Podiumsdiskussion zum deutschen Venture Capital-Markt

Moderator: Wie könnte es gelingen, mehr Kapital in den Venture Capital-Sektor zu lenken?

Kaserer: Wir müssen die steuerliche Diskriminierung zwischen Venture Capital- und anderen Investmentfonds beenden, und zwar bezüglich der steuerlichen Transparenz und der Umsatzbesteuerung. Zudem fordere ich seit Jahren, das Privileg der nachgelagerten Besteuerung auch auf andere Assetklassen auszuweiten und nicht wie bislang nur auf zertifizierte Altersvorsorgeprodukte zu beschränken.

Zeil: Ich stimme Ihnen zu, dass steuerliche Themen wie beispielsweise die Verlustbehandlung sehr wichtig sind und hier Verbesserungen nötig sind. Wir müssen aber sogar noch viel grundsätzlicher anfangen. In Start-up-Nationen wie den USA oder Israel entscheidet sich ein wesentlicher Teil der Hochschulabsolventen wie selbstverständlich für die Selbstständigkeit. Wir haben da noch enormen Nachholbedarf, was eine Gründerkultur und eine Kultur der zweiten Chance angeht. Wir müssen eine gesellschaftliche Diskussion darüber anstoßen.

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Zu den Gesprächspartnern:

Martin Zeil ist Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie und stellvertretender Ministerpräsident. Wolfgang Seibold ist Partner bei Earlybird Venture Capital und BVK-Vorstandsmitglied. Falk Strascheg ist Business Angel und Gründungsgesellschafter des Family Offices Extorel. Prof. Dr. Christoph Kaserer ist Co-Direktor des Center for Entrepreneurial and Financial Studies und Leiter des Lehrstuhls Finanzmanagement und Kapitalmärkte der TU München. Das Gespräch moderierte Dr. Marc Beise, Leiter der Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung.