In jüngster Vergangenheit mehren sich aber auch Tertiaries-Deals, wie die Beispiele FTE automotive oder Kautex Maschinenbau zeigen. Verantwortlich für dieses Phänomen ist der anhaltend schwache Dealflow an proprietären Situationen aus dem Mittelstand sowie die aggressiven Bewertungs-Multiplikatoren von ausländischen Großkonzernen bei strukturierten Verkaufsprozessen. Von daher waren und sind viele unter starkem Anlagedruck stehende Private Equity-Häuser dankbar, dass sie von ihren Wettbewerbern nach einigen Jahren Halteperiode deren Portfoliobeteiligungen zu fairen Preisen übernehmen können.
Lange Zeit wurden hierzulande Secondaries in der Private Equity Community als Überbrückungslösung für die allseits erwartete, aber noch nicht erkennbare Exit-Welle aus dem Mittelstand angesehen. Schließlich hat sich vielerorts die Meinung durchgesetzt, dass bei einem Primary Buyout die „Quick Wins“, wie offensichtliche Kostensenkungspotenziale oder die Optimierung des Working Capital Managements, bereits größtenteils abgearbeitet werden. Zudem sind Bedenken sicherlich nicht zu ignorieren, dass Managementteams nach einem erfolgreichen Primary Exit bereits hinreichend Vermögen hinter die Brandschutzmauern verlagern konnten und von daher bei einem Secondary tendenziell eine eher risikoreiche Unternehmensstrategie verfolgen.
Interessanterweise wurde jetzt im Februar 2013 eine breit angelegte empirische Studie der Boston Consulting Group in Kooperation mit der Handelshochschule Leipzig veröffentlicht, die zu zwei überraschenden Ergebnissen gekommen ist: Zum einen wurde nachgewiesen, dass Investoren bei Secondaries leicht höhere Renditen als bei Primary Buyouts erzielen. Zum anderen weisen Secondary-Transaktionen für Investoren ein signifikant geringeres Risikoprofil als Primaries auf. Was sind die Gründe hierfür?
Während bei einem ersten Buyout die Fokussierung des Geschäftsmodells sowie die Optimierung der internen Prozesse und Cashflows im Vordergrund stehen, werden bei Secondaries Wachstumsstrategien und Add-on-Akquisitionen auf die Agenda gesetzt. Gerade Buy & Build-Konzepte bieten hierbei einen hohen Werthebel, da sie neben Synergien und Multiplikator-Arbitrage auch Größenvorteile ermöglichen und damit zugleich auch die späteren Exit-Chancen verbessern. Ferner verfügen Unternehmen bei einem Secondary Buyout über erprobte Business-Modelle und professionelle Reporting-Systeme. Entsprechend ist hier das Risiko signifikanter Abschreibungen auf das investierte Eigenkapital deutlich geringer als bei Primary-Transaktionen, die bei einem Closing noch die eine oder andere unentdeckte „Leiche“ im Keller vorweisenkönnen.
Wie bereits in den USA zu beobachten, wird der Anteil an Secondary- und Tertiary-Transaktionen hierzulande weiter steigen und sich bei 50% einpendeln. Finanzinvestoren müssen dabei neue Spielregeln beachten: Renditen müssen mit operativen Wertsteigerungsmaßnahmen und nicht mit ausgereizten Akquisitionsfinanzierungen erzielt werden. Weiterhin sind bei Buy & Build-Strategien deutlich längere Halteperioden unausweichlich.