Hallo in eine andere Welt
Möchte man sehen, was sich hinter dem glasklaren und professionellen Webauftritt von twentyZen verbirgt, muss man sich in den alten Industrieteil der Stadt begeben. München, Sendling, Zenettistraße. Hier stehen historische Backsteingebäude, eingetaucht in sanftes Frühlingslicht; plötzlich das Blöken von Kühen, nebenan ein Schlachthof. Das Büro ist nicht leicht zu finden – das ziegelrote Gebäude mit der Nummer 20 trägt viele Firmennamen, nur nicht den von twentyZen. Ein freundlicher Passant weist darauf hin, dass sich das Start-up sehr wohl im Gebäude mit der Nummer 20 befinde, man möge doch bitte in den dritten Stock gehen. Dort angekommen, blickt ein abgenutztes rotes Sofa durch die Glastür, ein visitenkartengroßer Ausdruck weist auf den Sitz der Internetschmiede hin. Hallo in eine andere Welt.
Nächster Schritt nach Exist
Gestresst sehen Dirk Spannaus und Konsorten nicht aus an diesem frühen Mittwochmorgen. Eifrig packt er mitgebrachte Brezeln aus, der quirlige Wirtschaftsinformatiker ist Marketingbeauftragter und Journalistensprachrohr des Start-ups. Dabei gäbe es doch allen Grund für Hektik: Er und sein Team stehen kurz vor der Abgabe ihres Businessplans für die zweite Stufe des Münchner Businessplan Wettbewerbs, bei dem auch Investoren in der Jury sitzen. Eine große Chance für das junge Unternehmen, das nach dem Auslaufen des Exist-Gründerstipendiums im November 2012 dringend auf der Suche nach einer ersten Finanzierung ist. Für das Hauptprodukt „webzunder“ hat twentyZen mittlerweile 30 Testkunden, in ein bis zwei Monaten soll die Testphase auslaufen. Schon jetzt startet der Vertrieb, aber genau dafür bräuchte das Team mehr Manpower, und dafür wiederum frisches Kapital. Momentan leben die Gründer von privaten Ersparnissen. Auch die 25.000 EUR, die für die Gründung einer GmbH nötig sind, brachten Spannaus und Co. aus eigener Tasche auf. Im aktuellen Sprint, also Entwicklungsabschnitt, steht die Prüfung von Finanzierungsoptionen ganz oben. Doch jetzt gibt’s erst mal Frühstück. Spannaus bietet Kaffee an, nein, Milch sei nur in Pulverform vorhanden; alternativ gebe es noch Pfefferminztee.
Nicht stressen lassen
„Dauerstress bringt nichts, dann fehlt die Motivation und man kann nicht mehr durchhalten“, sagt Spannaus und blickt in die Runde. Sein Geschäftsführer-Partner Machleidt sitzt ihm direkt gegenüber, auf der anderen Seite des Raumes befinden sich zwei weitere Tische. Hier sitzen Marcel Pater und Tomasz Wójtowicz, der momentan einzige und freiberufliche Mitarbeiter des Unternehmens. Machleidt ist zuständig für Entwicklung und Finanzen, Pater ist technischer Leiter und verantwortet das Qualitätsmanagement. Wójtowicz stieß als letzter zum Team und arbeitet im Bereich Test und Entwicklung. Die vier teilen sich fünfzehn Quadratmeter als Büro, hinten noch ein Sofa, vor dem Fenster ein meterhoher Ficus. Links ein Regal mit Teebeuteln und Instantkaffee, im Bad am Ende des Flurs eine Dusche und Waschbecken mit Zahnpasta. Alles sieht benutzt aus.