Biotech und Pharma stark
Corporate Venture Capital in der Schweiz – wer denkt da nicht zuerst an die Pharmakonzerne Novartis und Roche. Die Schweizer Wirtschaft ist im Bereich Biotechnologie und Pharma traditionell sehr stark vertreten, und so spielen auch die beiden genannten Konzerne eine große Rolle auf dem Weltmarkt. Beide investieren eine Menge in die eigene Forschung, ergänzen dies aber durch eigene Venture Capital-Fondsgesellschaften. Diese beteiligen sich schon seit den 1990er-Jahren vielfach an innovativen Start-ups, um neue Entwicklungen nicht zu verpassen und die eigene Forschung entsprechend zu ergänzen.
Andere Branchen holen auf
Aber neben Novartis Ventures und Roche Venture – mit Fondsvolumina von jeweils mehreren Hundert Millionen USD – gibt es längst auch Konzerne aus anderen Branchen, die dieses Innovations- und Beteiligungsmodell verfolgen. Dazu zählen im klassischen Technologiesektor ABB Technology Ventures, im Agrarbereich Syngenta, im Bereich Lebensmittel Nestlè und im Telekommunikationssegment Swisscom Ventures. Dazu kommen noch der vi venture incubator (mit zehn Schweizer Corporate Venture Capitalists als Kapitalgeber, inklusive ABB, Hilti, Sulzer etc.), der von der Credit Suisse geführte Swiss Venture Club SVC sowie der international aufgestellte Wagniskapitalgeber Index Ventures, der eine Reihe von Konzernen für seinen Fonds gewinnen konnte.
Meist internationaler Fokus
Da die Schweiz nicht gerade mit unabhängigen, finanzstarken Venture-Gesellschaften gesegnet ist, fehlt es meist auch an ausreichend Wagniskapital für die vielen jungen, innovativen Unternehmen im Land. Das haben auch die bisher bekannten, schwachen Zahlen des Jahres 2012 bezüglich Frühphaseninvestments in Schweizer Portfoliounternehmen gezeigt. Die Corporate Ventures stellen aber hier bestenfalls nur teilweise eine Lösung des Problems dar. Sie können die Lücke in der Schweiz nicht voll ausgleichen, denn die meisten haben einen internationalen und nicht einen Schweizer Fokus, d.h., sie investieren in Unternehmen aus aller Welt.
„Einen Fuß in die Tür“
Jedenfalls verfolgen Corporate Ventures nicht in erster Linie finanzielle Ziele wie beispielsweise eine maximale Rendite. Es geht darum, Beteiligungen bei Firmen mit einem innovativen Ansatz einzugehen – „mit einer Idee, die wir selbst vielleicht nicht direkt haben, aber die interessant für unser Geschäft ist“, sagt Dominique Mégret, Leiter Swisscom Ventures. „Es geht darum, einen Fuß in die Tür zu bekommen und Entwicklungen aus der Nähe mitzuverfolgen.“ Das sind laut Mégret oft Firmen, die sehr wendig sind, beweglicher als ein großer Konzern, „und wir bekommen damit Zugang zu Innovationspotenzial und zu Lösungen, die wir selbst bei unseren eigenen Produkten einsetzen können.“ Als Beispiel nennt er die Firma Quantenna, die drahtlose Netzwerktechnologie entwickelt, oder auch die jüngste Beteiligung Piston, die eine Software für Unternehmen anbietet, die eine eigene Cloud aufbauen und betreiben möchten.