Institutionelle Private Equity-Dachfonds in der Schweiz

Ertragsdruck fördert Private Equity

In Zeiten der Währungs- und Schuldenkrise fluten die Zentralbanken die Märkte mit billigem Geld, gleichzeitig zwingen Regelwerke wie Solvency II und Basel III die Institutionen mit einem beträchtlichen Teil ihrer Mittel in niedrigverzinsliche Staatsanleihen. Noch könnten solche Investoren auskömmliche Performance-Zahlen ausweisen, da tiefe Zinsen steigende Buchgewinne auf den Anleiheportfolien verursachen. Doch jede auslaufende Obligation schafft ein Wiederanlageproblem.

Schweizer Private Equity-Manager sehen daher einen verstärkten Trend zur Diversifikation in weitere Unterkategorien des außerbörslichen Marktes wie Infrastruktur, Private Debt oder Private Real Estate. Dr. Stefan Hepp, Chief Executive Officer und Mitbegründer von SCM Strategic Capital Management: „Der Anlagefächer wird heute breiter aufgespannt als früher. Doch wir sehen keine Euphorie für Private Equity Dr. Rainer Ender, Adveqan sich – es ist der pure Anlagedruck.“ Dr. Rainer Ender, Managing Director bei Adveq, sieht weniger neue Interessenten, sondern eher bestehende Kunden als Wachstumsfaktoren: „Wer sich in den letzten Jahren, als die Private Equity-Aktivitäten allgemein eher gering waren, auch mit Investitionen in Dachfonds zurückgehalten hat und nur seine bisherige Allokationsquote aufrechterhalten will, hat jetzt entsprechend Nachholbedarf.“ Daneben würde innerhalb des Bereichs Alternative Investments häufig von Hedgefonds weg und in Private Equity umgeschichtet.

Neue Investments setzen alte Rückflüsse voraus

Trotzdem können sich die Dachfondsmanager nicht über ein vermeintliches Abonnement auf frisches Geld freuen. Manche Investoren würden zwar gerne neue Commitments abgeben, müssen aber zunächst Rückflüsse aus ihren bestehenden Engagements abwarten, um nicht ihre gesetzlich vorgeschriebenen Allokationslimits für die Anlageklasse Private Equity zu sprengen. Nach den zwei sehr ruhigen Jahren 2008 und 2009 konnten für 2011 in Europa 140 Mrd. USD und in den USA 90 Mrd. USD an Exit-Erlösen aus Buyout-Transaktionen vermeldet werden, 2012 in Europa 60 Mrd. USD und in den USA 110 Mrd. USD, wie Hepp erläutert: „Diese in Summe 400 Mrd. USD Liquidität haben die Investoren sehr wohl gespürt. Trotz mancher Befürchtungen, dass Exits in einem von einer gefühlten Weltuntergangsstimmung geprägten Finanzmarktumfeld auf Jahre rar bleiben, hat die Anlageklasse wieder bewiesen, dass sie keineswegs illiquide ist.“ Ender kann für 2012 die bislang höchste Ausschüttungssumme in der Geschichte des Dachfondsmanagers Adveq vermelden. Entsprechend lebhaft laufe das Fundraising, wo Adveq im vergangenen Jahr zu den bestehenden 4,5 Mrd. USD weitere 500 Mio. USD neu eingesammelt habe.

Skepsis gegenüber Frontier Markets

Billiges Geld und niedrige Renditen zwingen Investoren zunächst bevorzugt in Deals, bei denen auf einen Schlag große Beträge untergebracht werden können. So spürten auch Schweizer Verwalter einen Run auf sehr große Buyouts. Diese gelten vielerorts mittlerweile als überteuert und haben der Suche nach attraktiven Gelegenheiten im Bereich kleiner und mittelgroßer Buyouts Platz gemacht. In den Emerging bzw. Frontier Markets sind laut Expertenmeinung noch interessante Gelegenheiten zu finden. Doch diese Märkte stellten, so15 Thomas Gehring Thomas Gehring, Vice President bei Capital Dynamics, besondere Anforderungen an die Investoren, die sich von den in Europa gewohnten deutlich unterscheiden. Die Investmentmöglichkeiten würden häufig durch das Regelwerk des Investors eingeschränkt. Hepp bestätigt eine gesunde Skepsis gegenüber den einst favorisierten Märkten in Asien, allen voran dem größten Teilmarkt China: „Man sollte nicht in China in dem Glauben investieren, dass dort die reifen Früchte tiefer hängen als z.B. in Europa, sondern es sollte zur Diversifikation geschehen und um Zugang zu Wachstumsfinanzierungen zu erhalten, die dort eine größere Rolle spielen als hierzulande. Das hohe Wachstum ist bereits heute eingepreist und sorgt unter dem Strich für vergleichbare Renditen wie hier.“ Dagegen stellt Ender trotz guter, zweistelliger Wachstumsraten noch immer Price Earning Ratios auf tiefem Niveau fest: „Die besten Chancen liegen in Wachstumsfinanzierungen, bei denen der Fondsmanager einen operativen Beitrag leistet.“ Doch auch der wegen der länger gewordenen Investitionszyklen geschmähte Venture Capital-Sektor ist im vergangenen Jahr zumindest in den USA wiedererwacht und bescherte den duldsamen Investoren mehr als zehn Exits von jeweils über 1 Mrd. USD – und damit das fruchtbarste Jahr seit 2000. Eine Belebung des Sektors in Europa und der Schweiz scheint daher für die nahe Zukunft fällig zu sein.

Im Zeichen der Eurokrise?

Ein durch Inflationsängste induzierter Run auf Private Equity-Anlagen wird von den Fachleuten verneint, doch der Trend von Nominalanlagen zu Sachwertanlagen wie z.B. Infrastruktur oder Landwirtschaft sei spürbar, so Ender. Am greifbarsten werde der Einfluss der Inflationsrate anhand der nach Staaten verschiedenen gesetzlichen Vorschriften für Pensionskassen: „In der Schweiz und in Deutschland sind Pensionsansprüche nicht inflationsindexiert. Für einen Pensionskassenmanager in den Niederlanden ist die Aufgabe wesentlich anspruchsvoller, da er stets zusätzlich die Inflationsrate erwirtschaften muss“, so Ender. Einen positiven Trend macht Gehring von Capital Dynamics insgesamt aber durchaus aus: „Private Equity ist für viele Marktteilnehmer greifbarer geworden. Dies resultiert in zahlreichen neuen Investoren für die Anlageklasse. Der derzeitige Zyklus bietet attraktive Einstiegspunkte.“