Zu diskutieren gab es genug auf der Alternative Investor Conference: Auch und gerade für alternative Anlageklassen brechen mit den bevorstehenden Regulierungsbestimmungen von AIFM, Solvency II und Basel III neue Zeiten an. Wenig verwunderlich war es daher, dass der regulatorische Rahmen immer wieder Gesprächsstoff auf der Bühne und am Stehtisch lieferte. Gerade in Bezug auf die AIFM-Gesetzgebung zeigten sich Investoren wie Manager enttäuscht: Per Ted-Abstimmung gaben 73% der Anwesenden an, dass das Regelwerk sein eigentliches Ziel, nämlich den Anleger zu schützen, nicht oder nur teilweise erreiche. 65% sehen im AIFM-Regelwerk keine Vorteile oder gar nur Nachteile für die Branche. Auf dem Podium führte BAI-Vorstandsvorsitzender Achim Pütz durch eine Diskussionsrunde mit Olivier Carré (Pwc), Britta Lindhorst (Auda) und Markus Wollenhaupt (Linklaters), die ebenfalls Kritikpunkte an der AIFM-Richtlinie vortrugen.
Weiteres Schwerpunktthema in Frankfurt war die noch junge Assetklasse Infrastruktur. Michael Barben (Partners Group) stellte die Bandbreite des Sektors vor, BAI-Geschäftsführer Frank Dornseifer diskutierte mit Uwe Bärenz (Pöllath+Partners), Prof. Dr. Jens Kleine (Steinbeis-Hochschule Berlin), Dr. Matthias Reicherter (Golding Capital Partners) und Christian Topp (Prime Capital) über kritische Aspekte bei der Due Diligence und der Bewertung von Infrastruktur-Anlagen. Der Tenor bei Speakern und Teilnehmern war klar: Auf dem Bereich Infrastruktur ruhen große Hoffnungen der Anbieter, aber auch der Investoren. 74% der Anwesenden gaben bei einer weiteren Ted-Umfrage an, in diesem oder im nächsten Jahr Infrastruktur-Investments zu planen. Allerdings liegt die bisherige Allokation in diesem Sektor bei den meisten Teilnehmern noch bei unter 5%, 36% gaben sogar an, noch überhaupt keine Investitionen im Infrastruktur-Bereich getätigt zu haben. Der Kongress scheint ein guter Indikator für den Gesamtmarkt zu sein: Viele Investoren zeigen derzeit großes Interesse an der Anlageklasse, Investmententscheidungen sind jedoch bislang ausgeblieben.
Vor zu großen Hoffnungen auf einen Run in Alternatives warnte denn auch Dr. Uwe Siegmund (R+V Versicherungsgruppe): Am Beispiel der eigenen Portfoliostrategie erläuterte er, warum Versicherungen bislang kaum auf alternative Anlagen setzen. Traditionelle Assetklassen böten demnach durchaus genug Alternativen zu niedrig verzinsten Staatsanleihen. Auch eine Diversifikation sei nicht nur über Assetklassen, sondern auch über andere Parameter wie Geografie, Instrumente oder Absicherungsspielarten zu erreichen. Außerdem wies Siegmund auf die unterschiedliche Herangehensweise der Versicherer hin: „Wir denken anders als Sie“, erklärte er den Fondsanbietern. Für Versicherer stünden die laufenden Erträge im Mittelpunkt, Liquidität und regulatorische Risiken seien weitere, aber nicht die zentralen Überlegungen. „So lange es in nahestehenden Assetklassen noch Alternativen gibt, werden sich Versicherungen schwer tun mit Alternative Investments“, dämpfte Siegmund den Optimismus der Branche.
Dennoch zeigten sich die meisten Kongressteilnehmer zuversichtlich. Auf großes Interesse stießen auch die Themen Private Debt, Private Equity und Secondaries.