Ökostrom aus drei Quellen
Damit ihm und seiner Idee niemand zuvorkommt, macht Schütt ein Geheimnis aus den Verträgen der DZ-4 GmbH. Sie sind „eine Art Contracting, nur aufgepeppt“, nur so viel verrät der Geschäftsführer. „Es gibt sicherlich einfachere Branchen für ein Start-up als die Energiebranche“, gibt Schütt zu. „Aber haben wir Angst vor RWE, E.on und Co.? Nein. Die haben Millionen Kunden. Uns reichen wenige Tausend, damit sich unser Modell rechnet.“ Und dieses Modell geht so: Der DZ-4-Kunde ist im Grunde ein ganz normaler Stromkunde. Nur kommt sein Strom aus drei Quellen, erstens aus einer Fotovoltaikanlage auf dem eigenen Dach, zweitens aus dem daran angeschlossenen Speicher, drittens – als Ökostrom – aus dem öffentlichen Stromnetz. Die komplette Anlage wird von DZ-4 aufs Dach gebaut und dann entweder vom Kunden gekauft oder weiter vom Hamburger Start-up betrieben. „Im Betreibermodell machen wir das Gleiche wie E.on. Nur statt eines Kohlekraftwerks haben wir eben viele kleine Solaranlagen.“ Die Unternehmensgründer verstehen sich auch als ein Netzwerk der Besten: die besten Installateure, die besten Hersteller von Solaranlagen, die besten Speicher. „Wir kennen mehr als 100 Installateure persönlich, ich habe schon für mehr als 100 Mio. EUR Module eingekauft“, so Schütt. „Wir wissen inzwischen, was wirklich gut ist.“
Idee aus Kalifornien
In den USA sind bereits seit 2007 Unternehmen wie DZ-4 entstanden. „Solarcity“ zum Beispiel hat es im vergangenen Jahr sogar an die Börse geschafft. Schütt lebte zur Boomzeit der dezentralen Energieversorger in Kalifornien, hat die Entwicklung aufmerksam verfolgt. „Ich habe seitdem immer überlegt, wie man so etwas in Deutschland umsetzen könnte“, so der heutige Geschäftsführer. 2011 war die Zeit dann reif, Schütt machte ernst und kündigte seinen Job bei der Deutschen Bank. Das Problem: „Wenn wir über 1.000 Kunden sprechen, geht es dabei um 15 Mio. EUR an Investitionen“, erklärt Schütt. „Das Geld ist zwar werthaltig angelegt, aber eben auch langfristig gebunden. Solche Summen müssen irgendwo herkommen.“
Finanzierung mit strategischen Investoren
Umso wichtiger war es für das Start-up, schnell einen Investor zu finden. Im Juni 2012 entschloss sich das Unternehmen Watt & Wärme dazu einzusteigen. „Die hatten zunächsteine ähnliche Idee wie wir, standen vor der Frage Make or Buy. Wir hatten zu dem Zeitpunkt aber schon einen
Kenntnisvorsprung, deshalb sind sie letztlich lieber bei uns eingestiegen.“ Im Januar 2013 schließlich kam der Solardienstleister Suncycle dazu – wieder ein strategischer Investor. Allerdings wurde DZ-4 nun bereits höher bewertet. Denn mittlerweile lagen Erfahrungen aus verschiedenen
Modellprojekten vor.
Zu konservative Venture Capitalisten
In den USA, so glaubt Schütt, wäre trotzdem schon früher eine erste Finanzierungsrunde möglich gewesen. „Wir haben auch viele deutsche Business Angels angesprochen, unsere Geschäftsidee war denen aber zu abstrakt“, so Schütt. „Die Venture Capital-Industrie ist hierzulande eher risikoavers. Es ist deshalb sehr schwer für junge Gründer, an Geld zu kommen. Häufig stimmt bei den Investoren das Verhältnis von Risikoneigung, Renditeanforderungen und Anspruch auf Mitbestimmung überhaupt nicht.“ Für die dritte Finanzierungsrunde, die für das dritte oder vierte Quartal dieses Jahres geplant ist, orientiert sich DZ-4 deshalb in Richtung Ausland. Dort, so hofft Schütt, wird er auf der Suche nach einer Venture Capital-Finanzierung eher fündig werden. „Die nächste Runde soll zum Break-even führen, da geht’s also um ein paar Millionen Euro“, so Schütt. „Ein kleineres strategisches Investment reicht uns dann nicht mehr.“