Inkubatoren: Alter Wein in neuen Schläuchen?
Bei den Inkubatoren sehen wir gewisse Parallelen zu den Crowdfunding-Ansätzen: Der Markt versucht, differenzierte Produkte für die vielfältigen Unternehmensphasen und Finanzierungsanlässe zu entwickeln. Bereits Ende der 1990er-Jahre haben wir die unterschiedlichsten Inkubatoren und den Hype darum erlebt. Insofern betrachten wir diese Entwicklung heute zunächst sehr nüchtern. Dennoch sind Inkubatoren im Grunde ein sinnvoller Ansatz, bieten sie doch eine entscheidende Lösung für die Herausforderung in der frühen Unternehmensentwicklung: Der unternehmerisch erfahrene Investor begleitet und entwickelt das unternehmerisch unerfahrene Start-up-Team. Im Grundsatz ist das gut, jedoch müssen vor allem zwei Aspekte klar geregelt sein.
Sinnvoll, aber herausfordernd
Viele Inkubatoren sind gefährlich unterfinanziert. So mancher Investor scheut daher ein Investment in ein Inkubator-Start-up, das er im Zweifel in Folgerunden dann allein durchfüttern muss. Wenn das einzelne Business zudem nicht klar von anderen Start-ups abgegrenzt ist und unter Umständen sogar noch die Initiatoren der Inkubatoren eigene Aktivitäten mit unter das gemeinsame Dach geschoben haben, wird es erst recht schwierig. Inkubatoren funktionieren deshalb nur dann, wenn dahinter ein nachweislich erfolgreicher Serial Entrepreneur oder ein professioneller Venture-Fonds steht. Entscheidendes Erfolgskriterium eines Inkubators ist darüber hinaus die klare Fokussierung auf definierte Themen und damit verbunden eng eingebundene industrielle Partner. Vor diesem Hintergrund geben wir den von strategischen Investoren und Technologiekonzernen initiierten Ansätzen inhaltlich die größte Erfolgschance. Vor diesem Hintergrund sehen wir gerade in NRW interessante Ansätze und Chancen für Inkubatoren, beispielsweise mit den inhaltlichen Schwerpunkten Logistik, Media, Mobile oder Retail. Analog zum Crowdinvesting gilt daher auch für die Inkubatormodelle: Sie sind sinnvoll, aber herausfordernd. Und viele werden im Zweifel scheitern. Allerdings haben nach der Konsolidierung einige Inkubatoren in ausgewählten Technologiebereichen langfristig eine Chance.
NRW: Unterstützung durch regionale Seed-Fonds
Gerade die enormen Beteiligungspotenziale machen Nordrhein-Westfalen zu einem besonders attraktiven Investitionsstandort. Wenngleich hier – möglicherweise aufgrund seiner industriellen Historie – zahlreiche Family Offices, professionelle Business Angels und namhafte Beteiligungsgesellschaften beheimatet sind, reicht auch in NRW das Angebot an privatem Eigenkapital nicht aus, um die Nachfrage ausreichend zu decken, gerade auch in den frühen Investmentphasen. Umso erfreulicher ist es, dass in diesem Segment mit Unterstützung der NRW.Bank seit 2007 im Rahmen der Seed.Fonds.Initative inzwischen sieben regionale Frühphasenfonds mit einem Gesamtvolumen von rund 72 Mio. EUR aus der Taufe gehoben werden konnten. Die initiierten Fonds haben den Charakter von Privatfonds und werden durch professionelle, renditeorientierte Fondsmanager verwaltet. Bis heute konnten rund 70 Unternehmensgründungen finanziert werden.
Folgefonds und neue Modelle
Bei den Fonds ist in der ersten Fondsgeneration die Investmentphase weitgehend abgeschlossen und nun gilt es, die Beteiligungen erfolgreich zu entwickeln. Mindestens genauso wichtig ist es jedoch, für diese Seed-Fonds entsprechende Folgeaktivitäten aufzusetzen, damit die entstandene Dynamik, die mit übrigens aktuell ca. 15% Ausfallquote eine nur moderate Floprate zeigt, weiter genutzt werden kann. Dies könnte beispielsweise die Fortführung der bestehenden Strukturen in der Form von Folgefonds oder aber gegebenenfalls auch die Entwicklung von branchenorientierten Venture-Fonds sein. Eine weitere Alternative wären sicherlich Fondsstrukturen, die die exzellente Hochschullandschaft des Landes nutzen, um Technologien an den Markt zu bringen. Insgesamt sind wir also vergleichsweise gut aufgestellt in NRW, zu tun gibt es aber dennoch jede Menge.
Zu den Autoren:
Wolfgang Lubert ist Mitgründer und Vorstandsvorsitzender des Private Equity Forum NRW e.V. Dr. Peter Wolff ist Managing Partner des Frühphaseninvestors EnjoyVenture Management GmbH.