VC Magazin: Wenn die europäischen Venture-Fonds in der Vergangenheit besser performt hätten, wäre es nicht nötig, erneut staatliche Hilfen in Anspruch zu nehmen…
Höppner: Die Performance, von der landläufig gesprochen wird, ist bis heute beeinflusst durch die Krise Anfang der 2000er-Jahre, als die Dotcom-Blase platzte. Dabei werden die Perlen nicht berücksichtigt, die heute in den Venture-Portfolien schlummern. Wenn Beteiligungen an so erfolgreichen Unternehmen wie Spotify, Angrybirds oder Shazam realisiert sind, werden die Investoren daran sehr viel Geld verdienen. Die Branche benötigt noch ein paar Jahre, um zu zeigen, was in ihr steckt. Ein EU-Dachfonds-Modell könnte hier eine Brücke bieten. Langfristig muss die Industrie aber natürlich auf eigenen Beinen stehen und eine entsprechende Performance zeigen.
VC Magazin: Die europäische Venture Capital-Industrie verändert sich. Statt der klassischen Frühphasenfonds entstehen immer mehr Inkubatoren und Company Builder, Super Angels und Serial Entrepreneurs machen von sich reden. Wie gelingt es der EVCA, diese neuen Player zu integrieren?
Höppner: Die Venture-Industrie beweist derzeit, dass sie innovativ ist und sich neuen Marktgegebenheiten anpassen kann. Die neue Bewegung in der Branche ist mehr als zu begrüßen, denn je mehr Möglichkeiten es für die Finanzierung junger Firmen gibt, desto besser. Das Prinzip bleibt ja gleich: Junge, nicht börsennotierte Unternehmen erhalten Kapital und Know-how. Übrigens sehen wir diesen Wandel auch bei den klassischen Venture-Fonds: Auch sie verhandeln beispielsweise über die Konditionen mit ihren Investoren neu oder antworten auf die veränderte Nachfrage mit regionalen oder sektorspezifischen Fonds. Es ist natürlich eine spannende Aufgabe für die EVCA, die neuen Player anzusprechen und zu integrieren. Allerdings müssen wir auch aufpassen: Wen wir in unserem Mitgliederkreis aufnehmen, der muss nachgewiesen haben, dass er verantwortungsvoll mit dem Kapital seiner Investoren umgeht und verantwortungsvoll investiert.
VC Magazin: Vielen Dank, Frau Höppner!
Zur Gesprächspartnerin:
Dörte Höppner ist Generalsekretärin der European Private Equity and Venture Capital Association (EVCA). Der Verband vertritt die europäische Beteiligungsbranche gegenüber Politik und Öffentlichkeit. Er zählt 700 Private Equity-Gesellschaften als Mitglieder, hinzu kommen 400 assoziierte Mitglieder.