Euphorie und Ernüchterung
In die insgesamt positive Einschätzung zum Megatrend Cleantech mischen sich auch skeptischere Stimmen. „Nach der Euphorie ist eine gewisse Ernüchterung eingetreten“, sagt Maximilian Erb, Investmentmanager für Technologieunternehmen bei der landeseigenen NRW.Bank. Interessante Targets gebe es vor allem in Nischensektoren, wie z.B. im Smart Grid-Segment hinsichtlich der Digitalisierung des Stromnetzes sowohl bei der Hard- als auch bei der Software oder im auf Energieeffizienz ausgerichteten Markt Thermoelektrik, bei der Wärme in Strom umgewandelt wird. Die NRW.Bank investiert nur zusammen mit privaten Partnern. Überhaupt sieht Erb vor dem Hintergrund größerer Risikostreuung einen stärkeren Trend zu Konsortialfinanzierungen. „Cleantech ist zumeist viel kapital- und anlagenintensiver als Geschäftsmodelle, z.B. im Medien- oder Internetsektor; die Investoren brauchen oft einen längeren Atem, und es kann teilweise durch ungeklärte Regulierungsfragen zu Verzögerungen in der Marktentwicklung kommen.“
Schlechte Zeit für Exits
Bart Markus, General Partner bei Wellington Partners, sieht Cleantech momentan in einem Abwärtszyklus, die Probleme und Firmenpleiten insbesondere in der Fotovoltaik hätten die Stimmung sehr negativ beeinflusst. Bei diesem Marktumfeld sei jetzt auch nicht die Zeit für Exits. „Das Wachstumspotenzial wird momentan von den Käufern nicht honoriert, die Bewertungen und Multiples sind viel zu niedrig“, sagt Markus. Ein Problem für Venture Capital-Gesellschaften sei, dass der Cleantech-Bereich noch relativ jung sei und man bislang noch keinen ausreichend positiven Track Record aufweisen könne. Als positive Zeichen wertet Markus allerdings das wachsende Engagement von Corporate Ventures und zudem die Tatsache, dass in den Jahren des Aufwärtszyklus bereits jede Menge Unternehmen fusioniert hätten und schon etwas reifer und damit nun gute Opportunities seien. „Wir suchen insbesondere Geschäftsmodelle, die gut skalierbar sind; zugleich wollen wir vermeiden, dass man große Produktionskapazitäten aufbauen muss.“
Fazit:
Der Trend zu „grünen“ Technologien ist intakt, aber die politischen Unsicherheiten bremsen in Teilbereichen. Weiterhin lassen sich viele gute Ideen finden und durchsetzen. Deutschland befindet sich (noch) in einer Vorreiterrolle – innovativen Unternehmen eröffnen sich somit für die Zukunft auch sehr gute Absatzchancen für Produkte und Dienstleistungen in andere Länder, die künftig mit ähnlichen Fragen konfrontiert werden.