Spin-offs aus der Wissenschaft
Spin-offs aus wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen sind nicht minder herausfordernd, wenn auch auf einer anderen Ebene. „Produkt oder Technologie sind zumeist sauberer und klarer definiert“, erklärt Wolff, „doch fehlt häufig die investorennotwendige Marktnähe.“ Unterschiedliche Mentalitäten tun ein Übriges. „Industrieerfahrene Ausgründer tun sich naturgemäß leichter mit Themen wie strategischen Partnerschaften, Controlling, Marketing oder den überlebensnotwendigen Vertriebsprozessen. Zudem sind sie offener für pragmatische Lösungen und adaptieren veränderte Rahmenbedingungen schneller auf das eigene Geschäftsmodell.“ Demgegenüber sei die Lernkurve für Wissenschaftler und Forscher deutlich größer. „Viele Wissenschaftler sind zum ersten Mal mit der hohen Taktung eines Unternehmens und des Marktes konfrontiert“, so Wolff. Überdies gestaltet sich die Netzwerkarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft häufig aufwendiger und schwieriger, als zwischen Industrievertretern. Anders ausgedrückt: Wer aus einem wissenschaftlichen Institut ausgründet, muss auch bereit sein, den berüchtigten „Elfenbeinturm“ zu verlassen. „Menschen, die sich aus Konzernen ausgründen, haben den universitären Gründern viel an Berufs- und Lebenserfahrung voraus“ meint Dr. Bernd Geiger, Geschäftsführer der Triangle Venture Capital Group. „Wenn man dafür als Investor erst noch zahlen muss, wird das bekanntermaßen recht teuer“, so Geiger. Andererseits garantiert eine Verbindung zum Mutterinstitut ein hohes Maß an Methodenkompetenz, personelle Unterstützung sowie eine gute Reputation. Ist darüber hinaus die Patentsicherheit gegeben, ist eine weitere wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Markteintritt erfüllt. Überhaupt können wissenschaftliche Ausgründungen mit großen Vorteilen aufwarten. „In der unabhängigen Forschung werden die Grundlagen für Produkte von übermorgen erdacht, wohingegen man sich in der konzerneigenen Produktentwicklung oft nur schrittweise vom Bestehenden weiterentwickelt“, betont Geiger. „Ein großes Sorgenkind ist immer das geistige Eigentum (IP), weil damit im Konzern Geld verdient wird. Die IP herauszulösen und die Trennlinien zu ziehen ist ein großer Aufwand.“
Solide Basis für Investoren
„Viele Investoren werden sich in Konzern-Spin-offs probieren“, meint Meise, „doch nicht alle werden erfolgreich sein.“ Spin-offs stellen hohe Anforderungen an das operative Geschick, verbunden mit der Liebe zum Detail – in vielen Fällen reicht die klassische Due Diligence nicht aus. Ein Problem ist auch die immer noch zu geringe Zahl technikaffiner Fonds. „Dazu muss man auch als Investor ein richtiger Unternehmer sein“, schränkt Geiger ein. „Da ist es für viele Venture Capital-Gesellschaften doch leichter, die Internetblase wieder aufleben zu lassen, da ist dann auch etwas mehr Party dabei.“ Wolff ergänzt, dass im Gegenzug aber auch viele Unternehmen lernen müssten, eng mit Investoren und anderen Gesellschaftern auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten und einen Teil ihrer Verantwortung zu teilen. „Auch Konzerne müssen mal loslassen.“