Der Bürger als Gläubiger
Die rein finanziellen Beteiligungen – von Unternehmen bzw. Stadtwerken teils mit Zwischenschaltung einer Bank oder Sparkasse initiiert – haben hier und da anschauliche Namen wie „Klimasparbrief“ oder „Sonnensparbrief“. „Der Bürger wird hier zum Gläubiger und erwartet am Ende sein eingesetztes Geld plus Rendite zurück“, sagt Gehles. Anlageformen wie Inhaberschuldverschreibungen, Genussrechte und stille Beteiligungen sind hier üblich.
AIFM-Richtlinie wirkt sich aus
Wie es insgesamt mit den Bürgerbeteiligungsmodellen in Zukunft weitergeht, hängt maßgeblich von der Umsetzung der europäischen AIFM-Richtlinie, die alternative Investmentfondsmanager reguliert, in nationales Recht ab. In Deutschland soll dies bis kommenden Juli im Rahmen des Kapitalanlagengesetzes geschehen. Ein Gesetzentwurf wurde bereits vom Kabinett beschlossen, muss aber noch durch Bundestag und Bundesrat. „Das Kapitalanlagengesetz wird wahrscheinlich gravierende Auswirkungen auf die Formen der Bürgerbeteiligung haben“, sagt Gehles. „Die vorgesehenen Anforderungen mit umfangreichen Verwaltungs-, Registrierungs- und Risikovorschriften dürften insbesondere kleinere Bürgerprojekte überfordern.“ Dadurch werde die Energiewende voraussichtlich zwar nicht insgesamt gebremst – aber es dürfte tendenziell zu einer Verlagerung hin zu großen Fonds und Investoren bzw. großen Projekten führen, während kleine wie z.B. eine Bürgersolaranlage auf dem Schuldach erschwert würden.
Energieagenturen nur selten Investoren
Die vor über 20 Jahren ins Leben gerufene EnergieAgentur NRW wird überwiegend vom nordrhein-westfälischen Umweltministerium finanziert und arbeitet in dessen Auftrag; ein weiterer Teil der Finanzmittel kommt zudem aus EU-Fördermitteln. Auf Länder- und auf regionaler Ebene gibt es zahlreiche Energieagenturen; die meisten sind beratend tätig, das heißt, sie vermitteln bestimmte Förderprogramme und setzen Kampagnen beispielsweise zum Energiesparen etc. um. Nur einige wie u.a. auch die Berliner Energieagentur und die Hessen-Energie tätigen eigene Investments.
