VC Magazin: Sind „Spin-offs aus Konzernen“ wirklich ein Erfolgskonzept für Investoren?
Geiger: Muss man differenziert sehen: Die Menschen die sich aus Konzernen ausgründen, haben viel den Uni-Gründern voraus – sowohl Berufs- als auch Lebenserfahrung. Wenn man dafür als Investor erst noch zahlen muss, wird das bekanntermaßen recht teuer. Allerdings haben Uni-Spin-offs sehr deutliche Vorteile gegenüber den Geschwistern aus dem Konzern. In der unabhängigen Forschung werden die Grundlagen für Produkte von übermorgen erdacht wohingegen man sich in der Konzerneigenen Produktentwicklung oft nur schrittweise vom Bestehenden weiterentwickelt. Ein großes Sorgenkind ist immer das geistige Eigentum, die IP, weil da ja im Konzern damit Geld verdient wird. Die IP rauszuziehen und Trennlinien zu ziehen ist ein ziemlicher Aufwand. Die Gründer sagen natürlich „alles kein Problem“ – aber bekommen sie einen Persilschein vom Konzernanwalt? Das ist immer der Lackmusstest! Grundsätzlich kann man aber sagen (und da gibt es auch Untersuchungen vom ZEW), dass die Überlebenswahrscheinlichkeit von einem Konzern-Spin-off größer ist als der von Uni -Spin-offs. Das ergibt sich auch aus der Lebenssituation, das Business das ausgegründet wird ist oft stabiler aber eben auch traditioneller und somit weniger risikobehaftet. Die Gründer sind meistens älter, haben Familie und wollen auch nicht unbedingt die Expansionsrisiken, die mit einem Venture Capital-Investment einhergehen, auf sich nehmen.
VC Magazin: Von welchen Spin-offs sprechen wir? Den Gründern mit ihren innovativen Ideen? Oder von unrentablen Konzernteilen, die vom Mutterkonzern abgestoßen werden? Was steht also im Mittelpunk: Wachstum oder Restrukturierung?
Geiger: Es muss nicht alles auch für den Start-up unrentabel was für die Großwetterlage des Konzerns unrentabel ist. Da können super Hebel dabei sein, die im Konzern einfach nicht „reingepasst“ hatten. Oder denken Sie an unser Start-up 20/10 Perfect Vision, dort haben wir ein Konzernteil von Bausch & Lomb mit einem Uni Start-up „veredelt“ und für ein vielfaches zurückverkauft – da kann ganz schnell auchmal 1+1 = 10 werden! Es viele Wege die nach Rom führen, man muss es nur intelligent machen.
VC Magazin: Gibt es zu wenig „junge“ Gründer bzw. klassische Start-ups? Gewinnen Konzern-Spin-offs deswegen an Bedeutung?
Geiger: Es gab schon immer viele Ausgründungen aus Konzernen. Ein klassischer Weg ist z.B. dass ein interner Teil der Wertschöpfungskette ausgelagert wird, freiwillig oder unfreiwillig. Viele Ingenieurbüros sind so entstanden, die damit dann auch ihren Kundenkreis signifikant vergrößert haben. Nur das sind natürlich keine Spin-offs die Investoren anziehen.