Besser nicht auf Zeit setzen
Eine weitere wichtige Erkenntnis betrifft die Zeitschiene, in der Venture-Investitionen zum Exit geführt werden. Die Studie belegt eindeutig, dass die Chance einer erfolgreichen Realisierung nach sieben Jahren nach Erstengagement eines Wagniskapitalinvestors drastisch abnimmt und nach zwölf Jahren (analog zur typischen VC-Fondslaufzeit) sehr wenige Exits überhaupt noch gelingen. In anderen Worten: Hat ein Venture Capitalist eine Investition nach einer gewissen Zeitspanne noch nicht zum Exit geführt, dann ist die Chance, dass er das noch tun wird, extrem gering. Daraus können auch LPs und das Management der Portfoliofirmen wichtige Schlüsse ziehen: LPs werden heutzutage regelmäßig um Verlängerung des GP-Mandats über die reguläre 10+2-Fondslaufzeit hinaus gebeten. Die dabei ins Feld geführte Logik, der für die Investitionen verantwortliche GP erhielte damit die notwendige Zeit zur bestmöglichen Realisierung des immer noch nicht realisierten Portfolios, wird durch die Studie entkräftet. LPs sollten sich die im Rahmen solcher Aktionen anfallenden Management Fees, Carry Resets und eventuell sogar Fondsaufstockungen sparen und stattdessen eine Liquidation verfolgen. Dazu muss in erster Linie das GP-Mandat an einen Manager vergeben werden, der die zur Realisierung notwendigen Erfahrungen und Kenntnisse hat, wodurch LPs kurzfristig Rückflüsse und Renditen erwirtschaften können. Ein „Business as Usual“-Szenario mit dem bestehenden GP hat sich, wie die Studie belegt, als nicht zweckmäßig erwiesen.
„Zombies“ erwachen nicht zu neuem Leben
Eine andere von LPs oft gestellte Frage bezieht sich auf das schlummernde Renditepotenzial von sogenannten Zombie-Fonds, eben jenen, deren GPs bereits die reguläre Fondslaufzeit überschritten haben. Insbesondere Dachfonds im Sekundärmarkt denken angesichts des zunehmenden Angebots an Zombie-Fondsanteilen darüber nach, ob ein Einstieg in diese Fonds – mit attraktivem Abschlag zum NAV, dem, so die These, dann schnelle Realisierungen und Cash-Rückflüsse folgen – Sinn macht. Die Antwort ist nein, wenn der ursprüngliche Venture Capitalist am Ruder bleibt. Einige Dachfonds eruieren deshalb auch Strategien, wie sie nach ihrem Einstieg einem anderen Fondsmanager mit entsprechender Erfahrung die systematische Realisierung des Fonds anvertrauen. Auch aus Sicht der GPs, die auf „unrealized investments“ sitzen geblieben sind, ist es sinnvoll, aktiv Alternativen zum IPO oder M&A Exit, wie den Verkauf auf dem Secondary Direct-Markt zu prüfen.
Die Studie „European Venture Capital: Myths and Facts“ der BVCA und Dow Jones VentureSource finden Sie hier.