VC Magazin: Herr Müller, wie sind Sie auf die Idee gekommen, Crowdinvesting auf den Energiesektor zu übertragen?
Müller: Wir arbeiten seit rund zwei Jahren an dieser Idee. Das Unternehmen wurde im Februar 2012 durch Peer Piske und mich gegründet. Da wir früher für institutionelle Unternehmen Fotovoltaikprojekte entwickelt und gebaut haben, wurden wir immer wieder aus unserem Freundes- und Bekanntenkreis gefragt, ob man sich an „unseren“ Projekten beteiligen kann. Dies mussten wir immer wieder verneinen, und so kamen wir auf die Idee, ein Produkt zu entwickeln, an dem sich jeder auch mit kleinen Beträgen beteiligen kann.
VC Magazin: Wie viele Projekte wurden bisher finanziert?
Müller: Gefundet wurden bisher zwei Projekte, zwei weitere sind momentan im Funding-Prozess – das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt bislang ca. 500.000 EUR. Wir denken, dass wir in diesem Jahr die Finanzierung von insgesamt etwa fünf Projekten auf die Beine stellen werden.
VC Magazin: Für welche Projekte bzw. Energie-Investitionen ist das Modell der Schwarmfinanzierung besonders geeignet? Sind damit auch größere Projekte möglich?
Müller: Diese Finanzierungsform ist gut auch für größere Projekte geeignet. Sie ist nicht auf bestimmte Energieformen beschränkt, sondern anwendbar auf alle Erneuerbare-Energien-Projekte – entweder weil die Menschen an der Energiewende mitmachen wollen, um dabei eine Rendite zu erzielen, oder weil sie künftig gemeinsam Energie produzieren möchten, um diese auch im eigenen Haushalt zu nutzen.
VC Magazin: Wer sind Ihre Anleger? Mit welchen Renditen dürfen sie rechnen?
Müller: Die Investoren sind querbeet gestreut, es zeichnet sich keine spezielle Anlegergruppe ab. Die durchschnittliche Anteilsgröße pro Anleger liegt bei ca. 1.500 EUR, und die Renditeerwartung bei etwa 5 bis 7% p.a. Es gibt allerdings z.B. auch Prestige- oder sonstige spezielle Projekte, wo die Renditeerwartung unter 5% liegt – dies hängt vom Einzelfall ab.
VC Magazin: Wo liegen die Vorteile von crowdEner.gy, wo lauern die Risiken?
Müller: Der Vorteil ist, dass jeder in einer transparenten Genossenschaft mitmachen kann, eine Stimme hat und an den Entscheidungsprozessen mit beteiligt ist. Natürlich sollen die Risiken minimiert sein, dies wird alleine schon bei Stellung des Fremdkapitals durch eine Bank kontrolliert und gesteuert. Auch durch z.B. Versicherungen sollen die Risiken minimiert werden; dies muss von Energieanlage zu Energieanlage individuell geprüft werden. Es gibt ähnliche Plattformen in U.K. und auch in den USA, die aber meines Wissens nicht mit den Genossenschaftsmodellen wie crowdEner.gy arbeiten.
VC Magazin: Was sind Ihre nächsten Ziele?
Müller: Wir wollen die Plattform auch für andere Technologien zur Verfügung stellen. Darüber hinaus möchten wir ins Ausland skalieren. Wir möchten einen Teil zur Energiewende beitragen, denn sie kann nur gelingen, wenn die Menschen mitmachen.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.