Venture Office mit gutem Netzwerk
„Gute Ideen brauchen Kapital“, sagt Dr. Gerald Böhm, Geschäftsführer der Bio-Net Leipzig Technologietransfergesellschaft. Doch er weiß auch um die hohen Anforderungen, denen sich junge Gründer oftmals ausgesetzt sehen und für die Begriffe wie „Venture Capital“, „Corporate Venture“ und „Family Offices“ ebenso böhmische Dörfer darstellen wie das Dickicht der staatlichen Förderprogramme. „Das Venture Office der Bio-Net Leipzig Technologietransfergesellschaft unterstützt diese Gründer bei der Ansprache potenzieller Investoren“, erläutert Böhm. Die Geschäftsführung pflegt einen vertrauensvollen Kontakt zu verschiedenen Investoren und Fördereinrichtungen. Bei Bedarf optimiert das Venture Office die Unterlagen der kapitalsuchenden Unternehmen und moderiert den Kontaktprozess mit den Investoren. Auch die Suche nach Kooperationspartnern aus Wissenschaft und Industrie oder nach Ansprechpartnern aus den Bereichen Recht, Steuern oder Human Resources wird vom Venture Office unterstützt. „Unser Partnernetzwerk ist international“, erklärt Böhm und verweist insbesondere auf asiatische Kontakte im Corporate Venture-Bereich. Aber auch die klassischen Wagniskapitalgesellschaften sowie Family Offices, Business und Founding Angels gehören dazu.
Hilfe vom Freistaat
Geht es im weiteren Verlauf um konkrete Förderungen, ist in den meisten Fällen die Sächsische Aufbaubank (SAB) der erste Ansprechpartner. Die SAB fördert im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst sächsische Technologieunternehmen. Mit dem Programm „Forschung und Entwicklung – Projektförderung“ unterstützt der Freistaat Forschungsprojekte auf zukunftsorientierten Technologiefeldern, die der Entwicklung oder der Weiterentwicklung neuer Produkte und Verfahren dienen. Ein weiteres Programm dient der Förderung der Beschäftigung von Innovationsassistenten und hoch qualifiziertem Personal. Generell muss jedoch berücksichtigt werden, dass es sich bei den sächsischen Biotechnologieunternehmen in der Regel um relativ junge und forschungsintensive Unternehmen handelt, die noch nicht über marktgängige Produkte verfügen. Bei der Förderung im Rahmen der Forschungs- und Entwicklungsprogramme haben wiederum diejenigen Unternehmen gute Chancen, die neben der innovativen Produktidee und der Sicherung der Gesamtfinanzierung auch ein klar umrissenes Verwertungskonzept für die Phase nach Beendigung der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten haben. Da sich ein Großteil der sächsischen Biotechnologieunternehmen noch in der Entwicklungsphase befindet, sind darüber hinaus zur Finanzierung der Unternehmen besonders öffentliche Beteiligungsgeber wie der High-Tech Gründerfonds aktiv. Doch sobald diese Unternehmen innovative und marktgängige Produkte und Dienstleistungen entwickeln, werden sie auch für andere Kapitalgeber attraktiver.
Erfolgsbeispiele sind vorhanden
„Wir sind seit 1995 und aktuell mit dem Technologiegründerfonds Sachsen im ganzen Bundesland aktiv und kennen natürlich die Leipziger Szene recht gut“, bestätigt Dr. Christian Sternitzke, Investment Manager bei CFH. Er plädiert für eine Zusammenarbeit von jungen Gründern mit älteren Kollegen, die selbst bereits erfolgreich Unternehmen aufgebaut und Eigenkapital eingesammelt haben. Vor allem aber hätten nur jene Unternehmen eine Chance, Geld am Markt einzusammeln, „die zum einen genau erklären, was sie machen und in welchem Subsegment sie tätig sind, und die zum andern in der Lage sind, mit den großen Partnern am Markt schnell Kooperationen einzugehen“, so Sternitzke. Dabei biete die Bio City Leipzig aus seiner Sicht gute Unterstützung und könne gleichzeitig mit Erfolgsbeispielen aufwarten: „Unternehmen wie Vita34 oder c-LEcta haben gezeigt, dass man gründen, mehrfach Kapital einwerben und sich positiv entwickeln kann“, unterstreicht der Investor. Was nicht selbstverständlich ist, denn viele Investoren haben mit Life Sciences-Beteiligungen in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht und scheuen weiterhin Beteiligungen. Davon sei auch die Leipziger Biotech-Szene betroffen. Hoffnungen setzt Sternitzke jedoch auf das DFG-Forschungszentrum Biodiversität, das in den nächsten Jahren weitere Arbeitsplätze in der Forschung schaffen werde. „Hier könnte auch der Keim für die eine oder andere Unternehmensgründung liegen“, hofft Sternitzke.
Unternehmen müssen auf sich aufmerksam machen
Doch was können sächsische Biotech-Start-ups tun, um Venture Capital-Investoren anzulocken? Daniel Hübner, Beteiligungsmanager und Prokurist bei den S-Beteiligungen Leipzig, eine Tochtergesellschaft der Sparkasse Leipzig und einst Seed-Investor bei der erfolgreichen Ausgründung c-LEcta, rät im ersten Schritt zu einem professionellen Storytelling. „Die Unternehmen müssen mehr PR-Arbeit leisten“, so Hübner. Zwar seien die Firmen überwiegend gut aufgestellt und verfügten über ausgefeilte Konzepte, doch in vielen Fällen liege der Fokus hauptsächlich auf der technischen Kompetenz, was für den Erfolg des Produktes absolut wichtig sei. Oftmals kämen jedoch eine ausreichende Marktorientierung und unternehmerische Sichtweisen zu kurz. Hilfe und Unterstützung böten Einrichtungen wie die Bio City: „Kollaborationen und ein fokussierter sowie funktionierender Inkubator zur Förderung und Vernetzung sind für junge Unternehmen unabdingbar, um zu wachsen und sich für potenzielle Investoren interessant zu machen“, erklärt Hübner.