Lösung für die Stadtwerke
„Wir wollten nicht mit tierischem Marketingaufwand von Tür zu Tür gehen“, so Meyer-Delpho. „Dafür hätten wir ein hohes siebenstelliges Seed-Kapital gebraucht.“ Unnötig, so der Geschäftsführer. Denn: Die Stadtwerke haben bereits den engen Kontakt zu den Eigenheimbesitzern, für die das Online-Tool von Greenergetic gedacht ist. „Und die Stadtwerke suchen derzeit eine Lösung für ein wachsendes Problem: Ihre Kunden produzieren immer häufiger ihren eigenen Sonnenstrom und kaufen dadurch den Stadtwerken weniger Strom ab“, führt Meyer-Delpho aus. Der Grund: In den letzten Jahren ist die Einspeisevergütung stetig gesunken. Inzwischen ist es günstiger, den Strom vom Dach selbst zu verbrauchen. „Die Stadtwerke werden künftig am Markt verlieren. Mit unserem Rundum-sorglos-Paket können wir das Problem ein Stück weit lösen – die Stadtwerke verdienen über unser Internetportal Geld mit schlüsselfertigen Fotovoltaikanlagen.“ Alleine könnten die Stadtwerke das nicht schaffen, davon ist Greenergetic überzeugt. Der Geschäftsführer erklärt: „Fotovoltaikanlagen für Endkunden sind extrem kleinteilig, die Margen gering. Deshalb sind sie für viele Installateure und auch für die Stadtwerke über den klassischen Vertriebsweg nicht interessant.“
Die individuelle Fotovoltaikanlage
Für Florian Meyer-Delpho ist das Modell von Greenergetic die logische Konsequenz der letzten Jahre. Seit 2005 hat er das Unternehmen pvxchange aufgebaut, ein B2BHandelsportal für Fotovoltaikanlagen. Im Spitzenjahr 2010 lag das Handelsvolumen bei rund 300 Mio. EUR. Mit Greenergetic geht der 33-Jährige den nächsten Schritt. „Immer mehr Kunden wollen ihre Fotovoltaikanlage selbst bauen. Das ist aber ein relativ komplexer Prozess.“ Ein standardisiertes Online-Tool, das diesen Prozess gleichermaßen verständlich wie detailliert abbildet, gebe es bisher nicht. Diese Marktlücke will das Start-up schließen.
Schnelle Seed-Runde
„Wir haben relativ früh eine Seed-Finanzierung bekommen. Das war wichtig, weil wir sehr aggressiv in den Markt eintreten wollten, um uns so schnell wie möglich als Partner der Stadtwerke etablieren zu können.“ Das Venture Capital kam von Howaldt Energies und dem Gründerfonds Bielefeld-Ostwestfalen, hinter dem eCapital entrepreneurial Partner stehen. Meyer-Delpho kannte beide Investoren schon lange.
Ausblick
Inzwischen ist das Online-Tool einsatzbereit. Mit den Stadtwerken Aachen hat das Start-up bereits einen großen Kunden gewonnen. Ab Mai ist das Tool über die Website verfügbar. „Der Endkunde hat mit uns überhaupt nichts zu tun“, so Meyer-Delpho. „Wir steuern alle Prozesse im Hintergrund, das heißt, die Stadtwerke bleiben der direkte Ansprechpartner, haben jedoch nur sehr wenig Aufwand.“ Bis Ende des Jahres sollen 19 weitere Stadtwerke folgen. „Unser Ziel ist es, ihnen ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu bieten. Wir helfen zum Beispiel, die richtigen Marketingmaßnahmen durchzuführen“, erklärt der Unternehmer. Die nächsten zwei Jahre wird Greenergetic noch in Deutschland beschäftigt sein, schätzt er. Langfristig blickt das Unternehmen aber auch ins Ausland. „Interessant sind Märkte, in denen der Strompreis relativ hoch ist. Spannend wäre zum Beispiel Italien“, deutet Meyer-Delpho an.