VC Magazin: Amerikanische Studien gehen von einem mehrere Billionen US-Dollar schweren Markt für neue Materialien aus, trotzdem ist die Zahl der deutschen Beteiligungsgesellschaften, die sich auf diesen Bereich spezialisiert haben, recht überschaubar. Wo liegen Ihrer Meinung nach die Gründe dafür?
Brandkamp: Viele Investoren sind an guten Beteiligungsmöglichkeiten im Feld der neuen Materialien sehr interessiert. Gute Start-ups aus diesem Segment sind gesucht und können aus verschiedenen Quellen auch eine Finanzierung zusammenstellen. Eine Spezialisierung auf neue Materialien kommt für Venture Capital-Gesellschaften in der Regel nicht infrage. Denn den hohen Chancen stehen ebenso hohe Herausforderungen gegenüber. Insbesondere der hohe Kapital- und Zeitbedarf relativieren die Bereitschaft, in das Themenfeld neue Werkstoffe zu investieren. Die Material Science Investments werden gern als chancenreiche „Langläufer“ im Portfolio mancher Fonds gesehen.
VC Magazin: Wie bewerten Sie die Verfügbarkeit von Venture Capital für Unternehmen aus diesem Bereich?
Brandkamp: Neue Werkstoffe und innovative Materialien begeistern Investoren, da sie die Grundlage für viele Sprunginnovationen bilden. Wenn z.B. Leichtbauwerkstoffe im Automobil zum Einsatz kommen und zugleich gut durch Patente abgesichert sind, können sich dauerhaft erhebliche Werte ergeben. Allerdings sind die Hürden hoch: In der Regel sind Produktionsanlagen erforderlich, die entwickelt und beschafft werden müssen. Neue Materialien kommen meist erst in neuen Produktzyklen beim Kunden zum Einsatz und erfordern Änderungen der Produktionsabläufe. Ein Verbundwerkstoff wird ganz anders verarbeitet als Stahl. Daher brauchen Investoren nicht nur viel Kapital, sondern auch einen sehr langen Atem.
VC Magazin: Wie reagieren Investoren auf diese Herausforderungen?
Brandkamp: Venture Capital-Investoren investieren nur in disruptive Innovationen in zumeist ausgereifteren Unternehmen. Eine immer wichtigere Rolle kommt Corporate Venture-Investoren und ausgewählten Privatinvestoren zu, da sie die Märkte und Herausforderungen kennen, einen Zugang zu den Kunden bieten und zumeist auch einen langen Atem haben. Für gute Werkstoffthemen sollten die Investoren sich zusammentun. Wenn Unternehmer die richtigen Partner zusammenholen, steht auch Kapital für Werkstoffunternehmen zur Verfügung.