Interview mit Camille Thommes und Gilles Dusemon, ALFI

VC Magazin: Welche Besonderheiten im Vergleich zu anderen EU-Staaten wird das Luxemburger Gesetz vorsehen?
Dusemon: Eine Besonderheit ist die Miteinbindung der Produktregulierung und insbesondere die Modernisierung der Luxemburger GmbH & Co. KG, also einer Limited Partnership-Struktur. Das bisherige Angebot an Fondsprodukten wird ebenfalls um eine Spezialkommanditgesellschaft ohne Rechtspersönlichkeit ergänzt werden. Bislang gab es hierzulande nur das Modell mit Rechtspersönlichkeit, der Gesetzgeber modernisiert also bestehendes Recht und zieht damit mit anderen Standorten wie Großbritannien oder den Kanalinseln gleich. Außerdem soll das Gesetz die steuerliche Behandlung des Carried Interest regeln. Für den Fondsstandort Luxemburg ist das wichtig: Bislang war das Land hauptsächlich ein Strukturierungs- und Fondsstandort, mit der AIFM-Richtlinie wird es aber auch als Managerstandort interessant. Nach momentanem Stand wird der Carried Interest als Einkunft aus Kapitalvermögen behandelt werden, das bedeutet einen Steuersatz von rund 10% – das dürfte einer der attraktivsten in Europa sein.

VC Magazin: Wie werden kleinere Fonds behandelt werden, die unter dem Radar der AIFM-Richtlinie fliegen?
Dusemon: Ändern werden sich nur die Bestimmungen, die in das Gebiet der Richtlinie fallen. Alle anderen Regelungen bleiben bestehen. Für kleine Fonds gibt es bereits eine Produktregulierung, die weiterhin gelten wird. Allerdings wird die AIFM-Richtlinie Auswirkungen auf das Marketing der Fonds haben, in vielen Fällen wird ein freiwilliges Opt-in in die AIFM-Bestimmungen nötig werden. Diese Anforderungen zu erfüllen, wird für viele sicher nicht leicht werden. Trotzdem bietet Luxemburg einen attraktiven regulatorischen Rahmen, der einen kostengünstigen Vertrieb ermöglicht. Gerade auch für First Time-Fonds ist das Land einer der attraktivsten Standorte international.

VC Magazin: Welche Themen außer der AIFM-Regulierung bewegt die Luxemburgische Fondsindustrie derzeit?
Thommes: AIFM hat für ALFI derzeit sicher oberste Priorität. Aber auch andere Regulierungsvorhaben begleiten wir intensiv. Gerade FATCA und die angedachte Finanztransaktionssteuer halten uns auf Trab. Wir wollen und müssen gewährleisten, dass der Fondsstandort Luxemburg wettbewerbsfähig und innovativ bleibt und seine Stellung als zweitgrößtes Investmentfondszentrum weltweit verteidigt.

VC Magazin: Danke für das Gespräch!

Zu den Gesprächspartnern:
Camille Thommes ist Generaldirektor des Luxemburger Fondsverbands (Association of the Luxembourg Fund Industry – ALFI). Gilles Dusemon, Partner der Sozietät Arendt & Medernach, ist Co-Vorsitzender der ALFI-Arbeitsgruppe Private Equity and Venture Capital und Vorstandsmitglied des Verbands Luxembourg Private Equity and Venture Capital Association (LPEA).