VC Magazin: Welche Themen werden derzeit aus dem Mittelstand am häufigsten an die NRW.Bank herangetragen?
Güllmann: Der Mittelstand in Nordrhein-Westfalen setzt sich mehr und mehr mit der Energiewende und ihren Herausforderungen auseinander. Schließlich geht es bei Investitionen in Ressourcen- und Energieeffizienz nicht mehr nur um die Kostenersparnis. Stattdessen hat sich aus den nachhaltigen Wirtschaften zunehmend auch ein Wettbewerbsfaktor entwickelt. Das macht sich auch eindeutig in unseren Förderzahlen bemerkbar. Im letzten Jahr verzeichneten die Förderthemen „Umwelt, Klima, Energie“ und „Innovation“ mit die höchsten Zusagen. Insgesamt stieg etwa im Thema „Umwelt, Klima, Energie“ das Fördervolumen um 32% auf 1,2 Mrd. EUR. Der Anstieg ist insbesondere auf die energiebezogenen Programme wie den NRW.Bank.Effizienzkredit zurückzuführen, die von den Unternehmen sehr gut angenommen wurden und werden. Die Bank setzt sich sehr stark mit der Energiewende und wie man sie vorantreiben kann auseinander.
VC Magazin: Umwelttechnologien werden das bestimmende Thema der diesjährigen Private Equity Konferenz NRW sein. Welchen Stellenwert haben Beteiligungen an Unternehmen aus diesem Sektor für die NRW.Bank?
Güllmann: Der Begriff Umwelttechnologien umfasst für uns eine Reihe von Technologien und Zukunftsmärkten. Alleine das damit verbundene Themenfeld Energiewirtschaft ist für sich genommen sehr vielschichtig und umfasst verschiedenste Wachstums- und Innovationsfelder. Gerade in der Energieversorgung durch erneuerbare Energien gibt es im Moment sehr spannende Entwicklungen – weg von großen Energieversorgungsunternehmen hin zu dezentralen Energieanlagen, die von Bürgerinitiativen betrieben werden. Auf der Private Equity Konferenz werden wir uns daher auch den Finanzierungsmöglichkeiten für Bürgerbeteiligungen und Energiegenossenschaften widmen. Hier sehen wir ein großes Potenzial für die Weiterentwicklung der Energiewende. Generell sind wir als Förderbank aber auch bestrebt, Unternehmen mit nachhaltigen Ideen und Innovationen aus unterschiedlichsten Bereichen zu fördern. Das beginnt bei Innovationen im Bereich erneuerbarer Energien, geht über Entwicklungen von energieeffizienten Produktionsverfahren bis hin zu kreativen IT-Lösungen. Gleichzeitig sind wir aber auch dazu aufgerufen, ökonomisch abzuwägen, welche Entwicklungen mittel- und langfristig Marktpotenziale versprechen und welche Investition für das Land NRW und deren Bürger einen entsprechenden Mehrwert bieten.
VC Magazin: Die öffentliche Diskussion um die Energiewende dominieren vor allem die großen Energieversorger. Können KMU überhaupt einen Beitrag zu diesem Mammutprojekt leisten?
Güllmann: Die Energiewende kann nur umgesetzt werden, wenn jeder Einzelne mitanpackt – also auch Sie oder ich, oder eben die kleinen und mittleren Unternehmen im Land, zumal sie einen Großteil unserer Wirtschaft ausmachen. Vor diesem Hintergrund liegt es auf der Hand, diese Betriebe in den Prozess einzubeziehen. Grundsätzlich sind aus meiner Sicht zwei Dinge für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende entscheidend. Zum einen ist im Idealfall Energie an der Stelle zu erzeugen, an der sie auch verbraucht wird. Zum anderen schärft die eigene Erzeugung von erneuerbarer Energie gleichzeitig auch das Bewusstsein über deren Verbrauch. Dezentrale Energiesysteme wie Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, kurz KWK, sind daher ein wichtiger Schritt beim Erreichen der Ziele aus dem Klimaschutzplan der Landesregierung. Er sieht vor, dass die Treibhausgasemissionen bis 2050 um mindestens 80% reduziert werden. In KWK-Anlagen wird ein Brennstoff sowohl zur Strom- als auch zur Wärmeerzeugung genutzt. Das spart Rohstoffe und reduziert CO2-Emissionen, daher gibt es seit Anfang des Jahres den NRW/EU.KWK-Investitionskredit, mit dem wir Unternehmen bei Investitionen in KWK unterstützen.