Neun Fragen an Fredrik Keitel von Clans.de

VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Ihr Start-up?

Keitel: Mein Gründungspartner und ich bemerkten, dass Clans und ihre Spieler Bedürfnisse haben, die entweder gar nicht oder nur unzureichend gedeckt wurden. Eine eigene Clanwebseite zu programmieren erfordert Know-how, verursacht Kosten und erfordert Zeit. Da wir beide „Veteranen“ in der Games-Branche sind und wir die URL Clans.de/.at/.ch/.tv besaßen, war die Idee auch umsetzbar. Wir bieten Clans einen Webseitenbaukasten, mit dem jeder Clan in weniger als einer Minute seine eigene kostenlose und völlig auf ihn zugeschnittene Webseite basteln kann. Zusätzlich können sich alle Clans und Spieler durch Foren, Chat, News-Stream sowie andere Tools & Apps untereinander verbinden und organisieren.

Clans de MobileVC Magazin: Wie haben Sie die erste Finanzierung Ihrer Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?

Keitel: In der Anfangsphase hatten wir einen steinigen Weg und haben die Firma erst einmal aus eigener Tasche finanziert. Mit Hilfe unseres ersten Prototyps gewannen wir dann private Investoren/ Business Angels und nach dem offiziellen Launch der Webseite waren weitere Geldgeber begeistert. Im Zeitraum von August – September werden wir nochmal die Türen für eine vorerst letzte Investorenrunde öffnen, danach ist das Ziel aus eigener Kraft profitabel zu werden.

VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden?

Keitel: Ich war schon immer selbstständig und mein Gründungspartner ist auch eher ein Macher-Typ. Da wir uns schon 15 Jahre durch die Games-Branche kannten, war für mich auch sofort klar, mit wem ich gründen würde. Von daher war der Weg zum eigenen Start-up für uns natürlicher und simpler als für viele andere.

VC Magazin: Wenn Sie auf Ihre bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblicken: Welche Entscheidungen würden Sie erneut treffen?

Keitel: Da ich zum ersten Mal als Entrepreneur ein Start-up gegründet habe, war es vorprogrammiert, dass ich noch Zeit zum Lernen benötigen würde. Glücklicherweise habe ich mit dem richtigen Partner gegründet und zusammen konnten wir ein erstklassiges Team zusammenstellen.Ich bin stolz darauf, dass wir nur mit einer Vision und unseren Fähigkeiten im Gepäck, damals die innere Stärke besaßen, es auch zu probieren. Von daher würde ich vielen raten, einfach mal den Mut zu haben, etwas zu probieren, solange man nicht Haus und Hof auf eine Karte setzt, kann man eigentlich nicht verlieren, da man immer einen enormen Lerneffekt mitnimmt.

VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhaften Erfahrungen konnten Sie besonders viel lernen?

Keitel: Wie viele andere habe ich überschätzt, welchen Stellenwert die eigentliche Idee hat und unterschätzt, wie wichtig ein Team ist, welches diese Idee auch umsetzen kann. Inzwischen würde ich mich auch stärker auf unser Produkt und die Umsetzung konzentrieren und weniger versuchen, anderen unsere Vision näher zu bringen. Skeptiker überzeugt man besser mit Taten, als mit Worten. Aber alles in allem haben die Fehler oft den stärksten Ausschlag für meine Lernkurve bedeutet, d.h. solange Fehler nur zu Lagerfeuern und nicht gleich zu Waldbränden führen, sind sie herzlich willkommen.

VC Magazin: Was sind aus Ihrer Sicht bei den Rahmenbedingungen hierzulande der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?

Keitel: Deutschland ist weltweit ein Standort der Innovation und bietet tolle Rahmenbedingungen im Bereich der Infrastruktur. Wenn wir uns aber mit dem Ökosystem der USA oder sogar Israel vergleichen, offenbaren sich leider noch größere Unterschiede. Insbesondere die träge Bürokratie, ein noch sehr junges Start-up-Umfeld, weniger Know-how in der Szene und schlechterer Zugang zu Kapital sind Hinderungsgründe, um international aufzuschließen. Ich hoffe mit mehr globalen Playern aus Deutschland und entsprechenden Exits wird sich im Bereich Business Angels, VC-Gelder und Erfahrung in der Branche einiges verbessern. Außerdem denke ich, dass Deutschland in den nächsten Jahren sehr große Schritte in die richtige Richtung machen wird, man darf nicht vergessen, wie jung die Szene selbst in den USA ist.

VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Sie als Vorbilder oder Idole sehen?

Keitel: Ja, zahlreiche! Steve Jobs, Bill Gates, Elon Musk, Sir Richard Branson, Mark Zuckerberg, Max Levchin, um nur einen kleinen Auszug zu bieten. Ich finde es sehr faszinierend, was diese Menschen vollbracht haben und noch vollbringen werden. Neben diesen bekannten Unternehmern gibt es aber auch sehr viele Unbekannte, die auch tolle Produkte gebaut haben und Visionen nacheifern. Die Kreativität und Furchtlosigkeit dieser Visionäre und den Willen, den Status Quo anzufechten, finde ich immer wieder inspirierend.

VC Magazin: Welche drei bis fünf Apps für Smartphones sind die wichtigsten Helferlein in Ihrem Alltag?

Keitel: Twitter, Quickylitics, Audible, Passbook und die neue Google App (insbesondere Kalender-Synchronisierung mit dem Smartphone)

VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Ihr Start-up und Ihre unternehmerische Zukunft aus?

Keitel: Wir wollen unser Produkt noch runder machen und als Folge dessen unsere Mitglieder zufriedener. Außerdem steht im nächsten Jahr die internationale Skalierung unseres Services an, von daher ist mittelfristig unsere Planung, weltweit die Anlaufstelle für Clans und ihre Spieler zu werden. Mir war das bei der Gründung noch nicht wirklich klar, aber eigentlich habe ich mein ganzes Leben schon voller Begeisterung dem Entrepreneurleben nachgestrebt. Das ist meine Leidenschaft, von daher werde ich mittelfristig probieren, möglichst viel dazuzulernen, und sehe mich fest verankert im deutschen Start-up-Ökosystem.

 

Fredrik Keitel ist Gründer von Clans.de.