VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Ihr Start-up?
Buttler: Die Idee zu CaloryGuard kam aus dem Familienumfeld. Zum damaligen Zeitpunkt wollte meine Frau Christina gerade Gewicht verlieren und hat dazu viel gelesen, analysiert und ausprobiert und schließlich ein eigenes Tagebuch geführt. In diesem notierte sie feinsäuberlich alle Mahlzeiten auf ein Blatt Papier und rechnete sich in Fleißarbeit aus, wie viel Kalorien alle Mahlzeiten hatten. Mit dieser Methode reduzierte Christina sehr erfolgreich ihr Gewicht, ohne dabei hungern zu müssen. Als Christina und ich nun während eines intensiven Brainstorming nach neuen Ideen für unseren zukünftigen Karriereweg suchten, kamen wir auf die Idee, Christinas Abnehmerfolg und meinem Wissensdurst nach neuen Technologien so zu kombinieren, dass auch Andere mit modernen Methoden erfolgreich ihr Gewicht und damit auch ihre Gesundheit verbessern können. Das Timing war perfekt, da Apple genau zu diesem Zeitpunkt den App Store vorgestellt hat. Wir gründeten das Unternehmen „BlueBamboo.de Apps“. Zu dem Zeitpunkt war ich auf Vollzeit als Softwareentwickler und Christina im Verkauf angestellt. Parallel planten wir unsere Auswanderung in die USA, die im September 2008 auf uns zukam.
VC Magazin: Wie haben Sie die erste Finanzierung Ihrer Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?
Buttler: Die Finanzierung wurde komplett aus privaten Mitteln gestemmt, da am Anfang nur geringe Kosten entstanden sind. Alle Aufgaben wurden selbst ausgeführt (Design, Entwicklung, Support, QA, Marketing, Distribution). Später wurden Teile der Einnahmen benutzt, um Werbung, PR und die Portierung auf andere Plattformen zu finanzieren. Da am Anfang der Erfolg des Apps nicht abzusehen war, wurde keine Suche nach Kapitalgebern gestartet.
VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden?
Buttler: Bereits zu Beginn meines Studiums faszinierte mich die Idee des Freelancers oder sogar des Firmengründers. 2006 gründete ich neben meinem Vollzeitjob als Entwickler eine Arbeitnehmerüberlassungs-Firma, die IT-Fachkräfte vermitteln und einsetzen sollte. Obwohl das Unternehmen nicht so gestartet ist, wie erhofft, und schließlich Mitte 2007 wieder aufgelöst worden ist, lernte ich extrem viel über Firmengründung, Führen eines Unternehmens und Marketing. Die unterschiedlichen beruflichen Hintergründe von Christina und mir haben für die Firmengründung eine perfekte Kombination ergeben. Ich hatte bereits Erfahrung in der Firmengründung und das technische Know-how, um unsere Idee umzusetzen. Christina hat das verkäuferische Talent sowie Erfahrung in Marketing und Design.
VC Magazin: Wenn Sie auf Ihre bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblicken: Welche Entscheidungen würden Sie erneut treffen?
Buttler: Ein eigenes Unternehmen zu gründen, ist immer ein großes Risiko, da der Erfolg niemals garantiert ist und ggf. Existenzangst dazu kommt. Trotzdem würden wir es immer wieder hin, wenn wir eine gute Idee haben. Auf eine neue Technologie zu setzen (in diesem Fall auf iOS / Objective-C) und darüber hinaus auf neue Vertriebswege war die richtige Entscheidung, auch wenn es eine große Lernkurve erfordert hat.
VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhaften Erfahrungen konnten Sie besonders viel lernen?
Buttler: Vorbereitung ist alles. Wenn man eine Firma gründet, sollte man alle Rahmenbedingungen kennen. Bei unserer ersten Firma kannten wir zwar die Gesetzgebung, aber nicht alle Rahmenbedingungen und auch nicht die Industrie. Dadurch und dass wir nicht 100% unserer Zeit darin investiert haben, ist die Unternehmung gescheitert.
VC Magazin: Was sind aus Ihrer Sicht bei den Rahmenbedingungen (z.B. Gesetzgebung, Förderpolitik, Mentalität, …) hierzulande der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?
Buttler: In Deutschland ist es immer noch recht schwer, Investoren zu finden. Seit Ende 2012 wohnen wir in Silicon Valley, Kalifornien und sehen, wie eine optimale Landschaft für Jungunternehmer aussehen könnte. Investoren sind einfach zu erreichen und Kapital ist vorhanden. Die Risikobereitschaft ist höher, aber im Gegenzug auch der potentielle Gewinn. Neben der Finanzspritze ist aber auch das Mentoring von erfahrenen Unternehmern und Verbindungen zu anderen Unternehmen extrem wichtig. Davon gibt es in Deutschland meiner Meinung nach aktuell noch zu wenig.
VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Sie als Vorbilder oder Idole sehen?
Buttler: In unserer Branche sehen wir erfolgreiche App-Entwickler als „Vorbilder“ an, z.B. Rovio mit ihrem Erfolg mit Angry Birds, aber auch Indie Entwickler, die große Hits im App Store hatten. Wir versuchen, aus ihrem Erfolg zu lernen, und es selbst anzuwenden.
VC Magazin: Welche drei bis fünf Apps für Smartphones sind die wichtigsten Helferlein in Ihrem Alltag?
Buttler: Reeder: Hält uns auf dem Laufenden und trägt Neuigkeiten von verschiedenen Quellen zusammen (u.A. MacRumors, Cocoa Controls, Ray Wenderlich), AppSales Mobile: Tägliche Finanzreports, AppRanking / AppAnnie: tägliche Ranking-Reports für alle wichtigen App Stores, RunKeeper: Tracken von Bike-Trips und Jogging, Zeit: personalisierte Nachrichten App
VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Ihr Start-Up und Ihre unternehmerische Zukunft aus?
Buttler: Mittelfristig wollen wir weitere Plattformen erschließen, weitere Partnerschaften eingeben (wie bereits mit Withings geschehen) und die Anzahl der Integrationen erweitern. Weiterhin wollen wir weitere Länder außerhalb des DACH-Bereichs erschließen. In Spanien und Frankreich konnten wir bereits erste Erfolge verbuchen. CaloryGuard ist aktuell das führende Kalorien-App in der DACH-Region mit mehr als 600.000 Downloads und einem Stammplatz in der Top 10 (Gesundheit & Fitness). Wir haben noch eine sehr lange Liste mit Ideen, die wir noch nicht umsetzen konnten und sind offen für Gespräche mit potentiellen Investoren.
Zum Gesprächspartner:
Falko Buttler ist gemeinsamt mit Christina Buttler Gründer und Geschäftsführer des App-Herstellers BlueBamboo.de Apps, unter denen auch die erfolgreichste Diät- und Gesundheits-App im gesamten deutschsprachigen Raum CaloryGuard Pro (www.caloryguard.com) vermarktet wird.