Sicherheitsrisiken als Chance
Gegründet wurde die Sysgo 1992 als ein reiner Softwaredienstleister für Embedded-Systeme. Die Gründer, drei Ingenieure, hatten zuvor bei einem Hardwarehersteller gearbeitet und dort Systemsoftware entwickelt, dann aber erkannt, dass man das auch zentralisiert für viele Hardwarehersteller anbieten kann. Als Ende der 90er-Jahre durch bessere Prozessoren die Möglichkeit entstand, mehrere Anwendungen gleichzeitig laufen zu lassen, stellten die Sysgo-Gründer fest, dass dadurch erhebliche Sicherheitsrisiken aufkamen. Man entwickelte PikeOS als Plattform für eine sichere Koexistenz von kritischen und unkritischen Anwendungen. Zu dieser Zeit war die Sysgo mit eigenen Mitteln organisch auf ein Team von knapp 30 Mitarbeitern angewachsen.
Vom Forschungsprojekt zum Produkt
Anfang der Nullerjahre stieg die Nachfrage nach multikritischen Embedded-Systemen derart an, dass die Sysgo vor der Herausforderung stand, aus den bis dahin entwickelten Forschungsprojekten ein Produkt zu machen, das auch zertifiziert war. Diese Investition konnte dann nicht mehr alleine gestemmt werden. „Investorensuche im Jahr 2002 war alles andere als einfach. Zumal 2003 und 2004 viele Venture Capital-Gesellschaften großteils noch die Internethype-Storys im Kopf hatten, und das waren wir einfach nicht“, resümiert Knut Degen, COO und Mitgründer von Sysgo. Doch nicht nur die Erwartungshaltung vieler Venture Capitalisten machte Degen zu schaffen. „Ich vermisse in dieser Branche oft gewisse Umgangsformen. Solange man für den potenziellen Partner interessant ist, hat man sehr intensiven Kontakt. Wenn dieser dann aber seine Meinung ändert, bekommt man nicht einmal mehr einen Anruf, in dem einem das mitgeteilt wird.“ Im August 2004 konnte die EVP Capital Management mit dem Venture Capital Rheinland-Pfalz-Fonds als Investor gewonnen werden, die sich mit 2,4 Mio. EUR am Unternehmen beteiligte. „Was uns damals überzeugt hat, war das PikeOS-System. Wir wollten die Sysgo bei der Transformation von einem Dienstleistungs- hin zu einem Produktunternehmen begleiten“, erinnert sich Thomas Hoch, Partner bei EVP.
Zwischenfinanzierung als Zäsur
Weiter erklärt Hoch: „Die Herausforderung war, dass das System seiner Zeit voraus war, was dazu geführt hat, dass wir mit acht Jahren länger beteiligt waren, als sich das ein ‚normaler‘ Venture Capitalist wünscht.“ Im Jahr 2006 hatte Sysgo PikeOS zur Marktreife entwickelt und die Early Adopter – unter anderem Airbus – waren bereit, das System zu bestellen. Mit einer Zwischenfinanzierung sollte der Sprung vom Forschungs- hin zum Serienmodell realisiert werden. „Das Jahr 2007 war eine gewisse Zäsur: Zu diesem Zeitpunkt galt es aus unserer Sicht zu klären, ob es für die Sysgo in Zukunft als Dienstleistungs- oder als Produktunternehmen weitergeht. Mit dem Ausscheiden von zwei Gründern und der Berufung von Michael Tiedemann zum CEO wurde die Strategie weiterfokussiert und damit endgültig dann die Weichen hin zum Produktunternehmen gestellt“, beschreibt Hoch den Prozess.