etwas aufwändiger anmuten, ist aber angesichts der Generaldelegation aller Entscheidungen an ausgewählte Business Angel unverzichtbar – und die Erfahrung unserer bisherigen Angel Investoren zeigt, dass sich die Mühe lohnt.
VC Magazin: 60 Mio. EUR standen für den EAF bei dessen Auflage zur Verfügung. Wie ist der aktuelle Stand, wird es ggf. einen zweiten Fonds geben?
Just: Zusätzlich zu den 60 Mio. EUR aus dem ERP-EIF Dachfonds wurden zwischenzeitig weitere 10 Mio. EUR aus der LfA-EIF-Fazilität beigesteuert, so dass sich das Gesamtvolumen auf 70 Mio. EUR erhöht. Sowohl die Investitionszusagen als auch die Absorption auf Portfolioebene erfolgen schneller als erwartet und die ausgeprägte Investitionserfahrung unserer Business Angels stimmt uns hinsichtlich der Portfolioentwicklung zuversichtlich. Vor diesem Hintergrund ist es natürlich naheliegend, dass Überlegungen bzgl. einer Aufstockung des European Angels Funds eher früher als später erfolgen werden, für eine verbindliche Aussage hierzu ist es aber noch zu früh.
VC Magazin: Ist die Übertragung des Modells auf andere europäische Länder nach wie vor in Planung?
Just: In Deutschland wurde der European Angels Fund zunächst unter der ERP-EIF Dachfonds- Struktur pilotiert. Zukünftig soll die Aktivität über eine eigene Fondsstruktur sukzessive auf weitere europäische Länder und/oder Regionen ausgedehnt werden, um dann auch eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Business Angels zu unterstützen. Die entsprechende Nachfrage aus anderen Ländern, sowohl von Seiten öffentlicher Kapitalgeber als auch der Business Angels-Szene, ist groß. Doch damit nicht genug – nachdem Privatinvestoren, Family Offices und institutionelle Investoren bereits Interesse gezeigt haben, mit erfolgreichen Business Angels zu co-investieren, wird sich der EAF mittelfristig weiteren Investoren öffnen. Über die EAF-Fonds werden Investoren in den EAF investieren können, erhalten auf diese Weise einen Zugang zu einer attraktiven und bislang nicht zugänglichen Asset Klasse – und vergrößern auf diese Weise noch einmal die Finanzierungsbasis des EAF. Der European Angels Fund in Deutschland ist schon jetzt eine Erfolgsgeschichte, und dies ist erst der Anfang.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.
Zum Gesprächspartner:
Carsten Just ist Investment Manager beim European Angels Fund. Zuvor war er unter anderem als Investment Director bei Berlin Capital Fund sowie bei Triginta Capital tätig.