Ideen aus dem Lehrstuhl
Das Chemieunternehmen stellt verschiedene Pulver her, deren Partikel sich im Nanometerbereich bewegen. Die kleinsten sind gerade einmal 25 Nanometer groß, die größten ein paar Hundert Nanometer. Zum Vergleich: Menschliche Kopfhaare werden bis zu 0,07 Millimeter dick, das entspricht 70.000 Nanometer. In diese mikroskopisch kleinen Partikel können gezielt Löcher und Hohlräume integriert werden, wodurch auf molekularer Ebene Wechselwirkungen mit Flüssigkeiten oder Gasen entstehen. „Da wir eine Plattformtechnologie betreiben, ist es uns möglich, in vielen verschiedenen Branchen tätig zu sein. Sie lassen sich grob in vier Bereiche einteilen: Energie, Umwelt, Elektronik und Healthcare“, erklärt Nanoscape-Vorstand Dr. Wayne Daniell. Daniell zählt neben Dr. Jürgen Sauer, Dr. Andreas Kohl, und Prof. Dr. Thomas Bein zu den Gründungsmitgliedern des Martinsrieder Unternehmens. „Die zündenden Ideen für die Entwicklung der Produkte kamen aus dem Lehrstuhl der LMU, hier insbesondere von Prof. Dr. Thomas Bein. Er ist heute in unserem Aufsichtsrat und wissenschaftlicher Berater“, schildert Daniell die Entstehungsgeschichte des Unternehmens.
Aus Dienstleister wird Hersteller
Der Wissenschaftler bezeichnet das Unternehmen heute als Nanoscape 3.0. Durch Änderungen in der Geschäftsausrichtung hat sich die Firma seit ihrer Gründung mehrfach verändert. Im Jahr 2001 gestartet, lag der Fokus zunächst darauf, als reiner Dienstleister das eigene Know-how anzubieten. In den Jahren 2004/2005 wandelte sich das Unternehmen dann vom reinen Dienstleister hin zum Hersteller. Neben dem Aufbau eines eigenen Materialienportfolios verfolgte das Team eine Spezialisierung auf ausgewählte Bereiche, wo eine stärke Fokussierung auf Endprodukte möglich war. „Ende 2007, Anfang 2008 haben wir dann die zweite Veränderung durchlaufen, als wir einen Teil des Unternehmens an unseren italienischen Konkurrenten Saes-Getters verkauft haben“, berichtet Daniell. Damals hatte Nanoscape Materialien entwickelt, die in der Lage waren, sehr schnell Feuchtigkeit und Sauerstoff aufzunehmen und festzuhalten. Diese sogenannten Getter kommen beispielsweise in Displays oder Dünnschichtsolaranlagen zum Einsatz. Nanoscape testete damals unter anderem gemeinsam mit Osram, Philips, LG und Samsung an Nanopartikeln, die in diesem Bereich eingesetzt werden konnten.
Teilverkauf statt Expansion
Der kommerzielle Erfolg der entwickelten Materialien wäre an große Investitionen gebunden gewesen, beispielsweise für Personal im Labor, Produktion und Vertrieb. Das Gründerteam war bereit, diesen Schritt zu gehen, allerdings wurden auch Alternativen geprüft. Eine dieser Alternativen war es, ein Paket aus Kundenliste, Know-how und Patentanmeldungen zu schnüren und dieses Bundle dann zu verkaufen. Saes-Getters war zu dieser Zeit der führende Anbieter in diesem Bereich, im Gegensatz zu Nanoscape arbeiteten die Italiener jedoch mit Metallen und konnten so als Käufer gewonnen werden. Der Deal umfasste eine vierjährige Zusammenarbeit im Zuge derer dann der Technologietransfer durchgeführt wurde. Nanoscape partizipiert weiterhin über einen Royalties-Deal am Verkauf der Silikate.